Brünig-Schwinget am Sonntag mit einem Top-Teilnehmerfeld
Beim Bergklassiker auf dem Brünig geht es jeweils um viel Prestige. Für viele Schwinger ist es die letzte Standortbestimmung vor dem «Eidgenössischen » in einem Monat. Die Innerschweizer können gegen die favorisierten Berner und Nordostschweizer das Zünglein an der Waage spielen.
WERNER SCHÖNBÄCHLER
Immer am letzten Julisonntag trifft sich die Crème de la Crème der Schwingerwelt auf dem Brünig, der Wasserscheide zwischen den Kantonen Bern und Obwalden. Über 6000 Zuschauer sitzen Schulter an Schulter in der Naturarena. Das Anfeuern der Zuschauer verwandelt die Arena in einen regelrechten Hexenkessel. Die 5000 Sitzplätze gelangen gar nicht in den Vorverkauf, sondern sind im Besitz von Schwingerfreunden. Diese können die Billette bis Anfang April kaufen. 1000 Stehplätze stehen am Morgen ab 5 Uhr an der Kasse bereit und sind jeweils schnell weg.
Klassefeld
Wer sich vor dem «Eidgenössischen » in vier Wochen ein Bild über die Stärke der ganz «Bösen» machen will, darf diesen «Klassiker » auf keinen Fall versäumen. Turnusgemäss fehlen die Nordwest- und Südwestschweizer, doch von den Bernern, Innerschweizern und Ostschweizern ist am Sonntag mit wenigen Ausnahmen die gesamte Elite am Start. Für grosse Spannung ist auf jeden Fall gesorgt. Das 120-köpfige Teilnehmerfeld setzt sich aus je 50 Bernern und Innerschweizern sowie 20 Gästen aus der Nordostschweiz zusammen. Weitere Angaben belegen die sportliche Bedeutung dieses Wettkampfes. Gemeldet sind 29 «Eidgenosssen» und mit Kilian Wenger, Bernhard Kämpf, Thomas Sempach, Erich Fankhauser und Pirmin Reichmuth fünf ehemalige Sieger. Aller-dings muss hinter die Anwesenheit von Florian Gnägi, Remo Käser und Michael Wiget ein Fragezeichen gesetzt werden. Für einen Erfolg kommen bei den Bernern am ehesten Kilian Wenger, Matthias Aeschbacher, Kilian von Weissenfluh, Curdin Orlik, Thomas Sempach und Adrian Walther in Frage.
Ende der Durststrecke?
Nach einem 16-jährigen Unterbruch werden die Siegesaktien der Nordostschweizer hoch gehandelt. Am meisten Kredit verdient der Thurgauer Seriensieger Samuel Giger. Wenn seine Nackenverletzung einen Start zulässt, müssen sich seine Gegner warm anziehen. Von grossem Kaliber sind auch Armon Orlik, Werner Schlegel, Damian Ott, Domenic Schneider, Roger Rychen und Samir Leuppi. Aus der zweiten Reihe starten Martin Hersche, Mario Schneider, Fabian Kindlimann und Shane Dändliker. Sie könnten für die Favoriten zu Stolpersteinen werden.
Innerschweizer Chancen?
Die Innerschweizer haben nach der Absage von Joel Wicki mit dem Zuger Pirmin Reichmuth nur noch einen Anwärter auf den Sieg. Der Entlebucher begründet seinen Verzicht mit einem Todesfall im persönlichen Umfeld. Gespannt ist man allenthalben auf Pirmin Reichmuth. Nach einer langen Verletzungspause gab Pirmin Reichmuh am Aargauer Kantonalen und am Regionalfest auf dem Zugerberg mit je sechs gewonnenen Gängen eine makellose Visitenkarte ab. Der Zuger ist voller Tatendrang und sagt: «Ich freue mich auf dieses Kräftemessen mit den bes-ten Bernern und Nordostschweizern. » Bereits vor drei Jahren gewann er diesen Prestigeanlass. Von ihm darf ein Feuerwerk von Angriffen erwartet werden. Mit Erich Fankhauser, Ronny Schöpfer, Werner Suppiger, Urs Doppmann, Stefan Arnold und Marco Reichmuth stehen weitere Schwinger im Aufgebot, die jederzeit für Überraschungen fähig sind.
Schuler vor Comeback Im Schwyzer Lager ist man gespannt auf das Comeback von Christian Schuler. Wegen einer Beinverletzung konnte der Rothenthurmer in dieser Saison von den Kranzfesten nur das Zuger Kantonale und den Stoos-Schwinget zu Ende schwingen. Am «Innerschweizer » zwang ihn die Verletzung schon nach dem ersten Gang zur Aufgabe. Nun hofft er, wieder beschwerdefrei angreifen zu können. Jedenfalls ist er nicht kreditlos für den Gewinn des zehnten Brünig-Kranzes. Ähnlich erging es mit Mike Müllestein einem weiteren Eidgenossen. Er musste zuletzt auf der Rigi wegen Unwohlseins nach dem Anschwingen abbrechen. Ein Erfolgserlebnis käme für ihn gerade rechtzeitig. Reto Nötzli konnte auf der Rigi wegen Schulterbeschwerden den Wettkampf nicht zu Ende führen. Dem Pfäffikoner fehlt in seiner Sammlung noch der Brünig-Kranz. Von den übrigen Schwyzern dürfen am ehesten dem Muotathaler Dario Gwerder Kranzchancen zugebilligt werden. Roland Kälin, Patrick Betschart, Ueli Hegner, Lukas von Euw und Pirmin Suter hoffen, eine starke Leistung abliefern zu können.
Beschränkte Parkplätze
Autoparkplätze sind in unmittelbarer Nähe des Schwingplatzes nur beschränkt vorhanden. Die Veranstalter empfehlen deshalb, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Motorräder können gegen eine Gebühr von 10 Franken einen Parkplatz benützen.
Auf der Stehplatztribüne werden keine Stühle mehr toleriert. Immer mehr Zuschauer haben sich in den letzten Jahren mit Stühlen eingerichtet und damit Platz für zwei eingenommen. Wer trotzdem einen Stuhl aufstellt, wird vom Sicherheitsdienst weggewiesen.
Dieses Jahr kann wieder vor vollen Rängen geschwungen werden. Foto: zvg