Zu viel Energie wurde verbrannt
Blickt zufrieden auf seine durchwachsene Saison zurück: Einsiedelns Skispringer Killian Peier
In Planica beim letzten Skispringen im Weltcup landete Killian Peier neulich auf Platz 30: Damit geht eine Saison mit Höhen und Tiefen für ihn zu Ende. Der 27-jährige Einsiedler ist unterm Strich dennoch zufrieden.
WOLFGANG HOLZ
«Ich bin nicht enttäuscht, es war bislang meine beste Saison mit den meisten Punkten – und das mit meiner Vorgeschichte», resümiert Killian Peier gegenüber unserer Zeitung. Will heissen: Am Schluss landet der Einsiedler in der Weltcup-Gesamtwertung 2021/2022 auf Platz 16 mit 451 Punkten.
Das ist sicher alles andere als ein schlechtes Ergebnis. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der gebürtige Romand vor der gerade zu Ende gegangenen Welt-cup und Olympia-Saison ein Jahr lang aussetzen musste wegen seines Kreuzbandrisses im Knie, den er sich im Oktober 2020 in Einsiedeln bei den Schweizer Meisterschaften zugezogen hat-te. Nicht alle schaffen so schnell ein Comeback in den Weltcup. Das haben Peier viele internationale Experten attestiert. Zweimal Vierter in Engelberg
Und doch bleibt ein fahler Nachgeschmack. Denn wer so talentiert ist wie der sympathische Skipringer, der ja immerhin 2019 in Innsbruck bei den Nordischen Skiweltmeisterschaften Bronze von der Grossschanze holte – sein bislang grösster Erfolg –, müsste zu den Top Ten unter den weltbesten Skispringern zählen. «Ich gehöre eigentlich dazu», sagt Peier selbstbewusst. «Aber es braucht halt noch etwas», ist er überzeugt.
Dabei startete er so gut in die Saison. Im zweiten Springen im russischen Nishni Tagil Ende November 2021 etwa landete er gleich auf einem sensationellen sechsten Platz. Im finnischen Kuusamo wurde er 6. und 11. In Wisla und Klingenthal wurde er 9., 12. und 13. Und dann schliesslich landete er im heimischen Engelberg vor begeisterter Kulisse zweimal auf dem vierten Rang. Knapp neben dem Podest. Skisprung-Experten wie Toni Innauer zählten ihn schon euphorisch zu den Mitfavoriten für die Vierschanzentournee.
Doch daraus wurde nichts. Peier landete «nur» auf Platz 13 der Gesamtwertung. «Ich hatte die falsche Einstellung», gibt der 27-jährige Einsiedler im Nachhinein zu. Seine eigenen Erwartungen und seine Energien beim Springen seien nicht mehr in Balance gewesen. «Das hat mich instabil gemacht.» Doch es wurde nicht mehr viel besser nach der Vierschanzentournee. In Zakopane im Weltcup 7., in Willingen 13. und 23.
Peking-Pleite Und dann kommt das Olympia- Desaster. Auf der Normalschanze in Peking erreichte er als 37. nicht mal den zweiten Durchgang. Auf der Grossschanze wurde er nur 27. Mit dem Schweizer Herrenteam erreichte er im Team Platz acht. «Ich weiss eigentlich nicht, woran es wirklich gelegen hat», sagt Peier heute. Er habe sich nicht unter Druck setzen las-sen wollen in punkto Medaillengewinn.
Woran lag der Sinkflug in der zweiten Saisonhälfte ab Peking? Denn die Resultate wurden bei den anschliessenden Weltcup-Springen nicht mehr besser. In Lahti zweimal 21. In Lillehammer 30. In Oslo 22. In Oberstdorf beim Skifliegen lief fast gar nichts mehr. Und in Planica zum Saisonabschluss, wie eingangs erwähnt, nur Platz 30.
Die Sache mit dem Mentalen
Liegts etwa an der «zuviel verbrannten Energie», wie Skisprung- Experte Toni Innauer einmal bemerkte? Womit er mein-te, dass nämlich so manchen Skispringer, die wie Killian Peier nach einer kraftraubenden Verletzungs-Reha zurückkommen, schlicht und einfach eben irgendwann auf der Tournee der «Sprit» ausgeht – ohne dass man irgendetwas dagegen unternehmen könne. «Die Energie hat sicher am Ende etwas gefehlt», sagt der 27-Jährige.
Aber muss Peier sich nicht vor allem auch im Mentalen weiterentwickeln? «Im mentalen Bereich gibt es sicher noch ein Potenzial », räumt Peier ein. Er müsse aber auch noch technisch stabiler werden. Skispringen sei eben ein schwieriges Metier. «Die Form ist tagesabhängig, jeden Tag hat man ein anderes Gefühl.» Weitere Podestplätze als Ziel?
Bleibt der Blick voraus auf die nächste Saison. Wäre es für den Einsiedler ein Ziel, weitere Podeste im Weltcup zu erspringen? Schliesslich ist ihm das bislang nur einmal in Nishni Tagil 2019 mit dem zweiten Platz gelungen. Peier verneint. «Für mich wäre es viel wichtiger, den ganzen Winter über gut zu performen und zum Beispiel mehr als 500 Weltcup-Punkte zu holen», sagt er. Damit ihm das gelingt, wäre es wohl vor allem wichtig, dass er gesund bleibt.
Bleibt optimistisch: Killian Peier. Foto: zvg