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Versuch(ung)en

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ZWISCHENLUEGETEN 3

MARTHA EMMENEGGER

Die Fasnacht ist seit Aschermittwoch vorüber. Ich würde lügen (was ich eh nie tue …), wenn ich behaupten würde, das Ende der fünften Jahreszeit bringe mich jeweils zum «Brüölen». Mit Schulkindern in der Familie gilt es für mich als Familienfrau (früher Hausfrau – aber seien wir ehrlich, ohne Haus hiesse es demnach einfach «Frau» …) den Ferientagen eine Struktur zu geben. Denn, Frowin würde sagen, seine Struktur sei schlafen, chillen und gamen. Sie wissen, was ich meine? So, und jetzt ist Fastenzeit. Wie alle Jahre wieder gebe ich mein Bestes, und versuche der Versuchung von Süssem stand-haft zu widerstehen. Und wenn ich scheitere, pflege ich zu sagen, ich habe es zumindest versucht. Schliesslich beinhaltet das Wort «Versuchung» bereits «versuchen ». Und so gesehen erfülle ich eigentlich nur die Erwartung, wenns nicht gelingt. Voll easy. In diesem Zusammenhang wollte ich mehr wissen. Und Suchmaschine sei Dank. Diese spuckte in 0,51 Sekunden 14’200’000 Ergebnisse aus. Nebst vielen Links erschien ein Bild mit einem nackten Paar. Adam sitzend an einen Baum gelehnt und Eva, also die mit dem berüchtigten Apfel, ihm diesen, angebissen, zustreckend. Betitelt mit «Der Sündenfall, Ölbild von Hendrick Goltzius (1616)». Diese Art der Versuchung ist weit weg von meiner. Obwohl, da gings ja auch um Essbares. Zwar nicht so süss wie meine, nein, eher nachhaltig bitter. Gewisse Religionen haben heute noch daran zu na-gen. Passt irgendwie zum angebissenen Apfel. Zurück zum Bild. Was mir dann als nächstes auffiel, ein wuchtiger Blätterzweig bedeckte genau Adams Stelle, an dem wir sonst ein Feigenblatt erwarten. Ich war versucht …

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Martha Emmenegger, 45 wiedererkennt sich irgendwie im Spruch: «Führe mich nicht in Versuchung. Ich finde von alleine hin.»

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