In Studen wird es keine internationalen Schlittenhunderennen mehr geben
Das neunköpfige OK unter dem Präsidium von Benno Trütsch entschied, nach sechsmaliger Absage in den letzten sieben Jahren künftig keine Schlittenhunderennen mehr in Studen auszutragen.
KONRAD SCHULER
2016 war es zu warm, zudem war Regen für den Sonntag prognostiziert, der dann auch eintraf. 2017 hatte es zu viel Wasser auf den Trails. 2018 konnten wegen Schneemangel weder die Parkplätze noch die Trails gespurt werden. Dennoch entschieden sich die Verantwortlichen damals anlässlich einer Standortbestimmung für eine Weiterführung, nachdem auch ein möglicher Verzicht auf die Rennen zumindest im Raume gestanden war.
Im Jahre 2019 konnten die Rennen dann wieder einmal ausgetragen werden. Nachdem Benno Trütsch im Jahre 2017 das Präsidium von Gabriel Fässler übernommen hatte, bedeuteten diese Rennen seine Premiere an der Spitze des OKs. Am Samstag sorgte damals eitel Sonnenschein für war-me Temperaturen von etwa drei Grad plus, am Sonntag schneite es den ganzen Tag über.
2020 erfolgte wetterbedingt eine weitere Absage. 2021 musste schon früh coronabedingt das Handtuch geworfen werden. Auch das Wetter hätte dann aber keine Rennen zugelassen, da es zu warm war. 2022 musste erneut coronabedingt auf die Austragung verzichtet werden.
In den letzten sieben Jahren konnten die Rennen einzig im Jahre 2019 durchgeführt werden. Für Benno Trütsch war die Premiere also zugleich auch die Derniere an der Spitze des OKs. Entscheid kippte ins Negative
Unter diesen schwierigen Vorzeichen kippte der noch positive Entscheid aus dem 2018 nun ins Negative. In diesem Frühjahr entschied das neunköpfige OK einstimmig, die internationalen Schlittenhunderennen in Studen nicht mehr auszutragen. Benno Trütsch begründet den Entscheid mit folgenden Worten: «Die vielen Absagen der letzten Jahre führten schlussendlich zu einer fehlenden Planungssicherheit.» Finanzielles Risiko bei Langlaufclub In den Jahren seit 2013 habe man einen Verlust von rund 60’000 Franken hingenommen. Es sei also auch ein gewisses finanzielles Risiko im Raume gestanden. Aktuell sei zwar noch ein kleines finanzielles Polster in der Kasse übrig. Diese Kasse werde innerhalb des Langlaufclubs Studen als eigenes Konto geführt. Das Geld bleibe vorerst mal für fünf Jahre auf diesem Konto. Dann werde man weitersehen. 1000 Parkplätze zusätzlich
Ein wenig sei man auch Opfer des eigenen Erfolgs im Langlaufsport geworden, sagt Benno Trütsch. Der Boom im Langlaufbereich während den letzten zwei Coronawintern habe zunehmend eine etwaige Durchführung der Schlittenhunderennen erschwert. An schönen Wochenenden sei jeweils alleine im Langlaufsport ein Grossandrang zu verzeichnen. Benno Trütsch weist in diesem Zusammenhang auf folgenden Umstand hin: «Wir brauchen Tausend zusätzliche Parkplätze. Im Normal-fall müssen wir zwei bis drei Wochen vor dem Anlass mit der Präparation beginnen können. Auf den zusätzlichen Trails benötigen wir mindestens 20 Zentimeter Schnee.» Der Entscheid sei auch in Absprache mit dem Langlauf-club Studen erfolgt. Ein Ersatzort sei bis dato nicht bekannt.
11 von 39 Austragungen abgesagt 1984 fanden die internationalen Schlittenhunderennen erstmals statt. Heinz Schläpfer war damals für nur ein Jahr OK-Präsident. Auf ihn folgten Ernst Waldvogel von 1985 bis 1997 (13 Jahre), Gabriel Fässler von 1998 bis 2016 (19 Jahre) und Benno Trütsch für die letzten sechs Jahre.
Insgesamt musste der Anlass in den letzten 39 Jahren elfmal abgesagt werden. Neunmal führten Witterungsbedingungen für eine Absage, zweimal sorgte die Corona-Pandemie für einen Verzicht. Dreimal konnte zudem nur ein Lauf gewertet werden. Das OK tätigte laut Benno Trütsch in den 39 Austragungen seit 1984 in der Region gegen 1,4 Millionen Franken Ausgaben. Diese Gelder sei-en zu einem beträchtlichen Teil in die Werbung geflossen.
Es habe auch nicht immer ein Plus in der Rechnung gegeben, wenn beide Tage Rennen stattfanden. Rund 2200 Zuschauerinnen und Zuschauer seien nötig gewesen, um eine ausgeglichene Rechnung präsentieren zu können. Insgesamt seien etwa 56’000 zahlende Zuschauer registriert worden, im Durchschnitt jährlich ziemlich genau 2000.
Minus 30 Grad Am kältesten war es im Jahre 1985 mit minus 30 Grad. Im Jahre 2012 war es nur unwesentlich weniger kalt. In all den Jahren waren jeweils 55 bis 120 Gespanne in zirka zehn Kategorien am Start. Dreimal wurden die Schweizermeisterschaften ausgetragen. In Studen gingen nur reinrassige Nordlandhunde an den Start: Siberian Huskies, Samojeden, Alaskan Malamutes und Grönländer. Der Druck auf eine offene Ausschreibung habe in den letzten Jahren aber zugenommen, so Benno Trütsch.
Die Organisation lag in den Händen des Langlaufclubs Studen und des Fachverbands für den Schlittenhundesport. Rund Hundert Helfer und Helferinnen sorgten jeweils für einen reibungslosen Ablauf.
Packende Bilder gab es letztmals am 2. und 3. Februar 2019 zu sehen.
Am 2. Februar 2019 strahlten anlässlich der letzten Austragung Gabriel Fässler (links, Präsident des Langlauf-clubs Studen) und Benno Trütsch (OK-Präsident des Schlittenhunderennens) noch um die Wette.
6000 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten im Jahre 2011 die Rennen bei frühlingshaften Witterungsbedingungen. Die Temperatur stieg bis zu 12 Grad an.
Fotos: Konrad Schuler