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Der Vertrag wird fassbar

Der Vertrag wird fassbar Der Vertrag wird fassbar

Einsiedeln und die neue Etzelwerk-Konzession – Teil 7: Öffentlicher Informationsabend

Der Konzessionsvertrag liegt in den Grundzügen vor. An einem öffentlichen Anlass wurde eine erste, umfassende Auslegeordnung präsentiert.

VICTOR KÄLIN

Fünf Konzessionsgeber, sechs Parteien, 13 Verhandlungsrunden in neun Jahren sowie aktuell ein 30. Vertragsentwurf: Die Erneuerung der Etzelwerk-Konzession ist ein schweizweit einmaliger Prozess. Daran erinnerte Regierungsrat Sandro Patierno am Informationsanlass, zu dem der Kanton mit den beiden Bezirken Höfe und Einsiedeln vorgestern Mittwoch ins Zentrum Zwei Raben lud. Vor rund 100 Personen bewertete Patierno den vorliegenden Vertrag als «guten Kompromiss beider Seiten. Ein Werk, bei dem es keine Verlierer gibt».

«Finanziell nicht von strategischer Bedeutung» Das Hauptreferat gehörte Franz Pirker und somit jenem Bezirksammann, dessen Bezirk am stärksten betroffen ist. Auch er strich die Vorteile hervor, wenngleich es «Kröten zu schlucken» gäbe – etwa die Mehrbelastung der Wuhrkorporationen um den See oder den geringeren Bezirksanteil am Wasserzins. Das eine versuche man mit einer Neuregelung des Hochwasserschutzes zu kompensieren, das andere mit einem vermehrten Bezug an Vorzugsenergie. Letztlich aber überwiegen für den Einsiedler Bezirksrat die Vorteile.

Für diesen verbindet der Sihlsee «den landschaftlichen mit dem wirtschaftlichen Gewinn». Pirker relativierte allerdings allfällige finanzielle Erwartungen an den neuen Vertrag: «Aus rein finanzieller Sicht ist das Etzelwerk für den Bezirk nicht von strategischer Bedeutung. Die Einnahmen aus dem Wasserzins, die Strassenbeiträge und der Erlös aus der Vorzugsenergie machen heute rund vier Steuerprozente aus.» Dazu kommt die Beteiligung der SBB an der Infrastruktur, vor allem mit dem Willerzeller Viadukt.

Der Bezirksrat hätte in den Verhandlungen ein kombiniertes Ziel angestrebt, bestehend aus einer gestärkten Stromversorgung, verbessertem Hochwasserschutz sowie einer ökologischen Aufwertung der Region.

«Höfe: Weniger betroffen, aber dennoch wichtig» Auch für den Bezirk Höfe (wie Einsiedeln Konzessionsgeber) ist der Vertrag «sehr wichtig». Statthalter Diego Föllmi verwies auf den Hochwasserschutz, den Wasserzins sowie die Gratisund Selbstkostenenergie: «Mit dem Vertrag sichern wir die Zukunft des Werks, sodass auch zukünftige Generationen davon profitieren können.» Der Höfner Bezirksrat, so Föllmi, werde den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern «ein Ja zur neuen Konzession ans Herz legen».

Ein solche Empfehlung ist auch vom Einsiedler Bezirksrat zu erwarten: «Der Bezirk Einsiedeln profitiert vom Konzessionsvertrag », fasste Franz Pirker die Haupterkenntnisse zusammen. «Deshalb erhofft der Bezirksrat an der Abstimmung vom 27. November Ihre Unterstützung.» «Dann werden andere für uns entscheiden …» Nicht als Drohung, sondern als Sachinformation wollte Pirker seine Ausführungen zu einem allfälligen Urnen-Nein verstanden wissen. Sollte einer oder gar beide Bezirke den Vertrag ablehnen, würde «nicht einfach

Serie Etzelwerk-Konzession

• Meinung SBB 26.11.21

• Meinung Bezirk 29.12.21

• Meinung Kanton 21.1.22

• Brücken, Strassen 15.3.22

• Pumpspeicherwerk 28.4.22

• Bäche, Wuhren 31.5.22

• Infoanlass 10.6.22

die alte Konzession weiterlaufen », erklärte Pirker, sondern «andere entscheiden, wie die Bedingungen für uns aussehen ». Andere wären in erster Linie der Schwyzer Regierungsrat, allenfalls in Kombination mit den SBB, «was aber sehr schwierig wäre». Sollte auf dieser Stufe keine Einigung erzielt werden können, würde der Bund mit seinen zuständigen Bundesämtern entscheiden. «Ob unsere lokalen Interessen», so Pirker abschliessend, «hier das gleiche Gewicht hätten, ist höchst ungewiss. Wollen wir also die verhandelten Ergebnisse sichern, braucht es ein Ja an der Urne.» Fragestunde: zehn Minuten

Die Fragerunde wurde nicht überstrapaziert. Fünf Redner erkundigten sich nach den Wuhrkorporationen, dem Pumpspeicherkraftwerk (siehe Kasten), dem Hochwasserschutz und der Verlandung. Soweit möglich, erhielten sie Auskünfte zu ihren Fragen.

7 Nach anderthalb Stunden war die Versammlung zu Ende und der Weg frei zu den Informationsständen und der Apérobar. Die Anwesenden entliessen die Referenten mit einem warmen Applaus. Der Einsiedler Anzeiger wird im Rahmen seiner Serie zur Konzession noch detaillierter auf die einzelnen Vertragspunkte eingehen – wie Mückengeld, Geldflüsse, Abstimmungsprozedere und Weiteres.

20. September 2022: Bezirksgemeinde mit Sachvorlage Konzessionsvertrag; 27. November 2022: Abstimmung Konzessionsvertrag

Die Referenten (von links): Der Einsiedler Bezirksammann Franz Pirker, Regierungsrat Sandro Patierno und der Höfner Statthalter Diego Föllmi.

An verschiedenen Informations-Ständen erhielten die rund Hundert Anwesenden zusätzliche und detailliertere Direkt-Auskünfte.

Fotos: Victor Kälin

KONZESSION

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