Wie ein Verein Grossraubtiere in den Fokus rückt
Der Verein CH Wolf feiert sein 10-Jahr-Jubiläum mit der Ausstellung «Begegnung mit dem Wolf, Bär und Luchs» im Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben in Einsiedeln. Vorträge und Filme runden das vielfältige Programm ab. Die Ausstellung dauert bis am 11. September.
MAGNUS LEIBUNDGUT
Eigentlich wollte der Einsiedler Verein CH Wolf sein Jubiläum im letzten Jahr feiern – schliesslich wurde er im Jahr 2011 gegründet. Doch die Corona-Pandemie machte diesem Unterfangen einen dicken Strich durch die Rechnung. Nun geht das 10-Jahr-Jubiläum heuer im Klosterdorf über die Bühne.
«Wir haben viel gemacht in den vergangenen elf Jahren», sagte Christina Steiner, Präsidentin des Vereins CH Wolf, am Eröffnungsanlass am Freitag: «Unzählige Anlässe, Wolfseminare, Vorträge und Exkursionen sind auf dem Programm gestanden – nebst der allgemeinen Informationsbeschaffung über das Wolfswesen.» Von Anfang an seien dem Verein Herdenschutzprojekte ein grosses Anliegen gewesen: «Unterdessen begleiten wir über dreissig Projekte, unterstützen jedes Jahr Herdenschutzmassnahmen auf diversen gefährdeten Alpen in der Schweiz und berichten aktuell über die Alpsituation, die Massnahmen und Erfolge », sagte Christian Müller, Vizepräsident des Vereins CH Wolf.
Das Märchen vom bösen Wolf
In erster Linie gehe es dem Verein darum, Aufklärungsarbeit zu leisten. «Der Wolf leidet unter einem negativen Image und hat einen schlechten Ruf», schilderte Steiner: «Noch immer spuken Bilder in den Köpfen der Menschen herum, die stark von den Märchen der Gebrüder Grimm geprägt sind.» In diesen werde Meister Isegrimm zumeist als ein böses, gefährliches Wesen dargestellt, das Menschen angreife. Dies entspreche jedoch nicht dem wahren Bild des Wolfes.
«In der Tat reisst der Wolf neben Wildtieren in den Wäldern auch ungeschützte Nutztiere auf den Alpen», konstatierte Müller: «Deswegen liegen uns ja auch Herdenschutzprogramme so am Herzen.» In der Ausstellung, die sich auf über 400 Quadratmetern im Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben in Einsiedeln erstreckt, geht es denn nicht nur um den Wolf, den Bär und den Luchs, sondern auch um das Thema Herdenschutz. Von der Rückkehr der Wölfe
Die Themenbereiche der Ausstellung sind weit gefasst und reichen von der Evolution, Ausrottung und Rückkehr des Wolfes in die Schweiz zu Merkmalen, Fortpflanzung und Entwicklung vom Welpen zum Jungwolf, Sozialverhalten, Territorialverhalten und Nahrungsbeschaffung (Jagdverhalten), Kommunikation und Sinnesorgane, Beutetiere, Einfluss auf das Ökosystem, Monitoring, Herdenschutz (Massnahmen, Herdenschutzhunde, Herdenschutz mit Lamas), über Wolfsbegegnungen und Fakten zum Verhalten von Wölfen bis hin zu Wolfshunden und Hybriden.
Zahlreiche Exponate und viel Anschauungsmaterial begleiten die Ausstellung: So gibt es Utensilien zur Ausrottung, Wolfspräparate, Wolfsfelle, Wolfsschädel, Wolfslosungen, eine Geruchsbox mit verschiedenen Düften (wer findet die richtige Spur?), eine Tastbox und Tafel mit verschiedenen Fellen (wer erkennt die Felle?), Videostationen mit Herdenschutzfilmen, Bilder von Fotofallen und Nachtsichtgeräten sowie Bär- und Luchsschädel zu bestaunen.
Herdenschutz im Fokus Das Thema Herdenschutz wird auch im Rahmenprogramm aufgenommen: Heute Dienstag, um 19.30 Uhr, referieren Ralph Manz (Wolfsverantwortlicher bei KORA) und Daniel Mettler (Herdenschutzverantwortlicher bei AGRIDEA, der Schweizerischen Vereinigung für die Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen Raums) im Kulturund Kongresszentrum Zwei Raben in Einsiedeln über den Wolf und den Herdenschutz in der Schweiz.
Am Freitag, um 19.30 Uhr, führt der Fotograf, Autor und Wolfsforscher Peter Dettling das Publikum in seinem Vortrag auf eine Wolfsodyssee – auf eine Reise in das verborgene Reich der Wölfe.
Zu guter Letzt bringt der Jäger, Naturfotograf und Luchsspezialist Matthias Neuhaus am Samstag, um 19.30 Uhr, Besucherinnen und Besucher mit einem Referat auf die Spuren des Luchses.
Die Ausstellung im Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben in Einsiedeln ist bis am 11. September täglich von 14 bis 19 Uhr geöffnet (am Wochenende von 10 bis 19 Uhr.) Freier Eintritt für Ausstellung und Anlässe. Samstags und sonntags findet von 10 bis 17 Uhr ein Basteln für Kinder statt. Weitere Informationen sind zu finden unter www. chwolf.ch.
Dieses Wolfspräparat zeigt eine Kanadische Timberwölfin: Timberwölfe sind etwas grösser als unsere aus Italien stammenden Grauwölfe.
Mit Fangeisen, Wolfsangel, Rückhalteanker, Fangschlingen und Gift wurde dem Wolf zu Leibe gerückt – bis zur Ausrottung des Tieres.
Christina Steiner, Präsidentin des Vereins CH Wolf, führt durch die Ausstellung und schildert Begegnungen zwischen Wolf und Mensch.
Christian Müller, Vizepräsident des Vereins CH Wolf, referiert über die Herdenschutzprojekte, die der Verein bis anhin aufgegleist hat.
Auf über 400 Quadratmetern zeigt der Verein CH Wolf im Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben in Einsiedeln eine Ausstellung über den Wolf, den Bär und den Luchs.
Fotos: Magnus Leibundgut
Zwei Raben sitzen auf einem Bärenkratzbaum.
Ein Film berichtet über die gezielte Wiederansiedlung des Wolfs im Yellowstone Nationalpark und wie sich diese auf das Ökosystem auswirkt.