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Im Schwyzer Abwasser wird nach Coronaviren gesucht

Im Schwyzer Abwasser wird nach Coronaviren gesucht Im Schwyzer Abwasser wird nach Coronaviren gesucht

Die Abwasserreinigungsanlagen Höfe und Untermarch sind Teil des Corona-Monitorings des Bundes. Die Abwasserproben zeigen, dass die Virenlast seit Februar stetig abnimmt.

CHRISTOPH CLAVADETSCHER / SILVIA GISLER

In der Schweiz wird neu das Abwasser von über Hundert Kläranlagen auf Spuren von Coronaviren überwacht. Rund siebzig Prozent der Bevölkerung werden so erfasst. Dieses System soll laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) helfen, die Virenlast und auch zirkulierende Varianten des neuen Coronavirus zeitnah zu beobachten.

Die Überwachung des Abwassers liefere schnell und grossflächig verlässliche Daten, heisst es aus Bundesbern. Ab Juni werden die gesammelten Daten öffentlich zugänglich sein, das Monitoring wird vorerst bis Ende des Jahres betrieben.

In diesem Rahmen wird auch das Schwyzer Abwasser untersucht. Die Kläranlagen der ARA Untermarch, der ARA Höfe und der ARA Schwyz sind Teil des landesweiten Monitorings. In der Kläranlage der ARA Höfe in Freienbach fliesst das Schmutzwasser aus den Gemeinden Feusisberg, Freienbach und Wollerau sowie aus Bennau zusammen – also von etwa knapp 30’000 Personen.

Der ARA Untermarch sind die Gemeinden Altendorf, Galgenen, Lachen, Teile der Gemeinde Schübelbach und Wangen angeschlossen – ebenfalls rund 30’000 Personen.

Kontroverse Ansichten In der ARA Untermarch werden täglich Proben entnommen. Der Untermärchler Betriebsleiter Noldi Kistler erklärt, dass zwei davon jeweils gekühlt und speziell verpackt mittels Post-Nachtexpress eingeschickt werden. «Der Aufwand ist nicht riesig, aber auch nicht nichts.» Auch die Meinung über den Sinn der Sache sei eher durchzogen. .

«Nicht alle sind von diesem Corona- Monitoring des Bundes so überzeugt.» In der ARA Höfe werden ebenfalls 24-Stunden-Mischproben genommen. Pro Woche werden drei Proben – jeweils dienstags – eingeschickt, wie Karin Thum, Betriebsleiterin und Geschäftsführerin des Abwasserverbands Höfe, erklärt.

«Wir machen gerne mit», sagt Karin Thum. Sie sieht einen grossen Nutzen im Monitoring. Die Chance sei gross, dass eine mögliche Covid-Welle früh genug erkannt werden könne. Den Mehraufwand erachtet Karin Thum als minim.

In Brunnen werden Proben aus der Zentralschweiz untersucht

Auch die Proben von weiter entfernten Kläranlagen werden im Laboratorium der Urkantone (Laburk) in Brunnen untersucht. «Wir dürfen für die ganze Zentralschweiz diese Analysen durchführen. Wir sind sehr stolz darauf, haben wir diesen Auftrag vom Bund erhalten», sagt dazu Kantonschemiker Daniel Imhof.

Neben den drei Schwyzer Betrieben wird das Abwasser von noch sieben weiteren Kläranlagen aus Luzern, Uri, Zug, Nidund Obwalden in Brunnen unter die Lupe genommen.

Doch was wird überhaupt geprüft? «Einfach gesagt, können wir Aussagen darüber machen, wie sich die Virenlast im Abwasser im Laufe der Zeit verändert», erklärt Imhof. Dafür sei innerhalb von nur sechs Wochen im Laburk eine Coronavirus-Analytik aufgebaut worden.

Dies sei nur so schnell möglich gewesen, weil die dafür nötige Technik zur Untersuchung von DNA im Haus bereits vorhanden war. Diese Gerätschaften werden sonst etwa zur Bestimmung von Tierarten gebraucht.

Und was sagt uns das Schwyzer Abwasser derzeit über die Corona- Situation? «Gott sei Dank das, was wir uns alle wünschen: Die Virenlast nimmt stetig ab», weiss Imhof. Gegen Ende Februar, nach der Aufhebung der Massnahmen durch den Bund und wohl auch wegen der Fasnacht, sei nochmals ein Anstieg feststellbar gewesen. Seither entspanne sich die Situation.

«Ich vermute, dass wir im Sommer gar keine Viren mehr nachweisen können. Es wird aber trotzdem weiter gemessen. Denn interessant wird es im Herbst, was dann die Proben aussagen beziehungsweise ob die Virenlast wieder zunimmt», so der Chemiker. Alle machen beim Testing mit

Der grosse Vorteil des Abwassermonitorings, das vom Bund angeordnet ist, sei die Früherkennung. «Wir können eine Zunahme des Coronavirus bereits registrieren, bevor eine neue Welle anrollt. Denn die Viren las-sen sich nachweisen, bevor die Krankheit ausbricht und stark verbreitet wird», führt Imhof aus.

Dadurch könnte die Politik bei Bedarf früher und effizienter reagieren. Die Abwasseranalyse habe allerdings noch einen weiteren entscheidenden Vorteil. «Bei diesen Tests machen garantiert alle mit. Denn jede und jeder muss aufs WC», schmunzelt der Chemie-Fachmann.

Das Abwasser von hundert Kläranlagen in der Schweiz wird auf Covid-Spuren untersucht: Im Bild die ARA Untermarch in Lachen.

Foto: Hans-Ruedi Rüegsegger

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