Sind Wuhrkorporationen noch zeitgemäss?
In der Mehrzweckhalle Gross fand am Dienstag eine Orientierung über den Konzessionsvertrag Sihlsee und die Wuhrkorporationen statt. Das Interesse der Anwesenden richtete sich vor allem auf die Änderungen bei den Wuhrkorporationen.
akä. Im Anschluss an die Generalversammlung des Einwohnervereins «Gross mitänand» hatte die Wuhrkorporation Grossbach zu einer öffentlichen Informations- Veranstaltung zum Konzessionsvertrag Sihlsee und den Wuhrkorporationen eingeladen. Rund 50 Anwesende wurden vom Wuhrpräsidenten Toni Kälin willkommen geheissen. Er begrüsste auch die Referenten, Bezirksammann Franz Pirker und Bezirksstatthalter Hanspeter Egli, und die Vertreter der Wuhrkorporationen: Erich Kälin, Wisstannenbach; Kurt Lagler, Eubach; Philipp Schönbächler, Rickentalbach, Willerzell.
Wuhrkorporation Grossbach
Toni Kälin erwähnte zum Einstieg einige Daten der Wuhrkorporation Grossbach: Gründung 1987, etwa 350 Mitglieder, Bachlänge Wuhr 1,35 Kilometer, Investitionen bis heute 6 Millionen. 91 Prozent wurden von Bund, Kanton und Etzelwerk subventioniert. Grosse Unwetter hätten immer wieder massive Schäden angerichtet. Da sich nun das Etzelwerk an den Bächen nicht mehr beteiligen werde, sei vieles für die Zukunft ungewiss.
Seit neun Jahren wird verhandelt Bezirksammann Franz Pirker dankte für die Einladung und kam zur Orientierung des Konzessionsvertrages Sihlsee. Er erwähnte die Wichtigkeit des Etzelwerkes, das den Schweizerischen Bundesbahnen gehört und 10 Prozent des Bahnstromes liefert. Er betonte aber auch die Wichtigkeit für Einsiedeln und den Kanton Schwyz. Es braucht Konzessionsverträge, wo Leistungen und Gegenleistungen geregelt werden. Die gesetzlichen Grundlagen für das Wasserrecht sind umfangreich. Es müssen Umweltverträglichkeit, Hochwasserschutz, Infrastrukturanlagen und vieles mehr eingehalten werden. Dabei hat es auch noch Knacknüsse: Wie ist die Entwicklung über die nächsten 80 Jahre? Wie entwickelt sich der Strompreis? Erschwerend kommt hinzu, dass alle fünf Partner zustimmen müssen, nämlich die Kantone Schwyz, Zug und Zürich und die Bezirke Einsiedeln und Höfe. In Zug und Zürich ist in dieser Sache der Regierungsrat zuständig, im Kanton Schwyz wird das Volk darüber abstimmen. Seit neun Jahren wird intensiv verhandelt und nun liegt ein gutes Ergebnis auf dem Tisch, über das am 27. November abgestimmt wird.
Bedeutung für Einsiedeln
Franz Pirker erwähnt auch die Bedeutung der neuen Verträge für den Bezirk Einsiedeln. Hier nur einige Stichworte: Wichtiges Landschaftselement, Einnahmequelle, Strom für unsere Bahn, Vorzugsenergie, Hochwasserschutz, Anpassung «Mückengeld », Wasserzins, Pumpkonzession, jährliche Beiträge an Strassen und Brücken. Am Fusse der Staumauer könnte ein Klein-Kraftwerk erstellt werden, um das Pflichtwasser zu nutzen. Bei uns ist die Bevölkerung direkt betroffen, was bei den Kantonen Zug und Zürich nicht der Fall ist. Die neue Konzession Sihlsee ist eine gute, ausgewogene Mischung.
Aus für die Wuhrkorporationen?
Zum Konzessionsvertrag wurden keine Fragen gestellt, aber zu Bachunterhalt und Hochwasserschutz meldeten sich die Vertreter der Wuhrkorporationen. Erich Kälin, Euthal, bemängelt die grossen Beiträge der Perimeterpflichtigen. Diese seien auch sehr verschieden, je nach Wohnort. Er schlägt vor, dass der Bezirk die Wuhrkorporationen ablösen soll, wie dies bereits im Bezirk Schwyz am Laufen ist. Er bemängelt auch das Verlanden des Sihlsees, vor allem weil das Etzelwerk bei den Bacheinläufen das Kies ausbeutet, aber den Schlamm liegen lässt. Es werden auch Fragen gestellt zu Revitalisierungen, Unterhaltspflicht und Kostenbeteiligungen.
Der zuständige Bezirksrat Hanspeter Egli bezieht sich auf das Wasserrechtsgesetz und erwähnt dabei, dass der Bezirk für die Revitalisierung der fliessenden Gewässer verantwortlich ist. Die Wuhrkorporationen wehrten sich vor einigen Jahren vehement dagegen. Heute, im Zeichen der neuen Konzession, sehen wir das anders. Verschiedene Gewässer sind noch gar nicht erfasst und müssten mit neuen Wuhrkorporationen und Perimeterplänen geregelt werden, was aber nicht sinnvoll ist. Auch haben die bestehenden Perimeterpläne erhebliche Mängel, weil die vielen ständigen Eigentümerwechsel enorme administrative Arbeiten erfordern. Der Bezirksrat wird noch dieses Jahr die Wuhrkorporationen einberufen, um erste Lösungen zu erarbeiten. Es wird aber eine längere Zeit brauchen, bis alle Details geregelt sind.
Bezirksstatthalter Hanspeter Egli, Wuhrpräsident Toni Kälin, Bezirksammann Franz Pirker beim Perimeterplan Grossbach. Foto: Alfred Kälin