Veröffentlicht am

«Zeitgemäss und bedürfnisgerecht»

«Zeitgemäss und bedürfnisgerecht» «Zeitgemäss und bedürfnisgerecht»

Bezirksrätin Bernadette Deuber ist vom Nutzen der offenen Jugendarbeit überzeugt. Die Praxis zeige, dass solche niederschwelligen Angebote mehr denn je nötig seien.

VICTOR KÄLIN

Bezirksrat und RPK unterstützen die Sachvorlage. Von welchen Überlegungen liess sich der Bezirksrat leiten? Aufgrund des Kinder- und Jugendförderungsgesetzes sowie des Gesetzes über soziale Einrichtungen des Kantons Schwyz sehen wir uns in der Verantwortung, für die junge Bevölkerung von Einsiedeln offene Jugendarbeit anzubieten. Die Arbeitsweise des Vereins entspricht unseren Erwartungen und den Vorgaben zur Kinder- und Jugendförderung Schweiz. Sie gewährleistet eine zeitgemässe und bedürfnisgerechte Jugendarbeit.

Dafür braucht es nun eine Verdoppelung des Jahresbeitrages auf 140’000 Franken. Ist das nicht etwas gar viel auf einmal? Nein. Wir brauchen vor allem konstante Öffnungszeiten, Angebote in den Ferienzeiten und mehr Präsenz von Fachpersonen vor Ort und medial. Dadurch erhalten die Kinder und Jugendlichen einen verlässlichen Rückzugsort, der ihnen Stabilität, Vertrauen und Sicherheit gibt. Auch das Aufsuchen der Jugendlichen an ihren sozialen Treffpunkten muss regelmässig wahrgenommen werden können.

Es soll zudem möglich sein, Krankheits- und Ferienabwesenheiten der Mitarbeitenden abzudecken, damit der ordentliche Betrieb aufrechterhalten werden kann. Die Jugendlichen brauchen Verlässlichkeit, damit sie sich im Relax regelmässig tref-fen können. Es soll eine neutrale Ansprechperson da sein und sie sollen frühzeitig über bevorstehende Projekte und Anlässe Bescheid wissen.

Dies ist aufgrund der jetzigen personellen Besetzung mit einer Fachperson (30-Prozent- Pensum) und einer 60-Prozent- Praktikumsstelle schlicht nicht machbar. Mit den zusätzlichen 70’000 Franken werden im Wesentlichen (rund 54’000 Franken) eine neue Fachperson zu 70 Prozent eingestellt und die Betriebskos-ten für die erweiterten Angebote finanziert.

Was lassen sich andere vergleichbare Gemeinden die Jugendförderung kos-ten?

Schwyz mit 15’366 Einwohnern stellt zwei 100-Prozent-Stellen für Fachpersonen und ein bis zwei Praktikumsplätze mit 100 bis 120 Prozent zur Verfügung. Betreiber ist hier die Gemeinde Schwyz. Küssnacht hat 13’867 Einwohner und beschäftigt 140 Stellenprozente für Fachpersonen und stellt eine Praktikumsstelle mit 60 Prozent zur Verfügung. In Küssnacht besteht ein Leistungsauftrag an einen Verein wie bei uns.

Sie sehen: Auch nach der Erhöhung auf eine 100-Proz ent-Stelle für Fachkräfte und einem Praktikumsplatz von 60 Prozent «vergoldet » Einsiedeln die Jugendförderung in keinster Weise. Der Verein für Jugendarbeit weist darauf hin, dass er sich bei einem Nein an der Urne «nicht mehr in der Lage sieht, das Angebot weiterzuführen». In der Botschaft steht dazu lediglich, dass in diesem Fall für die Kinder- und Jugendförderung «eine neue Lösung gefunden werden» müsste. Kinder- und Jugendförderung ist eine Aufgabe der Gemeinde. Was wäre denkbar? Es ist richtig, die Kinder- und Jugendförderung ist eine gesetzliche Aufgabe des Bezirks Einsiedeln. Für uns ist zudem klar, dass es die Jugendarbeit braucht.

Sollte die Bevölkerung der Erhöhung auf 140’000 Franken nicht zustimmen, werden wir mit dem Verein Jugendförderung das Gespräch suchen und eine Lagebeurteilung durchführen müssen. Der Verein Jugendförderung darf auf viele Jahre Erfahrung und eine professionelle Arbeit zurückblicken und es wäre nicht verantwortbar, auf dieses Know-how zu verzichten, beziehungsweise dieses aufzugeben. Braucht Einsiedeln überhaupt eine Jugendförderung? Ja. Gerade die heutige und die vergangene Zeit hat uns lei-der deutlich gemacht, wie wich-tig es für junge Menschen ist, eine vertrauensvolle und neutrale Anlaufstelle zu haben, an denen sie ihre Ängste und Sorgen, oder ganz einfach was sie aktuell bewegt, auf Augenhöhe besprechen können. Das wollen oder können die Jugendlichen nicht immer in der Familie.

Beratungsstellen sind komplett ausgebucht und teils mit extrem langen Wartezeiten verbunden. Ein niederschwelliges Angebot, wie es die Jugendförderung in Einsiedeln anbietet, ist sehr wertvoll, begleitet sie die Jugendlichen auf Augenhöhe und ohne dabei gleich einen «Fall» daraus zu machen. Es kann so vieles frühzeitig abgefangen werden. Welche Antwort erwarten Sie am 15. Mai? Selbstverständlich ein Ja, denn eine wirksame Kinder- und Jugendförderung ist ein wertvolles und unverzichtbares Angebot, junge Menschen in verschiedenen Lebenssituationen niederschwellig zu begleiten und ihnen dafür den nötigen Raum zur Verfügung zu stellen.

Share
LATEST NEWS