Von der Quadratur des Kreises
Informations- und Diskussionsabend des Bezirks Einsiedeln zur «Lebensader Hauptstrasse»
Die Hauptstrasse muss saniert werden. Ob die Bevölkerung zusätzliche Massnahmen wünscht, blieb auch nach einem anregenden Diskussionsabend weiter in der Schwebe.
VICTOR KÄLIN
Die Hauptstrasse hat nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. Schon gar nicht, wenn der Fokus auf dem Verkehr liegt. Und so liessen sich am letzten Dienstag rund 100 Personen vom Bezirk über die «Lebensader Hauptstrasse » informieren, um abschliessend selbst zu ihrer Meinung befragt zu werden.
«Bei Veränderungen muss die Mehrheit profitieren» «Es hat zu viel Verkehr auf der Hauptstrasse und zu wenig Platz für alle Bedürfnisse», stellte Moderator Bezirksrat Patrick Notter in seinem Eingangsreferat eine erste These auf. Keine These, sondern Realität ist hingegen, dass der Erhalt der Läden an der als Lebensader bezeichneten Strasse schwierig ist und «Leerbestände Gift für die Entwicklung gegen innen» sind.
Auf Einladung des Bezirks schilderten mit Roman Schnidrig und Ali Abdallah, der Inhaber der Dorfmetzg respektive der Krone Bar und des Kebab-Bistros, die Bedeutung der Strasse aus ihrer unternehmerischen Sicht. Gemäss Schnidrigs Erfahrung «wirkt sich eine Sperrung der Strasse auf den Absatz nachweisbar negativ aus». Er sträubt sich nicht gegen Veränderungen, doch müssten diese seiner Meinung nach «einen Gewinn für eine Mehrheit» ergeben. Auch Ali Abdallahs Kundschaft ist «auf schnelle Wege angewiesen», sodass er bei einer Sperrung der Hauptstrasse ebenfalls Umsatzeinbussen erwartet.
Als Co-Präsident des Dorfmarketings erinnerte Mike Langer daran, dass es auf der Hauptstrasse «seit 20 Jahren eine Begegnungszone gibt – und dennoch muss der Fussgänger noch immer achtgeben». Er plädiert dafür, «einen Rahmen zu schaffen, um sich auf Augenhöhe begegnen zu können. Mit der heutigen Situation ist niemand zufrieden».
Fast alles in Bewegung
Planungschef Statthalter Hanspeter Egli wähnt sich «in einer unglaublich spannenden Phase ». Fürwahr ist mit dem Bahnhofareal, dem Dorfplatz, der Hauptstrasse, dem Klosterplatz und dem Grossen Herrgott so ziemlich alles in Bewegung, was auf diesem kurzen Streckenabschnitt bewegt werden kann. Deshalb, so Egli, wolle der Bezirksrat «mit der Bevölkerung planen und deren Bedürfnisse abholen».
Da bei der Hauptstrasse Belag und Unterbau «das Ende der Lebensdauer erreicht» hätten, ist für den Bezirk der Handlungsbedarf gegeben. Eine Sanierung drängt sich auf und ist für den Zeitpunkt ab 2025 vorgesehen. «Doch zuerst», so Egli, «realisieren wir den Kreisel beim Grossen Herrgott.» Bezirksrat Meinrad Gyr skizzierte die Situation aus Sicht des Ressorts Infrastruktur. Angesichts der vielen Anforderungen mit Leitungen für Trinkwasser, Abwasser und Meteorwasser, für Strom- und Gasversorgung, für die IT sowie die Wärmeverbünde «gibt es ein Durcheinander nicht nur auf der Strasse, sondern ab und zu auch darunter». Gyr kommentierte mögliche Lösungsansätze aus Sicht seines Ressorts, wobei das Machbare gegenüber dem Wünschbaren klar den Vorzug erhielt.
Autofrei?
In einem dritten Block wurden die Anwesenden aufgefordert, sich in neun Kleingruppen mit der Frage einer «temporär autofreien Zone auf der Hauptstrasse » zu beschäftigen. Nicht alle Gruppen hielten sich an diese Vorgabe, was zeigte, dass ein Teil der Anwesenden eine Sperrung nicht als gewinnbringende Lösung betrachtet. Die Auswertung fiel entsprechend konträr aus. Dennoch lassen sich zwei inhaltliche Aussagen generieren: Eine Teil-Sperrung der Hauptstrasse würde wohl akzeptiert, allerdings «nicht zulasten des Gewerbes» – also an Werktagen und Samstagen erst nach der Ladenschlusszeit. Aufwind erhielt auch eine Begegnungszone; so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner.
Verschiedene Redner regten zudem an, den Durchgangsverkehr zu verhindern und den Geschäftsverkehr zuzulassen, auf die Pflästerung zu verzichten oder erst Parkplatzprobleme zu lösen. «Hohe Bedeutung der Strasse»
«Die Bedeutung der Strasse ist hoch, das hat auch der heutige Abend gezeigt», resümierte Bezirksammann Franz Pirker. Gezeigt habe sich ebenso, dass man in dieser Diskussion «zuerst immer an sich selbst denkt». So ist auch für ihn klar, dass «Veränderungen nur gelingen, wenn sie der Mehrheit ein Plus bringen».
Nach zwei anregenden Stun-den wurde der Abend mit einem Apéro abgeschlossen; im Wissen, dass dies nicht der letzte Austausch zum Thema Hauptstrasse gewesen ist.
Unter der Moderation von Bezirksrat Patrick Notter (rechts) schilderten (von links) Roman Schnidrig, Ali Abdallah und Mike Langer ihre Sicht auf die Hauptstrasse.
«Können Sie sich eine temporäre autofreie Zone auf der Hauptstrasse vorstellen?» Diese Frage diente den insgesamt neun Gruppen als Diskussionsgrundlage.
Fotos: Victor Kälin