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Schöner Sonntag

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ZWISCHENLUEGETEN 3

IDA OCHSNER

«Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin», sagte meine friedensbewegte Freundin und Alt-Achtundsechzigerin Vroni und wir lächelten mitleidig. Solche Parolen hatten wir uns selbst einmal auf die weissen Fahnen geschrieben, die wir dann in den «Wind of Change» hängten, wobei es «Wandel durch Handel» hätte sein sollen.

«Stell dir vor, es drohen Diktatur und Unterdrückung und niemand wehrt sich.» Und schon sind wir thematisch mitten in der unsäglichen militärischen Spezialoperation, denn von Krieg wollte niemand an diesem schönen Sommersonntag beim grossen Sandkasten reden. Vroni und ich schauten den Kindern beim Spielen zu. Da sah ich aus den Augenwinkeln, wie die Kinder eine kleine Stadt bauten, mit einer Burg und Strassen und kleinen Autoplaymobilen. Nun näherte sich ein Bub mit einem Bagger mit riesiger Riesenschaufel. «Geh weg!», sagte ein Mädchen mutig. Aber der Bub grinste nur. Ich überlegte, ihm den Bagger aus der Hand zu nehmen. Aber da es nicht mein Kind war und Vroni überhaupt keine Diskussion mit dieser hysterischen Übermutter und ihrem Aggressor wollte, trat Ruhe ein. Die Kinder traten in Verhandlungen, und teil-ten ihm einen Abschnitt im Sandkasten zu, wo er mit seinem Bagger fuhrwerken konnte.

Die Kinder spielten noch immer friedlich. Allerdings gruben sie jetzt wegen dem Riesenbagger einen Riesentunnel mit einem tiefen Sandfundament, sollte die Stadt ernsthaft bedroht werden. Dann bauten sie eine Mauer mit Stacheldraht, den sie sich organisiert hatten. Denn die-ser Abschnitt gehörte ihnen. Falsche Entscheidung, dachte ich, ganz falsche Entscheidung … * Ida Ochsner (62), verlobt mit Heiri Strohmayer, Witwer und bekannter Winzer aus der Steiermark. Heiri meinte ernst, woher denn die Kinder die «Katastrophe und Kalter Krieg» kennen?

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