Mehr Zeit für die Familie
Raphael Petrig tritt nach 8 Jahren als aktiver Spieler der 1. Mannschaft des FC Einsiedeln zurück
Fussballerisch ist seine Saison zwar noch nicht zu Ende. Mit der Mannschaft der Stadtpolizei Zürich, seinem Arbeitgeber, steht er in der kommenden Woche noch im Einsatz. Als aktiver Spieler der ersten Mannschaft des FC Einsiedeln wurde er am vergangenen Samstag würdig verabschiedet.
ANGELA SUTER
Alle Spieler wurden vor einer Woche, beim letzten Spiel der 1. Mannschaft des FC Einsiedeln in der 2. Liga interregional, vor dem Spiel würdig verdankt. Die gelassene, freudige Stimmung konnte die Mannschaft auch auf den Platz bringen und die Derniere gewinnen – und sich damit das grösste Geschenk gleich selber machen! Einige Spieler werden mit der Mannschaft in die 2. Liga regional absteigen, einige in andere Vereine wechseln und für einen von ihnen war der Moment des Abschieds vom aktiven Fuss-ball gekommen. Raphael Petrig zieht sich aus der 1. Mannschaft zurück und wird die kommende Saison mit den FCE Senioren 30+ bestreiten. «In den letzten zehn Jahren stand ich oft viermal pro Woche auf dem Rasen. Fussball war ein grosser Teil meines Lebens. Bei den Senioren wird es sicher etwas gemütlicher», freut er sich. Er weiss die neu gewonnene Freizeit sicher mit der Familie und dem Fischen auszufüllen. Von F-Junioren bis 1. Mannschaft
Seine gesamte Fussballerkarriere verbrachte der 30-Jährige im Klosterdorf: «Ich startete bei den F-Junioren und durchlief alle Stufen bis hoch zum Eins.» Berufsbedingt gab es eine knapp dreijährige Pause, sonst war er stets beim Dorfverein. Von Verletzungen blieb er grösstenteils verschont, bis auf einen Oberschenkelbruch mit 16 Jahren. So spielte er seit 2014 ununterbrochen in der 1. Mannschaft des FCE und wurde als Innenverteidiger zur grossen Stütze in der Abwehr. In 172 Spielen durfte er mit 13 Toren zu unzähligen Siegen beitragen. Dass er nun in seiner letzten Saison auch die Captainbinde tragen durfte, seit Manuel Schönbächler verletzt war, war eine grosse Ehre. «Die Jungen hörten auf dem Feld auf mich, das war ein tolles Gefühl », erzählt Petrig als einer der ältesten Spieler.
Das Ziel, in einer höheren Liga zu spielen, hatte der zweifache Vater nie: «Neben meinem zeitintensiven Job als Polizist hätte ich nicht auch noch das Training in einem anderen Verein besuchen können.» Er spielt weiterhin in der Mannschaft der Stadtpolizei, wo er gerade im Einsatz steht und den Schweizermeistertitel verteidigen möchte. Zur Polizei-Nationalmannschaft, mit welcher er an der EM-Qualifikation teilnehmen konnte, wird er nach Rücksprache mit dem Trainer nicht mehr aufgeboten.
Den Abstieg der 1. Mannschaft des FCE bedauert er zwar: «Aber genauer betrachtet ist es für den Verein eine Chance, im neu formierten Team eigene junge Spieler zu integrieren und diese langsam an ein höheres Niveau heranzuführen.» Durch mehr regionale Gegner wird es wieder mehr Derbys mit hoffentlich vielen Zuschauern und grossartiger Stimmung geben. Auch Raphael Petrig wird wann immer möglich vom Spielfeldrand her mitfiebern und so dem Fanionteam sicher als Fan erhalten bleiben. So wird seine tiefe Verbundenheit nicht so schnell enden, denn das Team liegt ihm auch in Zukunft am Herzen.
Momente für die Ewigkeit
«Der Sieg in Wädenswil 2017 und damit der Aufstieg in die 2. Liga interregional war einer meiner emotionalsten Momente!», erinnert sich Raphael Petrig. Ein zweiter Moment war ein Jahr später in Chur, als der Ligaerhalt geschafft wurde – auch dank einem Tor von Petrig. Und auch der Abschied vor einer Woche bleibt unvergessen: «Das Wetter, die Zuschauer, die Stimmung und auch unsere Leis-tung hätten nicht besser sein können! » Der Innenverteidiger wurde in der 89. Minute ausgewechselt und von allen verabschiedet, inklusive Standing Ovation: «Das war wirklich ein toller Abschluss!» Er feierte im Anschluss mit Freunden und Familie, die ihn immer unterstützt hatten. Allen voran sein Vater, der über all die Jahre fast kein Spiel verpasst hat. Dankbar ist Raphael Petrig auch seiner Frau, die ihm immer den Rücken freigehalten hat und sich über die neu gewonnene Familienzeit freut.
Raphael Petrig durfte mit Sohn Matti, überreicht durch seinen Halbbruder Gian-Luca Ehrler, sein Matchtrikot entgegennehmen. Das von allen Mitspielern und dem Staff unterschriebene Trikot wird bei ihm zu Hause einen Ehrenplatz erhalten.
Fotos: Robin Nützel
Raphael Petrig mit Sohn Matti verabschiedet sich von der 1. Mannschaft vom FC Einsiedeln.