«Uns fehlen auch keine Zähne»
Interview mit dem besten Schweizer Volleyballer der Saison, Mischa von Burg – dessen Familie aus Einsiedeln stammt
Seine Familie kommt aus Einsiedeln, sein Grossvater lebt noch im Klosterdorf: Mischa von Burg (24) wurde jüngst zum besten Schweizer Volley-baller der Saison gekürt und hat mit Volley Amriswil das Cup-Finale gewonnen. Das macht neugierig.
WOLFGANG HOLZ
Herr von Burg, Sie heissen Mischa mit Vornamen. Ist das tatsächlich Ihr einziger Vorname oder ist es eben die russische Kurzform für Michael? Ich heisse eigentlich mit vollem Namen Mischa Nicola von Burg. Aber Mischa ist mein einziger Taufname. Einen russischen Bezug habe ich nicht – wobei ich weiss, dass Mischka der Bär im russischen Volksmärchen ist. Fühlen Sie sich denn ab und zu auch wie ein Bär mit Ihrer imposanten Grösse von 1,98 Meter und einem Gewicht von 100 Kilogramm?
Na ja, im Volleyball-National-team nennt man mich «Gorilla ». Dabei bin ich vom Typ her eher gross und sanft. Mit dem Vergleich Bär könnte ich daher schon leben. Kommen wir zum Sportlichen. Sie haben mit Volley Amriswil jüngst das Cup-Finale gewonnen – gegen Ihren alten Verein Schönenwerd. Wie fühlt sich das an? Eigentlich unglaublich. Denn schon letztes Jahr war ich mit Volley Schönenwerd im Final, den wir dann verloren hatten. Deswegen fühlt es sich für mich jetzt wie ein Happy End an – ich konnte etwas zu Ende bringen, was im letzten Jahr begonnen wurde. Auch wenn es natürlich ein ganz neuer Final war. Sie wurden auch ausgezeichnet als bester Schweizer Spieler der letzten Saison. Sämtliche Trainer von SwissVolleyball waren an der Wahl beteiligt. Sind Sie stolz darauf und warum sind Sie so gut? Volleyball ist ein Teamsport. Deswegen wäre ich nie ohne mein Team zum besten Spieler der Saison gewählt worden. Wenn ich wohl im schlechtesten Team mitgespielt hätte, hätte ich diesen Erfolg vermutlich nicht feiern können. Es ist auf jeden Fall eine Riesenehre für mich. Zumal meine Position im Mittelblock nicht so im Fokus steht wie andere Positionen. Ich denke, ich habe mir durch viel Training, durch ein gutes Umfeld in meinem Club und vielleicht auch durch ein gewisses Talent diese Ehrung verdient.
Sie spielen seit einer Saison nun im Thurgau bei Volley Amriswil. Warum haben Sie den Verein denn gewechselt? Sie hatten ja bei Volley Schönenwerd optimale Trainingsbedingungen?
Ja, eigentlich schon. Aber ich wollte einfach mal ausprobieren, wie es ist, als Vollprofi Volleyball spielen zu können. Und das hat mir Volley Amriswil eben ermöglicht. Sie sagen es: Sie sind Volley-ball- Profi. Wie ist es, wenn man den ganzen Tag Volleyball spielen oder trainieren darf? Es ist ein grosses Privileg. Nur wenige Spieler in der Schweiz geniessen diesen Status, sich voll auf den Sport konzentrieren zu können. Dadurch kann man Spitzenleistungen erzielen und sich körperlich noch mehr auf die Matches vorbereiten. Wird es einem nicht langweilig?
(lacht) Nein, unser Trainer sorgt schon dafür, dass es uns nicht fad wird. Es ist einfach schön, dass ich mein früheres Hobby nun zum Beruf machen kann. Und wenn man mit so viel Passion Volleyball spielt wie ich, wird es einem eigentlich nie langweilig. Wer bezahlt Ihnen das Profi-Dasein denn?
Mein Verein Volley Amriswil. Der hat natürlich einen Sponsor. Aber ich bin vertraglich angestellt beim Verein – wie ein Fussballprofi. Allerdings sind die Verträge im Volleyball nicht so langfristig ausgelegt – mein Vertrag gilt für acht Monate, von August bis April. Ich habe bereits für die nächste Saison verlängert. Wie viele Volleyball-Profis gibt es denn in der Schweiz?
Viele Teams in der Schweiz spielen ja mit ausländischen Profis – davon gibt es rund 40 in der Schweiz. Einheimische Vollprofis kenne ich nur zwei. Wow, und einer davon sind Sie. Verraten Sie uns: Was verdient man denn so als Volleyball-Profi?
Ich würde sagen, so viel wie der Durchschnittslohn eines Arbeiters beträgt.
Sie sind ja schon mehrfacher Volleyball-Nationalspieler der Schweiz. Welche sportlichen Ziele wollen Sie noch erreichen?
åWas fasziniert Sie am Volley-ball?
Es gibt wenig Sportarten, in denen man so viele Möglichkeiten hat, sich ständig zu verbessern: Beim Service, im Block, bei der Annahme. Und wenn ich im Mittelblock beispielsweise während eines Matches hochsteige, und der Ball prallt von meiner Hand wieder mit Wucht zurück ins Feld des Gegeners, fühlt sich das schon gut an.
Volleyballern wird ja nachgesagt, dass sie sich aufgrund ihrer Körpermasse durchaus zu den schöneren Athleten unter den Sportlern zählen dürfen. Können Sie sich nach Matches vor Groupies noch retten? ( lacht) Ja, denn Volleyball gehört eben nicht zu den beliebtesten Sportarten. Andererseits zählen Volleyballerinnen und Volley-baller wohl zu den attraktiveren Sportlern. Uns fehlen aber auch keine Zähne. Ihre Familie stammt aus Einsiedeln, wo ja Ihr Grossvater Peter von Burg noch lebt. Haben Sie im Klosterdorf das Volleyballspielen gelernt? Nein, ich bin in Thun geboren und im Aargau aufgewachsen. Dort habe ich auch als 17-Jähriger begonnen, leistungsmässig Volleyball zu spielen. Meine Grosseltern habe ich in Einsiedeln wohl vor einem Jahr das letzte Mal besucht. Früher war ich öfters bei meinen Grosseltern in den Ferien. Im Winter sind wir dort viel Ski gefahren.
Wie gut sind die Einsiedler Volleyballer?
Ich kann mich erinnern, dass der Volleyballclub Einsiedeln vor vier, fünf Jahren in der Nationalliga A spielte. Dann ist der Verein wieder abgestiegen, und ich habe nichts mehr von Einsiedeln gehört.
Könnten Sie sich denn vorstellen, zu Einsiedeln zu wechseln, wenn sie wieder in der Nationalliga A spielen würden? Wenn sie gut sind – vielleicht schon. Nicht aber nur, weil es sich um Einsiedeln handelt. Ich spiele momentan im bes-ten Club der Schweiz und sehe deshalb keine Veranlassung zu wechseln. Wie gut sind die Einsiedler Volleyballer?
Ich kann mich erinnern, dass der Volleyballclub Einsiedeln vor vier, fünf Jahren in der Nationalliga A spiellte. Dann ist der Verein wieder abgestiegen, und ich habe nichts mehr von Einsiedeln gehört.
Könnten Sie sich denn vorstellen, zu Einsiedeln zu wechseln, wenn sie wieder in der Nationalliga A spielen würden? Wenn sie gut sind – vielleicht schon. Nicht aber nur, weil es sich um Einsiedeln handelt. Ich spiele momentan im bes-ten Club der Schweiz und sehe deshalb keine Veranlassung zu wechseln.
«Es ist einfach schön, dass ich mein früheres Hobby nun zum Beruf machen kann.»
Mischa von Burg
Ein Mann, ein Block: Mischa von Burg ist einer der wenigen einheimischen Volleyball-Profis in der Schweiz und wurde jüngst zum besten Spieler der Saison gekürt.
Foto: Mario Gaccioli