«Ich bin zuversichtlich, dass die richtigen Leute am richtigen Ort nachfragen»
In Alpthal gibt es keine Kandidaturen für den Gemeindepräsidenten und den Säckelmeister. Ortshistoriker Meinrad Steiner bleibt jedoch gelassen.
VICTOR KÄLIN
Für die Erneuerungswahlen in die Gemeindebehörde vom 15. Mai liegt in Alpthal zwar ein Wahlvorschlag vor. Allerdings ist er nicht komplett: Für die Ämter Gemeindepräsident und Säckelmeister konnten innerhalb der gesetzten Frist keine Personen gefunden werden (EA 21/22). Der Einsiedler Anzeiger fragte bei Meinrad Steiner nach. Der langjährige Posthalter und Briefträger Alpthals gehörte ab 1970 selbst mehrere Jahre lang dem Gemeinderat an. Nicht zum ersten Male stehen in Alpthal für den ersten Wahlgang zu wenig Personen zur Verfügung. Haben Sie eine Erklärung dafür?
In Alpthal kennen wir auf Stufe Gemeindepolitik keine Parteien. Dadurch sind die Leute politisch weniger sensibilisiert. Es fehlen die Parteiversammlungen, an denen auch die Vakanzen im Gemeinderat besprochen werden. Und es zeigt sich auch, dass sich niemand von sich aus exponieren will. Sicher nicht frühzeitig für einen ersten Wahlgang.
Was in Alpthal weiterhin seine Spuren hinterlässt, ist der Wechsel von der offenen Wahl hin zur Urnenwahl. Zuvor war es üblich und selbstverständlich, dass an der Gemeindeversammlung Leute vorgeschlagen und gewählt wurden. Das funktionierte immer – bis auf wenige Ausnahmen.
Am Ruf des Gemeinderates oder den nicht mehr kandidierenden Räten – aktuell Gemeindepräsident Adelbert Inderbitzin und Säckelmeister Thomas Reichlin – kann es ja nicht lie-gen …
Nein, der Ruf ist gut. Es gibt an den Gemeindeversammlungen praktisch keine Opposition, was man als gutes Zeichen für die Arbeit werten kann – oder als Ausdruck einer gewissen Gleichgültigkeit.
Kann es sein, dass das Amt eines Gemeinderates generell an Ansehen verloren hat? (Überlegt) … das sehe ich nicht unbedingt. Aktuell haben wir eine gute Durchmischung mit drei Frauen und vier Männern. Und auch das Durchschnittsalter ist nicht allzu hoch – das kann ich als mittlerweile 77-Jähriger getrost sagen. Ich finde, unser Gemeinderat kann sich sehen lassen.
Bisher haben es die Alpthaler und Alpthalerinnen noch immer geschafft, rechtzeitig auf die neue Legislatur alle Ämter zu besetzen. Auch das eine Eigenheit dieses Dorfes. Sehen Sie das auch so?
Das ist wirklich eine Eigenheit. Ich frage mich auch diesmal, was passieren würde, wenn die Char-gen nicht besetzt werden könnten? Beim letzten Mal wurde der Gemeinderat aktiv und fragte im Dorf herum. Ob diesmal die Gemeinderäte wieder «weibeln gehen », weiss ich nicht. Es nimmt mich jedenfalls wunder.
Es scheint, dass die Alpthaler nicht vordrängen wollen. Erst wenn sich abzeichnet, dass da wirklich niemand kandidiert, bewegt sich etwas … Ja. Das sehe ich auch so. Und man darf sicherlich anfügen, dass der Gemeinderat ja nicht gratis arbeiten muss. Die Mitglieder haben eine meiner Ansicht nach anständige Entlöhnung.
Und wie war das bei Ihnen?
Als damaliger Jugend+Sportleiter votierte ich an der Gemeindeversammlung und in Zeitungsberichten für eine Sportanlage in Alpthal, doch es fand sich kein geeigneter Platz. Gemeinderat Paul Schelbert schlug mich da-her an der Gemeindeversammlung 1970 als Gemeinderat vor mit der Bemerkung, dann kann er ja jetzt selbst dafür sorgen. Als erster Präsident der neuen Orts- und Raumplanung war ich verantwortlich für das erste Baureglement mit Zonenplan, genehmigt an der Gemeindeversammlung 1976. Mit Einführung des neuen, einheitlichen Rechnungswesens im Kanton Schwyz wurde ich 1978 zum Säckelmeister und Gemeindekassier in Personalunion gewählt. Damals hat-ten Gemeindeschreiber und Gemeindekassier das Büro noch zu Hause. Die Gemeinderatssitzungen fanden abwechslungsweise in einem Restaurant statt. Dies änderte sich erst 1990 mit dem Bau der während 20 Jahren erkämpften Mehrzweckanlage. Was erwarten Sie für die Gemeinderatswahlen 2022: Finden sich Präsident und Säckelmeister noch rechtzeitig? Ich bin zuversichtlich, dass die richtigen Leute bei den richtigen Leuten nachfragen werden. Es ist ja nicht nur negativ, wenn der Gemeinderat jene Leute kontaktiert, welche dessen Meinung nach in den Rat passen. Das ist für das Verhältnis sicher positiv.
«Ich frage mich, was passieren würde»: Meinrad Steiner zu den Vakanzen für die Gemeinderatswahl vom 15. Mai dieses Jahres.
Foto: Archiv EA