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«Die Seilbahn ist wichtig für die Holzegg, aber auch für die ganze Skiregion»

«Die Seilbahn ist wichtig für die Holzegg,  aber auch für die ganze Skiregion» «Die Seilbahn ist wichtig für die Holzegg,  aber auch für die ganze Skiregion»

Die Genossame Trachslau hat die Holzegg gekauft. Am 1. Juni geht der Betrieb auf. Präsident Peter Kälin blickt zurück auf die Genossengemeinde und voraus auf den Saisonstart.

VICTOR KÄLIN

Mit 84:0 Stimmen hat die Genossengemeinde am 22. April dem Kauf der Holzegg zugestimmt. Haben Sie mit einem derart deutlichen Ergebnis gerechnet?

Mit einem positiven Resultat habe ich gerechnet – mit einer Einstimmigkeit aber wirklich nicht. Ich war überzeugt, dass es Leute gibt, die gegen das Vorhaben sind. Aus welchen Gründen auch immer. War der Kauf wirklich derart unbestritten wie es das Abstimmungsergebnis ausdrückt?

Konkrete Opposition oder gar ein Flugblatt gegen den Kauf habe ich nicht wahrgenommen. Kritische Stimmen gab es schon die eine oder andere – zum Beispiel zur Finanzierung: Ob die Genossame nochmals Geld einschiessen muss, sollte der bewilligte Kredit nicht ausreichen? An der Genossengemeinde leg-te jemand den Finger auch auf die Seilbahn: Ein Ersatz koste die Genossame nochmals fünf Millionen Franken … Ist das so?

Es muss nicht unbedingt die Genossame Trachslau sein, sondern allenfalls eine noch zu gründende Aktiengesellschaft. Wir sind nicht die einzigen, die an der Bahn interessiert sind. Die Seilbahn ist auch ein Zubringer für ein grosses Skigebiet.

Was gab Ihrer Meinung nach den Ausschlag für eine Zustimmung?

Wo ich mich auch umhörte, hiess es immer, dass man aus der Holzegg «etwas machen könnte»: Einerseits sind die Anlagen gut unterhalten, andererseits hat der Standort Potenzial. Das haben unsere Genossenbürger offenbar auch so gesehen. Wenn ich bedenke, dass im Normalfall 30 Personen die Versammlung besuchen, aber jetzt 84 erschienen sind, um ihre Ja-Stimme abzugeben,dann liegt den Trachslauern und Trachslauerinnen die Holzegg wirklich am Herzen.

Wie entscheidend war der gute Kassenstand der Genossame Trachslau? Wenn man das Geld nicht hätte, würde man eine Holzegg nicht kaufen. Unser Eigenkapital von rund 20 Millionen Franken ist aber nicht flüssig, sondern steckt mehrheitlich in unseren Liegenschaften. Sodann müssen wir für den Kauf eine Hypothek aufnehmen. Wir prüfen derzeit, ob wir allenfalls aus dem Landverkaufsfonds Geld entnehmen können. Mit der Holzegg kaufen wir schliesslich nicht nur eine Liegenschaft und eine Seilbahn, sondern auch 4500 Quadratmeter Land. Der Kauf ist unter Dach. Jetzt richtet sich der Fokus auf den Betrieb. Wann soll es denn losgehen?

Unverändert am 1. Juni! Es ist ein neuer Monat, Pfingsten und der Sommer nahen. Wir wollen so schnell wie möglich öffnen, denn die Holzegg darf nicht vergessen gehen.

Was sind die drängendsten Aufgaben?

Es gibt viel zu tun. Vordringlich ist die neue Rechtsform mit einer Holzegg Immobilien AG und deren Tochtergesellschaft Holzegg Betriebs AG. Ebenfalls wich-tig ist der Übertrag der Bahnkonzession auf uns. Ohne diese können wir die Bahn nicht fah-ren lassen. Nach dem ersten Gespräch mit dem Bundesamt für Verkehr sind wir aber zuversichtlich, die Konzession rechtzeitig zu erhalten. Die Genossame Trachslau ist plötzlich Hotelier und Wirt. Wie soll das personell gehen?

Wir delegieren diese Aufgaben an Daniel Grünenfelder, einen erfahrenen Gastronomen und Touristiker. Er sucht das Personal für den Gesamtbetrieb – also Restaurant, Hotel und Bahn. Wir wollen das bisherige Personal komplett übernehmen. Die Familie Fritsche hingegen zieht sich zurück. Auch sie müssen wir ersetzen. Und wahrscheinlich benötigen wir noch weitere Aushilfen. Wie sieht der Businessplan aus?

Dieser geht von einer Umsatzsteigerung aus vor allem im Hotel- und Gastrobereich. Das wollen wir mit flexiblen Öffnungszeiten, einer Internet-Buchung oder auch verschiedenen Events erreichen. Der Plan sieht vor, dass sich die Holzegg selbst finanziert und in einem oder zwei Jahren einen kleinen, aber soliden Gewinn ausweist.

Ist die Genossame Trachslau schon Eigentümerin? Mit dem Ja an der Genossengemeinde vom 22. April ist der Kaufvertrag automatisch rechtsgültig geworden.

Was ist das langfristige Ziel der Genossame Trachslau mit der Holzegg? Der Genossenrat vertritt klar die Meinung, dass die Holzegg dann verpachtet werden soll, «wenn das Geschäft läuft»: Einem möglichen Pächter oder einer möglichen Pächterin gegenüber wollen wir stabile Strukturen und eine wirtschaftliche Perspektive anbieten können. Und wie lange läuft die Seilbahn noch? Die Konzession ist bis im Jahr 2035 gültig. In den nächsten ein bis zwei Jahren müssen wir mit den zuständigen Ämtern Kontakt aufnehmen. Ein Ersatz ist immer eine langwierige Geschichte. Und es steht ausser Frage, dass die Bahn – in welcher Form auch immer – erhalten bleiben muss. Sie ist wich-tig für die Holzegg, aber auch für eine ganze Skiregion. Sie haben sich starkgemacht für den Kauf. Die Mitglieder der Genossame sind Ihnen eindrücklich gefolgt. Wie fühlen Sie sich? Es hat mich persönlich berührt, dass die Versammlung unserem Antrag gar einstimmig gefolgt ist. Ich hatte das Gefühl, offene Türen einzurennen. Ein schönes Gefühl. Von verschiedener Seite habe ich vernommen, dass die Holzegg-Kommission und der Genossenrat es gut und richtig gemacht haben.

«Wir sind nicht die einzigen, die an der Seilbahn interessiert sind»: Peter Kälin, Präsident Genossame Trachslau.

Foto: Victor Kälin

Noch herrscht Ruhe auf der Holzegg. Doch am 1. Juni sollen Bahn und Restaurant ihren Betrieb wieder aufnehmen. Foto: Andrea Ochsner

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