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«Die Belastung der Lehrerschaft ist hoch»

«Die Belastung der  Lehrerschaft ist hoch» «Die Belastung der  Lehrerschaft ist hoch»

Sebastian Lamm, Rektor der Stiftsschule Einsiedeln, steht Red und Antwort zum Problem Lehrermangel: «Es ist derzeit kein Notstand in Sicht. Uns erreichen genügend qualifizierte Bewerbungen.»

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wie ist der Stand der Dinge bei der Lehrerstellenbesetzung im kommenden Schuljahr? Es sieht sehr gut aus: Wir ha-ben alle freien Stellen problem-los besetzen können. Wir haben für vier Fächer Lehrpersonen gesucht und sind fündig geworden, sodass im kommenden Schuljahr 2022/2023 keine Lehrpersonen an der Stiftsschule fehlen werden. Es fällt uns im Unterschied zu den Volksschulen leichter, Lehrkräfte zu finden, weil wir nach neuen Kolleginnen und Kollegen mit fachspezifischen Qualifikationen suchen. Was allerdings dasselbe ist bei der Stiftsschule Einsiedeln: Die Belastung der Lehrerschaft ist hoch – vor allem dann, wenn es auf die Matura zugeht, nachdem gerade erst die Aufnahmeverfahren abgeschlossen wurden. Wieso fällt es den Schulen generell so schwer, ausreichend Lehrer anstellen zu können? Noch ist es bei uns nicht so weit, dass wir Klassen zusammenlegen müssten: Es ist derzeit kein Notstand in Sicht. Uns erreichen genügend qualifizierte Bewerbungen – der Markt spielt. Eine Rolle könnte spielen, dass bei uns die meisten Lehrpersonen ein grösseres Pensum bewältigen – dies wirkt dem Lehrermangel entgegen. Sicherlich ist das Lohnniveau bei den Volksschulen tiefer angesetzt – auch wenn wir mit unseren Löhnen nicht mit der Privatwirtschaft mithalten können. Wie gehen Sie bei der Personalsuche vor?

Ich habe mich bei den angesprochenen Lehrerstellenbesetzungen bereits am Anfang dieses Jahres auf die Suche gemacht: Möglichst früh die offenen Stellen auszuschreiben, machte Sinn. Auch Pensionierungen zu antizipieren, ist sinnvoll und zweckmässig. Wir ha-ben das Glück, dass nur mal gerade zwei von 55 Lehrerinnen und Lehrern aktuell pensioniert werden.

Wieso hängen zahlreiche Lehrer ihren Beruf an den Nagel?

In der Stiftsschule Einsiedeln ist die Fluktuation gering: Und wenn Lehrpersonen kündigen, dann meist um in eine andere Schule überzutreten. Ich will aber nicht bestreiten, dass in der Volksschule zahlreiche Lehrkräfte den Hut nehmen. In der Stiftsschule ist die Schülerschaft bereits in einem anderen Alter im Vergleich zur Primarschule: Sie übernimmt bereits viel Eigenverantwortung für ihren Werdegang. Dementsprechend haben Elterngespräche nicht mehr ein so grosses Gewicht wie in der Volksschule. Und Elterngespräche können ein gewisses Konfliktpotenzial haben, das viele Lehrerinnen und Lehrern herausfordert.

Wie könnte die Attraktivität des Lehrerberufs gesteigert werden? Man spricht oft davon, dass Lehrerinnen und Lehrer keine Aufstiegsmöglichkeiten in ihrem Beruf hätten. Das stimmt zum Teil, ist aber nur bedingt aussagekräftig: Meine Erfahrung ist, dass ein grosser Teil der Lehrpersonen zufrieden sind mit ihrem Beruf und gar kein Interesse zeigen, in die Schulleitung aufzusteigen und Karriere zu machen.

Sebastian Lamm, Rektor der Stiftsschule Einsiedeln: «Wir müssen nach den Sommerferien keine Klassen zusammenlegen.» Foto: Magnus Leibundgut

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