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«Für Senioren hat das neue Buskonzept seine Tücken»

«Für Senioren hat das neue  Buskonzept seine Tücken» «Für Senioren hat das neue  Buskonzept seine Tücken»

Am 15. Mai wird über das Buskonzept 2025 abgestimmt. Der Einsiedler Bezirksrat möchte den Ortsbus in Durchmesserlinien integrieren. Erschliessungslücken in den Quartieren Kornhausstrasse und Gerbe würden gehbehinderten Menschen das Leben schwer machen.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Aufgrund der notwendigen Fahrzeuggrössen der Regionalbuslinien können verschiedene Haltestellen nicht mehr bedient werden. Durch den Wegfall des Ortsbusses entstehen Erschliessungslücken in den Quartieren Kornhausstrasse und Gerbe. «Von der ersatzlosen Aufhebung der Haltestellen Schlyffi und Kornhausstrasse sind allerdings nur rund fünf Benutzer pro Tag betroffen», betont Patrick Notter.

Die neue Haltestelle Wäni beziehungsweise Allmeindstrasse befinden sich in Gehdistanz. Die aufzuhebende Haltestelle Diorama sei aufgrund der Nähe und der schwachen Frequentierung von täglich rund drei Fahrgästen vernachlässigbar.

«Stärker betroffen ist einzig die Haltestelle Gerbe mit täglich 22 Ein-/Aussteigenden, wozu eine geeignete Lösung in Absprache mit der Leitung Altersheim Gerbe und regionalen Taxiunternehmen gefunden werden konnte», stellt Notter klar: «Zudem befindet sich die neue Haltestelle Etzelstrasse lediglich 250 Meter entfernt.» «Bewohner fühlten sich vor den Kopf gestossen» Mit der angekündigten Aufhebung der Haltestelle Gerbe sei eine schwierige Situation entstanden, sagt Clemens Egli, Leiter des Alters- und Pflegezentrums Gerbe in Einsiedeln: «Der Bezirk wollte zunächst die Verbindung in das Quartier Gerbe ersatzlos streichen.» Das wäre naturgemäss bei den Bewohnerinnen und Bewohnern des Heims auf ein geteiltes Echo gestossen. «Die Senioren haben sich vor den Kopf gestossen gefühlt. Für gehbehinderte Menschen ist der Weg zur Haltestelle Etzelstrasse zu weit», konstatiert der Geschäftsführer: Auf Intervention des Alters- und Pflegezentrums Gerbe habe der Bezirk Einsiedeln eine Lösung mit regionalen Taxiunternehmen unterbreitet. «Schliesslich ist das Alterszentrum stark betroffen vom Abbau des Ortsbusses: Die Haltestelle Gerbe zählt gemäss Zählung des Bezirks 22 Ein-/ Ausstiege», schildert Egli. «Eine dicke Post vom Bezirk»

Eine betroffene Person, wohnhaft an der Kornhausstrasse und gehbehindert, ist ungehalten über die geplante Abschaffung des Ortsbusses: Sie schafft den weiten Weg zur neuen Haltestelle Allmeindstrasse unmöglich zu Fuss – und müsste wohl in Zukunft ein Taxi nehmen, wenn sie vom Quartier Kornhausstrasse ins Ortszentrum fahren will. Zudem sei das Postauto keine gute Alternative zum Ortsbus, weil die Chauffeure kaum warten würden mit dem Anfahren, bis die Senioren Platz genommen hätten.

«Die Abschaffung des Orts-busses, das ist eine dicke Post vom Bezirk», meint Theres Schönbächler, Ortsvertreterin der Pro Senectute in Einsiedeln: Sie wohnt selber an der Kornhausstrasse und kennt die Situation von vielen älteren Anwohnern, die vor grosse Probleme gestellt werden, falls das Buskonzept 2025 am 15. Mai angenommen werden würde. «Der Bezirk Einsiedeln macht wenig für die Senioren» «Für eine Unterschriftensammlung gegen die Abschaffung des Ortsbusses ist es jetzt natürlich zu spät», stellt Schönbächler fest: «Diese zeigt auf, dass der Bezirk Einsiedeln wenig macht für die Senioren.» Die Ortsvertreterin der Pro Senectute ist enttäuscht darüber, dass der Bezirk das Gespräch mit den Anwohnern nicht gesucht habe und diese nun vor vollendete Tatsachen stelle.

«Für Senioren hat das neue Buskonzept seine Tücken», erläutert Schönbächler: «Erst recht für die Bewohner des Alters- und Pflegezentrums Gerbe, denen man einfach so die Haltestelle des Ortsbusses vor dem Haus wegnimmt.» Immerhin gebe es für die Bewohner des Altersheims Gerbe nun einen Ersatzbus. «Unbegreiflich ist, dass der Bezirk für die Anwohner im Quartier Kornhausstrasse nicht auch eine Ersatzlösung für den Ortsbus sucht, der den Leuten sehr fehlen wird», moniert Schönbächler: «Alle, denen der Ortsbus am Herzen liegt, sollten am 15. Mai ein Nein zum Buskonzept 2025 in die Urne legen.» Keine Lösung für Anwohner im Quartier Kornhausstrasse «Weil die Gerbestrasse zu schmal für Postautos ist, kann die bisherige Haltestelle Gerbe nicht mehr angefahren werden», erklärt Bezirksrat Patrick Notter: «Die Quartierbewohner können die neue Haltestelle Etzelstrasse nutzen.» Neu führe die Bennauerlinie über die Etzelstrasse, sodass dort Anschlüsse zum Bahnhof und Spital wie auch nach Bennau und Biberbrugg bestehen.

«Die neue Haltestelle Etzelstrasse befindet sich in nur 250 Metern Gehdistanz zur bisherigen Haltestelle Gerbe», erläutert Notter: «Für alle gehbehinderten und älteren Menschen, die mit dem Alterszentrum Gerbe in Verbindung stehen, wird eine privat-öffentliche Lösung mit Taxiunternehmen zur Verfügung stehen.» Neu würden je vier fixe Abfahrtszeiten ab Gerbe zum Bahnhof und umgekehrt zu einem günstigen Fahrpreis angeboten. «Die Fahrzeiten werden in Absprache mit der Altersheimleitung definiert», führt der Bezirksrat aus.

Wer das Angebot nutzen möchte, muss sich bis zum Vorabend am Empfang melden, sodass dadurch die Fahrt am nächsten Tag ausgelöst wird. Besteht keine Nachfrage, finden auch keine Fahrten statt. Der Bezirk hat für dieses Angebot 10’000 Franken vorgesehen.

«Es gibt keinen Plan B» Wäre vorstellbar, dass auch für gehbehinderte Personen aus dem Quartier Kornhausstrasse eine Lösung mit Taxiunternehmen gefunden werden könnte?

«Nein», antwortet Notter: Das dem Souverän am 15. Mai vorgelegte Buskonzept stelle bereits die «abgespeckte, überarbeitete Vorlage» des bestehenden Ortsbus-Angebotes dar und konzentriere sich im Wesentlichen auf eine Optimierung des bestehenden öffentlichen Verkehrsangebots. Es gebe damit keinen Plan B.

«Sollte die Vorlage an der Urne wider Erwarten scheitern, würde dies wohl ein Aufrechterhalten des bestehenden Orts-busses bedeuten, jedoch mit noch höheren Kosten», konstatiert Notter: «Die barrierefreien Haltekanten wären an den bestehenden Haltestellen so oder anders zu erstellen.» Anpassungen bei der Linienführung seien sehr komplex, weil das Amt für öffentlichen Verkehr und Postauto Ost miteinbezogen werden müssten. Die Infrastrukturvorhaben Bahnhofplatz, Hauptstrasse und Grosser Herrgott seien auf das neue Buskonzept abgestimmt.

Alle Parteien befürworten das neue Buskonzept

«Alle Kommissionen, Parteien und der Bezirksrat befürworten dieses, weil es besser und kostengünstiger ist», betont Notter: «Der Bezirk spart jährlich 160’000 Franken. Es gibt attraktivere Verbindungen, und Bennau erhält zudem ein Sonntagsangebot. » Insbesondere würden die Viertel von den Durchmesserlinien profitieren, da ohne Umsteigen zusätzliche Ziele angefahren werden könnten. Einen sinnvolleren «Plan B» gebe es nicht.

Sind bei den Kunden und Passagieren des Ortsbusses Umfragen gemacht worden bezüglich Zufriedenheit mit dem Ortsbus? Hat es einen Austausch mit den Anwohnern an der Gerbe- und Kornhausstrasse gegeben über das Buskonzept 2025? «Nein», erwidert der Bezirksrat: Es habe keine Umfragen gegeben. Genug aussagekräftig seien die Fahrplanstatistiken, die einen generellen Rückgang bei der Nutzung – unabhängig von Corona und tief frequentierte Haltestellen – aufgezeigt hätten. «Die Weichen für die Zukunft richtig stellen» «Im Bereich Kornhausstrasse nutzen zum Beispiel lediglich sieben Personen pro Tag den Ortsbus», stellt Notter fest: «In Gehdistanz befinden sich nun die beiden neuen Haltestellen Allmeindstrasse und Wäni, die zudem dem Behindertengleichstellungsgesetz entsprechen.» Letztlich gelte es das Gesamtinteresse im Auge zu behalten und eine zukunftsfähige Lösung anzubieten. «Es ist Aufgabe der Politik, die Ressourcen wirtschaftlich und effizient einzusetzen und gleichzeitig die Angebote auf die jetzigen und künftigen Bedürfnisse auszurichten », fasst Notter zusammen: «Der Bezirksrat ist überzeugt, die Weichen für das neue Buskonzept für die Zukunft richtig zu stellen.»

Bennau im Fokus

ml. Die Buslinie 551 verkehrt mit dem neuen Konzept auch am Sonntag (bisher nur Montag bis Samstag). Gemäss Grundangebot des öffentlichen regionalen Verkehrs 2024-2027 beabsichtigt der Kanton, das Angebot der Linie 551 zu verdichten (Zielzustand Stundentakt), womit die Attraktivität dieser Linie weiter gesteigert werden kann.

Zankapfel Ortsbus: Die Haltestelle Gerbe soll mit dem neuen Konzept aufgehoben werden. Die Bewohner des Alters- und Pflegezentrums Gerbe würden zukünftig an vier fixen Abfahrtszeiten ab Gerbe mit Sammeltaxis zum Bahnhof und umgekehrt gefahren werden.

Fotos: Magnus Leibundgut

Am Kreisel kreuzen sich Allmeindstrasse und Kornhausstrasse. Die Haltestellen Allmeindstrasse, Schlyffi und Kornhausstrasse sollen ersatzlos aufgehoben werden. Dafür gibt es eine neue Haltestelle an der Allmeindstrasse.

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