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«So aufeinander fokussiert, dass man das Draussen vergisst»

«So aufeinander fokussiert, dass man das Draussen vergisst» «So aufeinander fokussiert, dass man das Draussen vergisst»

Der Willerzeller Andreas Hotz ist seit Kurzem ausgebildeter Höhlenführer im Hölloch, der grössten Höhle Europas.

LUKAS SCHUMACHER

Sie haben die Ausbildung zum Höhlenführer im Hölloch absolviert. Kennen Sie jetzt jeden Winkel in der Höhle? Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Die Höhle ist 208 Kilometer erschlossen. In sich hat die Höhle 1000 Höhenmeter. Es ist die grösste Höhle Europas ein riesiges Labyrinth. Die Höhle ist auch noch nicht fertig. Sie wächst immer weiter. Das, was man mit den Touristen macht, im vorderen Teil, kenne ich sehr gut. Im Vergleich zurganzen Höhle ist das jedoch noch gar nichts.

Wie geht es nach der Ausbildung weiter?

Nach der Ausbildung ist vor der Ausbildung. Einmal im Monat machen wir einen Technikkurs, in dem wir das Know-how verfeinern. Auch medizinische Kurse und Besuche anderer Höhlensysteme stehen auf dem Programm. Die einjährige Intensivausbildung war ein Start. Jetzt muss man immer dran sein. Hatten Sie bereits einen ersten Einsatz mit Kunden als Höhlenführer?

Ja, schon viele. Beim Schnuppern geht man als Aspirant mit den Guides und den Gruppen mit. In der Höhle gibt es keine Wegweiser und keine Karten das muss man lernen. Umso besser man wird, umso öfter führt man die Gruppen selbst. Wie gehen Sie mit Ängsten von Kursteilnehmern um? Unter dem Strich ist es ganz selten, dass jemand in der Höhle Angst hat. Wenn man in einen Lift kann, dann kann man auch in die Höhle. In der Ausbildung haben wir gelernt, wie wir mit Menschen, die Angstzustände haben, umgehen. Bei allen Touren gab es erst zwei bis drei Fälle. Viele gehen in der Höhle mit der Gruppe erst richtig auf. In der Höhle gibt es keine Handys, kein Empfang, nichts dergleichen. Wir sind so aufeinander fokussiert, dass man das Draussen vergisst. Das ist ein cooles Gefühl miteinander. Wie gefährlich sind Begehungen des Höllochs?

Es ist im Hölloch ähnlich wie bei einer Bergtour. Wenn man bei Sturm und Regen auf einen Gletscher wandert, dann ist es gefährlich. So haben wir auch beim Hölloch immer das Wetter im Blick. Mit der richtigen Vorsicht und Einteilung der Touren ist es überhaupt nicht gefährlich. Ohne dieses Wissen ist es lebensgefährlich. Seit 30 Jahren hat es noch keine schweren Unfälle gegeben. Es gab mal einen Einschluss, doch im Biwak lässt es sich mit Kaffe, Fondue und Jasskarten aushalten. Gäste können sich zu 100 Prozent auf den Guide verlassen. Was fasziniert Sie an dieser Höhle?

Man geht ein wenig aus dem Komfortbereich. Wir sind meistens an der Oberfläche, doch was unter der Erde ist, ist sehr faszinierend. Die Höhle hat Steinschichten, die eine ist 20 Millionen Jahre jünger als die andere. Das ist etwas unwirklich, aber so etwas von faszinierend. Ich habe auch jedesmal unheimlichen Respekt, weil es auch ein Privileg ist. Haben Sie auch schon andere Höhlen besucht? (Lacht) da muss ich sagen, bis anhin war ich nur im Hölloch. Es istabergeplant, regelmässig andere Höhlen zu besuchen. Und wie kamen Sie zum Hölloch?

Der Chef des Höllochs fragte mich, ob ich mal die Höhle besuchen möchte. Ich, als ambitionierter Berggänger sagte: Gehts eigentlich noch? Ich in einer Höhle, sicher nicht. (Lacht)

— Auf dem Foto ist die Engstelle unterwegs zum legendären Rüebli auf der 11-Stunden-Tour zu sehen.

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Andreas Hotz

Jahrgang: 1961 Wohnort: Willerzel! Beruf: Hafner Hobbys: Natur, Berge, Alphornspielen, Hund, Biken …

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