«Der Bezirk hat ganz übel nachgetreten»
Meinrad Bisig, Verwaltungsratspräsident der Genossenschaft «Sportzentrum Allmeind», steht Red und Antwort zur Ablehnung eines Beitragsgesuchs für ihr Grossprojekt: «Die Absage ist eine Ohrfeige für uns und unsere Arbeit, die wir seit sieben Jahren geleistet haben.»
MAGNUS LEIBUNDGUT
Wie kommt der Entscheid des Bezirksrats Einsiedeln bei Ihnen an, das Beitragsgesuch für das Sportzentrum Allmeind abzulehnen?
Schlecht, es ist sehr enttäuschend und frustrierend – und komplett unverständlich. Die Absage ist eine Ohrfeige für uns und unsere Arbeit, die wir seit sieben Jahren geleistet haben. Der Bezirksrat lässt kein gutes Haar am Projekt, qualifiziert unsere Arbeit ab und stellt uns als vollends Unfähige hin: Starker Tobak aus der Ratsstube. Hat Sie dieses Nein zum Projekt überrascht? Die Ablehnung hat mich nicht wirklich überrascht, weil doch die Signale im Vorfeld eher zurückhaltend- kritisch ausgefallen sind. Aber ich habe doch zumindest gehofft, dass der Bezirksrat unser Beitragsgesuch ernsthaft prüft und nicht von Grund auf ablehnt. Der Bezirksrat hat ganz einfach nur Gründe und Argumente gesucht, die gegen das Projekt sprechen. Es kommt mir so vor, als hätte der Bezirksrat das Projekt an sich abschiessen wollen – weil es ihm nicht in den Kram passt und er es einfach vom Tisch haben will. Haben Sie denn erwartet, dass der Bezirk Ja und Amen sagt zum Sportzentrum? Das nun wohl nicht gerade. Aber wir haben uns erhofft, dass der Bezirksrat mit offenen Karten spielt, nachdem er uns vertröstet hat, die Abstimmung um ein Jahr zu verschieben, weil es ungünstig sei, gleichzeitig den Einsiedlerhof und das Sportzentrum an die Urne zu bringen. Eigentlich war geplant, unser Projekt Ende des vergangenen Jahres an die Urne zu bringen. Doch weil zu diesem Zeitpunkt über den Einsiedlerhof abgestimmt wurde, wollte der Bezirksrat das Fuder nicht überladen und hat uns gebeten, hinten anzustehen mit unserer Vorlage. Der Bezirksrat zeigte sich besorgt, dass unser Projekt den Einsiedlerhof gefährden könnte. Jetzt ist der Einsiedlerhof in trockenen Tüchern – und wir schauen ein. Der Bezirksrat wirft Ihnen vor, mit veralteten Zahlen zu operieren …
… und übersieht dabei,dass dies just eine Folge der Verschiebung der Abstimmung ist, weil diese ja im Jahr 2021 geplant war – und demzufolge die Zahlen nicht mehr aktuell sind. Von einer Teuerung war ja damals noch keine Rede. Wir haben denn in der Folge unser Beitragsgesuch präzisiert, Anpassungen an die Teuerung und die Reserven vorgenommen und einen einmaligen Bezirksbeitrag an die Baukosten um eine auf zwölf Millionen erhöht. Was hat in Ihnen den Glauben gestärkt, dass das Beitragsgesuch angenommen werden
könnte?
Auch der Bezirksrat ist im Jahr 2017 davon ausgegangen, dass in Einsiedeln ein Turnhallendefizit besteht und durch eine Sporthalle am Standort Obere Allmeind behoben werden kann. Der Bezirksrat hat vor fünf Jahren unser Projekt zur Schaffung eines Sportzentrums mit einem BRB (Grundsatzentscheid) unterstützt, das neben einer Sporthalle auch einen Kunstrasen-Fussballplatz und ein Eisfeld vorsieht – auch im Hinblick auf die Förderung des Vereinssports. Damals und auch in den aktuellen Legislaturzielen hat der Bezirksrat die Absicht begrüsst, in der Oberen Allmeind auf privater Basis ein Sportzentrum zu errichten. Wieso nun plötzlich ein Umdenken stattgefunden hat und der Bezirksrat das Projekt von Grund auf ablehnt, entzieht sich meiner Kenntnis.
Könnte es sein, dass der Bezirksrat das Grossprojekt schlicht als zu teuer und zu überladen einschätzt? Eines steht fest: Abstriche am Projekt machen wir nicht. Es gibt Leute, die finden, dass man gut und gerne auf ein Eisfeld mit Wettkampf-Dimensionen verzichten könnte. Aber das kommt nicht in Frage: Das Streichen des Eisfeldes würde einem Verrat am gesamten Projekt gleichkommen. Um den Eissport (Eishockey, Curling) in Einsiedeln gebührend unterstützen zu können, braucht es dieses Eisfeld unbedingt. Das Fehlen eines solchen Eisfeldes hat ja mit zu den hauptsächlichen Gründen gezählt, wieso überhaupt das Projekt Sportzentrum Allmeind im Jahr 2016 lanciert worden ist. Wie hätten Sie selber als Säckelmeister reagiert, wenn man an Sie ein solches Projekt herangetragen hätte? Ich hatte damals als Säckelmeister überhaupt kein Eigenkapital zur Verfügung. Unterdessen verfügt der Bezirk über ein sattes Eigenkapital in der Höhe von rund 40 Millionen Franken. Der Bezirk hat das Jahr 2021 mit einem grossen Gewinn in der Höhe von 14 Millionen Franken abgeschlossen. Man sollte aufhören mit dem Geklöne, dass der Bezirk demnächst verarme. Am Geld kann es wirklich nicht liegen, dass man dieses Projekt bachab schicken will. Die letzte grosse Investition in der Höhe von vier Millionen Franken im Sportwesen war das Projekt Turnhalle Brüel im Jahr 1986 – als Einsiedeln noch 10’000 Einwohner hatte. Unterdessen leben 16’000 Einwohner im Bezirk. Und mit dem prognostizierten Bevölkerungswachstum bis ins Jahr 2040 wird der Bedarf nach Sportanlagen weiter steigen. In Einsiedeln ist das Angebot an Sportanlagen schlicht ungenügend. Der Bezirk Schwyz oder die Gemeinde Rothenthurm schwimmen auch nicht im Geld: Aber sie stellen ein um Welten besseres Angebot auf die Beine.
Angesichts der hohen Kosten für den Bezirk Einsiedeln: Wieso soll dieser das Sportzentrum nicht gleich selber bauen? Wenn der Staat ein solches Projekt in Angriff nimmt, wird alles teurer: Der Bezirk Einsiedeln müsste viel tiefer in die Tasche greifen, um das Land von der Genossame Dorf-Binzen kaufen zu können. Weil wir eine Genossenschaft sind, erhalten wir das Grundstück der Genossame im Baurecht viel preiswerter. Wir müssen auch nicht wie der Bezirk ein Submissionsverfahren einleiten und können auf einen Projektwettbewerb verzichten. Die bisherigen Kosten sind sehr überschaubar, und der Bezirk hätte bis hierhin bereits ein Vielfaches ausgegeben. Wenn man also wirklich Geld sparen will bei diesem Projekt, muss man unbedingt verhindern, dass der Bezirk baut – anstelle der Genossenschaft Sportzentrum Allmeind. Der Bezirk wirft Ihnen «mangelnde Sorgfalt und Transparenz » vor: Können Sie diese Kritik nachvollziehen?
Diese Kritik ist unter jeder Kanone und an Polemik nicht zu überbieten: Der Bezirk hat ganz übel nachgetreten und viel Geschirr zerschlagen. Vor allem stimmt die Kritik rein inhaltlich nicht – dieser Vorwurf ist an den Haaren herbeigezogen. Das können wir so nicht stehen lassen. Die Argumentation des Bezirksrats ist überhaupt nicht nachvollziehbar. Er nimmt die Beurteilung einer externen Firma aus Zürich, die den Businessplan, die Baukosten und Bauplanung geprüft hat, eins zu eins für bare Münze und misstraut uns ganz und gar. Wir haben alles offengelegt, aber niemals Rückfragen von die-ser Zürcher Firma erhalten. Diese hat die Kostengenauigkeit (+/– 15 Prozent) kritisiert. Um diese auf +/–10 Prozent senken zu können, müssten wir mehrere hunderttausend Franken investieren: Dieses Geld haben wir ganz einfach nicht und wollen dies auch so nicht investieren, denn daraus resultiert kein Mehrwert. Das Gesuch gehe über das Notwendige (Schulsport) hinaus, moniert der Bezirk. Braucht Einsiedeln überhaupt ein solches Grossprojekt? Vor Jahren hat dies der Bezirksrat noch ganz anders gesehen und betont, dass Einsiedeln ein solches Projekt dringend benötige, weil ein grosses Turnhallendefizit bestehe. Für alles Mögliche hat der Bezirk Geld: Wieso soll man ausgerechnet bei der Sportinfrastruktur sparen ohne Ende? Man kann doch eine solch gewichtige Sache, die der Gesellschaft, der Volksgesundheit, der Bewegung, dem Vereinsleben dient, nicht nur aus rein finanzpolitischer Optik betrachten. Es gibt nicht nur eine Finanzpolitik – es gibt auch eine Gesellschaftspolitik, die den Menschen dienen soll.
Der Bezirk erachtet es «als politisch nicht realistisch», dass alle Vereine zukünftig eine Hallenmiete zu entrichten hätten. Das ist ein vorgeschobenes Argument: Dem Bezirk passt es einfach nicht, dass er das Geld für die Hallenmiete (notabene zehn Franken pro Hallenstunde) bei den Vereinen eintreiben und uns übergeben muss. Dabei ist klar: Eine grosse Mehrheit der Vereine steht hinter der Vorlage und ist bereit, Hallenmiete zu entrichten – im Sinne einer Hallensolidarität: Jeder Verein im ganzen Bezirk soll gleich behandelt werden. Man kann die Vereine an einer Hand abzählen, die dagegen sind, dass sie zukünftig die Hallen nicht mehr gratis nut-zen können.
Das Projekt sei «nicht bewilligungsfähig », weil der Kanton einem reduzierten Gewässerraum aus ökologischen Gründen nicht zustimmen könnte. Das tönt so, als wäre das ganze Projekt gefährdet, weil der Schwyzer Regierungsrat sein Veto einreichen könnte. Dem ist aber nicht so: Mit solchen Argumenten streut der Bezirksrat den Leuten Sand in die Augen. Einzige Konsequenz eines tangierten Gewässerraums wäre, dass der Kunstrasen- Fussballplatz etwas weniger breit gebaut werden könnte – was wahrlich nicht der Weltuntergang wäre und mitnichten das ganze Projekt bedrohen würde. Bis dato liegt einzig ein Schreiben eines Sachbearbeiters vor – hier werden wir sicher noch intensive Gespräche führen. Zudem würde dieser Entscheid ja den Volkswillen missachten. Wie verläuft die Kommunikation zwischen dem Bezirk und dem Verwaltungsrat der Genossenschaft?
Wir hatten insofern Pech, als die Corona-Pandemie unsere Arbeit in den letzten beiden Jahren sehr behindert hat. Nichtsdestotrotz hatten wir Sitzungen und Aussprachen mit dem Bezirksrat. Wir haben immerzu of-fen informiert und auf den Bezirksrat und seine Befindlichkeiten Rücksicht genommen. Irgendwie scheint es so, dass es mit dem Ja zum Einsiedlerhof zu einem Bruch gekommen wäre: Von da an wurden wir fallengelassen wie eine heisse Kartoffel. Es ist vor allem die Art und Weise, wie das Nein des Bezirksrats zu unserem Beitragsgesuch rüberkommt: Wir werden an den Pranger gestellt – alle Schuld wird auf uns geschoben. An einer Wertschätzung unserer Arbeit fehlt es vollkommen. Wieso haben Bezirk und Verwaltungsrat keinen Termin finden können für die Infoveranstaltung, der beiden gepasst hätte? Es hat sich herausgestellt, dass der Bezirksrat am 29. September eine Sitzung hatte. So kam es dazu, dass kein einziger Bezirksrat an dieser wegweisenden Informationsveranstaltung im Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben anwesend war – wahrlich kein gutes Zeichen. Dabei sind ja einige Bezirksräte Genossenschafter des Sportzentrums Allmeind: Von daher hätte man die Terminkollision ja bemerken und entsprechend reagieren können. Ist ein Dialog zwischen Bezirk und Verwaltungsrat noch möglich oder ist nun zu viel Geschirr zerbrochen worden? Fakt ist: Unser Beitragsgesuch für das Sportzentrum hat der Bezirksrat abgelehnt – unter anderem wegen finanzpolitischen Bedenken. Das ist sehr schade und enttäuschend – aber: Das letzte Wörtchen ist in dieser Sache noch nicht gesprochen. Wir müssen jetzt über die Bücher, bleiben aber an der Sache intensiv dran. Inwiefern das Ganze vorerst aufgrund eines Machtgerangels oder wegen Kompetenzstreitigkeiten gescheitert ist, kann ich derzeit nicht einschätzen und beurteilen.
Der Bezirksrat fordert die Genossenschaft auf, das Projekt planerisch weiterzuentwickeln oder zu redimensionieren. Es kommt für uns überhaupt nicht in Frage, das Projekt abzuspecken und etwa auf das Eisfeld zu verzichten. Und für eine planerische Weiterentwicklung des Projekts fehlt uns wie gesagt das Geld. Und ein komplett neues Projekt aufzugleisen ist vollends unrealistisch. Eines steht derweil fest: Wir begraben das Projekt nicht. Ziel muss es sein, die Vorlage an die Urne zu brin-gen, auf dass die Einsiedler Bevölkerung ihre Meinung kundtun kann. Das ist aus demokratiepolitischer Sicht notwendig und unumgänglich. Vorstellbar wäre etwa, dass eine Plural- oder Einzelinitiative eingereicht würde. Dann hätte der Bezirksrat maximal ein Jahr lang Zeit, eine Urnenabstimmung über das Sportzentrum Allmeind anzusetzen.
Meinrad Bisig, Präsident der Genossenschaft Sportzentrum Allmeind: «Der Bezirksrat lässt kein gutes Haar am Projekt, qualifiziert unsere Arbeit ab und stellt uns als vollends Unfähige hin.» Foto: Magnus Leibundgut