Zweites Konzert mit Klosterorganistin Mirjam Wagner

Am kommenden Dienstag, 26. Juli, um 20.15 Uhr, findet das nächste Orgelkonzert in der Klosterkirche in Einsiedeln statt. Mirjam Wagner aus Einsiedeln spielt Werke von Mendelssohn-Bartholdy, Bach, Brahms und weiteren.

MIRJAM WAGNER

Kaum ein (Orgel)konzert vergeht ohne ein Werk von Johann Sebastian Bach. Auch in den Programmen der diesjährigen Orgelkonzerte des Klosters Einsiedeln ist der Name des Komponisten oft zu finden. Seine Kompositionen prägten die grossen Musikerinnen und Musiker der Musikgeschichte – wie auch Johannes Brahms und Felix Mendelssohn Bartholdy, der seine Musik wieder entdeckte und aufführte. Kaum ein Komponist stell-te die Choralbearbeitung so in das Zentrum seines Schaffens wie Bach. Kaum zu überhören ist sein Einfluss in den Choralbearbeitungen der beiden Komponisten, die den ersten Teil des Konzertes bilden. Auf die barocken und deutsch romantischen Klänge, die von der Marien- und Chororgel erklingen, folgen farbenreiche Klänge des französischen Komponisten Olivier Messiaens. Den Übergang hierzu schaffen Alexandre Guilmants Bearbeitungen zweier Kantatensätze J. S. Bachs, die für eine grosse französisch romantische Orgel, wie die Mauritiusorgel, gesetzt sind. Der abschliessende Satz «Dieu parmi nous» war Anlass für die Zusammenstellung des zweiten Orgelkonzertes, das ganz unter dem Motto «Gott unter uns» stehen soll.

Mendelssohn-Bartholdy, Bach und Brahms Eröffnet wird das Konzert mit der sechsten Sonate von Mendelssohn, die den Choral «Vater unser im Himmelreich» ins Zentrum stellt. Darauf folgt das heitere «Allein Gott in der Höh’ sei Ehr» BWV 664 von Bach, das Teil der Sammlung «Achtzehn Choräle von verschiedener Art», oder auch «Leipziger Choräle» ist. Diese stellte der Thomaskantor in seinen letzten Lebensjahren zusammen. Auch Brahms widmete sich kurz vor seinem Tod der Orgel. Es sollten seine letzten vollständig beendeten Kompositionen werden. Sie hören «Oh Gott, du frommer Gott» aus den Elf Choralvorspielen op. 122.

Guilmant – Arrangements von Bach Kantaten Schon zu Zeiten Bachs war es üblich, eigene oder fremde Werke für andere Instrumente zu arrangieren. So ist es folglich nichts Ungewöhnliches, dass Alexandre Guilmant drei Sätze aus unterschiedlichen Kantaten J. S. Bachs für die Orgel bearbeitete. Die Klangvielfalt der Mauritiusorgel schafft es, dass der Zuhörer bei der Sonatina aus der Kantate «Gottes Zeit ist die bes-te Zeit», die im Original von zwei Blockflöten, Streichern und Continuo gespielt wird, sowie der Sinfonia aus der Kantate «Geist und Seele sind verwirret», kein Orchester vermisst.

Olivier Messiaen «La Nativité du Seigneur» baut auf Lesungen, in liturgischen Gesängen vorkommenden Bibeltexten und verwandte biblische Textstellen auf. Das nach eigenen Aussagen bisher bedeutendste Werk, das «für (ihn) das Ergebnis von mehreren Jahren des Nachdenkens darstellt», ist für die Weihnachtszeit gedacht und wurde 1935 in Grenoble komponiert.

«Allen aber, die es aufnahmen, gab das Wort die Macht, Kinder Gottes zu werden. Und Gott sandte in ihre Herzen den Geist seines Sohnes, der da ruft: Abba, Vater! Johannes 1, 12; Galater 4, 6» Der fünfte Satz Les enfants de Dieu («Die Kinder Gottes») nimmt nach der Geburt Jesu Christi (I.) und der Geburt des Wortes (IV.) die Geburt der Christen auf. Sie alle gehören zum Festinhalt des Weihnachtsfestes. «Aus Liebe hat uns Gott nach seinem freien Willensentschluss durch Jesus Christus zu seinen Kindern vorherbestimmt – zum Preis der Herrlichkeit seiner Gnade. Epheser 1, 5-6.» Les Desseins éternels (Die ewigen Ratschlüsse), der dritte Satz des Zyklus, ist eine Meditation über einige Verse des Epistelbriefes.

«Worte des Kommunizierenden, der Jungfrau und der gesamten Kirche: Der mich erschaffen hat, fand in meinem Zelt die Ruhe. Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Hoch preist meine Seele den Herrn, und mein Geist frohlockt in Gott, meinem Heiland. Jesus Sirach 24,8; Johannes 1,14; Lukas 1,46-47.» Messiaen verbindet im letzten Satz Dieu parmi nous («Gott unter uns») drei Bibelzitate, die das Bleibende des Weihnachtsgeschehens ausdrücken. Diese zeugen davon, dass die Welt zur Wohnung Gottes geworden ist und bleibt.