«Schulwege sind im Kanton Schwyz sicher»
Pascal Simmen, Chef Prävention bei der Kantonspolizei Schwyz, steht Red und Antwort zur Sicherheit im Strassenverkehr: «Wie die tiefen Unfallzahlen zeigen, sind die Schulwege im Kanton Schwyz grundsätzlich sicher.»
MAGNUS LEIBUNDGUT
Am 17. März ist ein Fünfjähriger auf einem Fussgängerstreifen auf der Langrütistrasse von einem Auto erfasst worden. Vor drei Jahren ist ein Sechsjähriger mit seinem Kickboard von einem Auto auf der Langrütistrasse erfasst worden und starb bei diesem Unfall. Ist die Langrütistrasse in Einsiedeln eine gefährliche Strasse? Nebst den baulichen Massnahmen hat auch das Verhalten der Verkehrsteilnehmenden einen grossen Einfluss auf die Verkehrssicherheit. Da mit Blick auf die Unfallstatistiken bei einer grossen Anzahl von Negativereignissen eine Unvorsichtigkeit der Strassenbenützenden im Vordergrund steht, können Strassen in aller Regel nicht als «gefährlich» bezeichnet werden. Sind tatsächlich objektive Indikatoren vorhanden, welche strassenbauliche Defizite aufzeigen, hat der Eigentümer einer Strasse entsprechende Massnahmen zu treffen. Auf der Langrütistrasse kam es leider zu zwei schweren Unfällen mit Kindern innerhalb weniger Jahre. Es ereignen sich auf dieser Strasse aber nicht überdurchschnittlich viele Unfälle. Welche Schulwege im Bezirk Einsiedeln erachten Sie als gefährlich und müssten bezüglich Sicherheit verbessert werden? Gemäss dem kantonalen Volksschulgesetz zeichnet der Schulträger für die Schulwege zuständig. In seinem Zuständigkeitsgebiet beurteilt er deren Sicherheit und koordiniert Massnahmen. Als Polizei kommt uns hier eine Support-Funktion zu. So beraten wir die verantwortlichen Stellen der Kommunalbehörden regelmässig bei konkreten Schulwegsicherheitsfragen und zeigen ihnen Möglichkeiten auf, zum Beispiel organisatorische Massnahmen wie das Erstellen von Schulwegplänen oder Informationsschreiben.
Wäre es zu begrüssen, wenn im Klosterdorf Tempo-30-Zonen eingeführt würden, um die Sicherheit für die Schüler zu erhöhen? Eine Geschwindigkeitsreduktion kann durchwegs eine von vielen Massnahmen sein, um die Sicherheit im Strassenverkehr zu erhöhen. In der Regel geht sie jedoch abgestimmt mit anderen, weiteren baulich-technischen Anpassungen einher. Wie die tie-fen Unfallzahlen zeigen, sind die Schulwege im Kanton Schwyz grundsätzlich sicher. Die Situation gilt es laufend zu überprüfen, um wenn nötig in Absprache mit dem Strasseneigentümer punktuell Massnahmen zu ergreifen. Stellen Eltern, die ihre Kinder in die Schule chauffieren, ein Sicherheitsproblem in den Schulen Einsiedeln dar?
Auch die Schulverantwortlichen des Bezirks Einsiedeln sind mit dem Phänomen der sogenannten Elterntaxis konfrontiert. Wir raten vom Elterntaxi sowohl aus pädagogischen als auch aus Verkehrssicherheitsgründen ab. Die Kinder verpassen dadurch nicht nur wertvolle soziale Erfahrungen, sondern lernen auch weniger, wie sie sich selbstständig im Verkehr sicher bewegen können. Zudem beeinträchtigen anhaltende und manövrierende Fahrzeuge stets die Sicht der kleinsten Verkehrsteilnehmenden, bilden zusätzliche Hinder-nisse sowohl für Fussgänger als auch für Velofahrende und stellen damit ein zusätzliches Unfallrisiko dar.
Hat die Sichtbarkeit im Strassenverkehr in der letzten Zeit abgenommen, weil immer mehr Kinder, aber auch Erwachsene, ohne Licht Velofahren? Wir stellen fest, insbesondere in der dunklen Jahreszeit, dass viele Verkehrsteilnehmende des Langsamverkehrs mit einer ungenügenden Sichtbarkeit unterwegs sind. Nebst fehlenden oder nichtfunktionierenden Lichtanlagen begegnen wir jedoch auch sehr oft Fussgängern oder Zweiradlenkern mit einer schlecht erkennbaren Bekleidung. Müsste die Polizei vermehrt Velofahrer kontrollieren? Wir führen regelmässig Schwerpunktaktionen bezüglich Sichtbarkeit des Langsamverkehrs durch. So sensibilisieren wir beispielsweise anlässlich verschiedener Präventionstätigkeiten die Verkehrsteilnehmenden in den Herbst- und Wintermonaten hinsichtlich ihrer eigenen Sichtbarkeit. Zudem führen wir gezielte Kontrollaktionen mit Blick auf die Beleuchtungsvorschriften durch. Sind rasende Schüler auf frisierten Töfflis ein Relikt aus den 80er-Jahren oder stellt dies immer noch ein Sicherheitsproblem auf den Strassen im Bezirk Einsiedeln dar? Objektiv stellen wir kein erhöhtes Sicherheitsrisiko, verursacht durch Mofa-Lenkende, fest. Wie kann der Velo- und Fussgängerverkehr im Bezirk Einsiedeln sicherer gemacht werden? Eine zentrale Rolle kommt der Eigenverantwortung aller Verkehrsteilnehmenden zu. Eine gute Sichtbarkeit trägt zur Unfallverhütung ebenso bei, wie die nötige Aufmerksamkeit der Fahrzeuglenkenden. Leider sind Unaufmerksamkeit und Ablenkung die häufigste Unfallursache. Wenn alle ihren Teil beitragen, kann viel Leid, das durch Verkehrsunfälle verursacht wird, verhindert werden.
Ab dem 1. April müssen alle E-Bikes mit einem Tagfahrlicht ausgestattet sein. Die Lichtpflicht ist erfüllt, wenn bei guten Sichtverhältnissen vorne ein weisses ruhendes Licht eingeschaltet ist (analog zu den Tagfahrlichtern bei PW, LKW, Motorrädern und so weiter).
Foto: Kapo SZ
Pascal Simmen, Chef Prävention bei der Schwyzer Kantonspolizei: «Wir raten vom Elterntaxi sowohl aus pädagogischen als auch aus Verkehrssicherheitsgründen ab.» Foto: Kapo SZ