Fast wie am Mittelmeer
Sihlseebadi-Gäste geniessen die herrlichen sommerlichen Temperaturen
Ist das jetzt endgültig der Klimawandel? Vergangene Woche verzeichnete die Schweiz an mehreren Orten neue Mai-Temperaturrekorde. Hochsommerliche Hitze beschert auch Badegästen im Einsiedler Strandbad Roblosen schon beinahe mediterrane Verhältnisse. Ein Augenschein.
WOLFGANG HOLZ
Mit seiner knackigen Bräune sieht er aus, als ob er schon die ganze Zeit am Mittelmeer verbracht hätte. Die Rede ist von Daniel Brandt. Der 60-jährige Einsiedler fühlt sich angesichts der Juli- Temperaturen mitten im Mai in der Sihlsee-Badi pudelwohl. Gerade hat er sich eine Pizza schmecken lassen. Den Rest packt er in Alu-Folie ein. Für später. «Weil sie so gut ist», schwärmt Brandt von der hervorragenden Küche im Strandbad Roblosen.
Seine intensive Körperbräune, die er schon seit März mit den ers-ten warmen Sonnenstrahlen kultiviert hat, ist für ihn Ausdruck einer gesunden, sportlich-aktiven Lebenseinstellung. Am Mittelmeer würde er aber nicht leben wollen. «Da ist es hier bei uns in Einsiedeln mit richtigen Wintern und Sommern in der Badi schöner», so Daniel Brandt, der auch gerne Schach spielt. Allenfalls die Kanarischen Inseln kämen für ihn noch in Frage. «Schade ist im Augenblick nur, dass das Wasser noch so kalt und der Wasserstand so tief ist – aber das wird sich ja bald ändern.» Ein «Probeschwumm» im See unterstreicht, dass der Sihlsee zwar wirklich noch etwas kühl daherkommt, mit seinen knapp 18 Grad Wassertemperatur an diesem heissen Freitagnachmittag. Doch dafür ist er umso erfrischender – bei einer Aussenwärme von fast 30 Grad. Lediglich der weite Weg ins Wasser über spitze Steine ist etwas mühsam. Aber die meisten Badenden scheint es nicht zu stören.
Elisabeth Rüegg aus Schmerikon vom oberen Zürichsee ist heute allerdings erst bis zu den Knien im Wasser gewesen. «Ansonsten sind die Temperaturen sehr schön», sagt die 68-Jährige. Sie geniesst in der Sihlsee-Badi, die heute trotz Hitze noch nicht voll ist, die familienfreundliche Atmosphäre, die offene Anlage und nicht zuletzt das Panorama der noch mit Schnee bedeckten Berge im Hintergrund. Auch gefällt es ihr, dass Kinder im Sandkasten spielen und jedermann hier willkommen sei. Wobei es ihr Einsiedeln generell angetan hat – zieht es sie doch immer wieder ins Klosterdorf, wo sie dann in ihrer Ferienwohnung lebt. «Einsiedeln ist einfach ein Kraftort und strahlt viel positive Energie aus.» Positiv gestimmt ist auch Badi- Wirt Damian Bürgi angesichts des hochsommerlichen Hochs. «Wir haben seit dem Muttertag geöffnet und wir hatten bis jetzt einen super Start», bilanziert der Euthaler und blinzelt in die grelle Mittagssonne. Er verfüge über ein tolles Team, und bislang laufe alles gut. «Nur das Open-Air-Kino wird es diesen Sommer nicht geben, es findet ja nur alle zwei Jahre statt.» Aufgrund des Kaiserwetters und den tollen Temperaturen hat es auch Ruth Blättler das erste Mal in diesem Jahr in die Badi gelockt. Die 29-Jährige plaudert gerade mit ihrer Freundin, und beide haben Freude an der idyllischen Aussicht und an dem «feinen Essen» in der Badi. «Entweder essen wir einen Badi-Burger oder eine Burehof-Pizza», erklärt die ursprünglich aus dem luzernischen Sempach stammende junge Frau.
Ganz relaxed fühlt sich Rolf Betschart bei seinem ersten Besuch in der Einsiedler Badi. «Diese Holzliege ist der absolute Hammer », sagt der Baarer Heilpraktiker, der sich auf dem lässigen Badi-Möbel gerade ausruht. Der 58-Jährige hat eine anstrengende Tour hinter sich. Von Baar ist er mit seinem Rennvelo über Allenwinden, Oberägeri, Morgarten und Rothenthurm in 1 Stunde und 40 Minuten bis nach Einsiedeln geradelt. «Es ist eine schöne Anlage hier, und man hat eine super Aussicht», lobt er. Im Wasser war er auch schon. «Die Temperatur ist perfekt für mich und überhaupt nicht zu kalt.»
Full House: Im Badi-Restaurant schmeckts den meisten bestens. Fotos: Wolfgang Holz
Bereits gut gebräunt: Daniel Brandt.
Sehr zufrieden mit dem Badi-Start: Wirt Damian Bürgi.
«War heute erst bis zu den Knien im Wasser»: Elisabeth Rüegg liebt den Sihlsee und Einsiedeln.
«Absolut der Hammer»: Rolf Betschart aus Baar ruht sich nach seiner Velo-Tour auf der Holzliege aus.