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Parade

ERNST FRIEDLI

Grundsätzlich hätten Klärli und ich da auch hingehen können. Die 29. Zürcher Street Parade ist ja wie alle ihre Vorgängerinnen ein offener Anlass für Menschen jeden Alters, welche Freiheit, Freude und friedliches Zusammensein pflegen möchten. Da wir beide ein Halbtax haben, wären wir sogar ohne Parkplatzsuche ausgekommen, was in Zürich schon lange nicht mehr üblich ist. Es war aber letztlich das heisse Wetter, das uns davon abhielt, uns unter die knappe Million zu mischen und mit den Anwesenden Freiheit, Freude und friedliches Zusammensein zu pflegen. Kommt hinzu, dass Klärli besonders bei heissem Wetter laute Musik schlecht erträgt. Da hätte ich die Organisatoren darum bitten müssen, die Lautstärke etwas zu reduzieren, was vermutlich umgehend zu lautstarken Protesten geführt hätte. Und nachdem wir nun gehört haben, dass dieses Jahr nebst den vertrauten Drogen- und Alkoholproblemen erstmals auch Fälle von «needle spiking» beobachtet wurden, sind wir eine Stufe froher, nicht auch noch dort gewesen zu sein.

Bei dieser neuen Mode aus England werden im dichten Getümmel meist junge Frauen mit Spritzennadeln angestochen, vermutlich um sie für unklare Absichten gefügig zu machen. Wir vermuten, dass es dabei nicht um Freude, Freiheit und friedliches Zusammensein geht. Sollte sich die Street Parade weiter in diese Mode-Richtung entwickeln, wird sie auch an der kommenden 30. Jubiläumsausgabe nicht mit unserer Teilnahme rechnen können. Nur dass das den Organisatoren jetzt schon klar ist.

Ernst Friedli Ernst Friedli, 64, seit 31 Jahren verheiratet mit Klärli, geborene Schönbächler. Nichtraucher und Sachbearbeiter im Rathaus, steht unter Amtsgeheimnis. Macht sich in der Freizeit Gedanken zur Weltlage und feiert gern mit, sofern man weiss, was gefeiert wird.

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