Das Ameos Spital spricht von einer Massnahme zur Qualitätssicherung
Die Entlassung von langjährigen Pflegehilfen am Spital Einsiedeln hat eine tiefe Betroffenheit ausgelöst. Für Ameos ist die Trennung eine Reaktion auf die zunehmende Komplexität von Medizin und Pflege.
VICTOR KÄLIN
Kaum waren am letzten Montag, 28. März, Sitzung und Mitarbeiterinformation im Ameos Spital Einsiedeln vorbei, verbreitete sich die Kunde in Windeseile: Den Pflegehilfen des Spitals sei ohne Vorankündigung gekündigt worden. Es handle sich dabei zwar um eine ordentliche Kündigung mit Lohnfortzahlung, verbunden aber mit einer sofortigen Freistellung aller betroffenen Personen.
«Aus menschlicher Sicht eine Tragödie»
Zu Wort meldete sich auch der Schweizerische Verband des Personals öffentlicher Dienste VPOD. Für Kantonalpräsidentin Ruth Mikšovic-Waldis sind die Entlassungen «aus gewerkschaftlicher und menschlicher Sicht eine Tragödie». Da seien Mitarbeiterinnen, welche teilweise jahrzehntelang für das Spital tätig waren, «ohne Vorwarnung gekündigt und freigestellt worden». Sie vermisst insbesondere die «fachlichen Gründe und einen allfälligen Bewährungsstatus. So war es für niemanden erkennbar, dass diese Handlung drohen könnte». Da etliche der Betroffenen älter als 50 oder 60 Jahre sind, sieht Mikšovic-Waldis für sie «nur geringe Chancen, anderswo wieder in die gewohnte Tätigkeit einsteigen zu können».
Mit diesem Vorgehen hat für den VPOD Ameos die «unternehmerische Verantwortung gegenüber seinem eigenen Personal nicht wahrgenommen». Ruth Mikšovic-Waldis beobachtet die Strukturänderung mit einer gewissen Sorge, müsse doch nun «das Pflegepersonal die Arbeit der Pflegehilfen übernehmen».
«Wirtschaftlicher Druck – zunehmende Komplexität» Auf Nachfrage des Einsiedler Anzeigers antwortete das Ameos Spital Einsiedeln gestern Donnerstag mit folgender offiziellen Stellungnahme: «Das Ameos Spital Einsiedeln – wie alle anderen Spitäler in der Schweiz auch – sieht sich mit einer Reihe von grossen Herausforderungen konfrontiert. Dazu gehören unter anderem der wirtschaftliche Druck sowie die zunehmende Komplexität und Spezialisierung der Medizin und Pflege, der wir qualitativ Rechnung tragen müssen. Auch wenn die Ameos Gruppe das Spital Einsiedeln in einer wirtschaftlichen Schieflage übernommen hat, befindet sich das Haus mittlerweile aber auf einem guten Weg, die wirtschaftliche Gesundung schreitet fort.
Dieser Prozess ist aber noch nicht abgeschlossen. Vier Personen mit insgesamt 2,9 Vollzeitstellen in den Bereichen Pflegehilfe und Verwaltung wurde deshalb am Montag, 28. März, auf Grund der Zusammenlegung einzelner Arbeitsbereiche, gekündigt (im Vergleich dazu: wir ha-ben rund 350 Mitarbeitende). Es handelt sich um ordentliche Kündigungen; die betroffenen Mitarbeitenden wurden aber freigestellt, damit sie die Gelegenheit haben, sich mit genügend Zeit um ihre berufliche Neuorientierung zu kümmern. Wir bedauern diese Kündigungen.
Informiert wurde die gesamte Belegschaft am Montag, 28. März. Die betroffenen Kaderbereiche wurden bei der Erarbeitung der Massnahmen verantwortlich miteinbezogen. Mit diesen Massnahmen passen wir die Pflegestrukturen an und richten sie gleichzeitig auf die zukünftigen Herausforderungen aus. Wichtigstes Ziel bleibt es aber, die Zukunft des Spitals und damit die Grund- und Notfallversorgung der Menschen in der Region auf medizinisch ho-hem Niveau und langfristig zu sichern.»
Mit diesen Massnahmen will das Ameos Spital «die Pflegestrukturen anpassen und sich gleichzeitig auf die zukünftigen Herausforderungen ausrichten».
Foto: Lukas Schumacher