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Von Häusern und Menschen

Von Häusern und Menschen Von Häusern und Menschen

Lilian Schönbächler verkauft seit 10 Jahren in Einsiedeln Immobilien

Seit 17 Jahren lebt Lilian Schönbächler im Klosterdorf. Seit zehn Jahren verkauft sie für ihre Firma Waldstatt-Immobilien Häuser. Der 49-jährigen Maklerin geht es dabei weniger um die Immobilien als um die Menschen. Denn jedes Haus birgt eine Geschichte. Geschichten von Menschen.

WOLFGANG HOLZ

Lilian Schönbächler sitzt entspannt am runden Tisch in ihrem Büro an der Hauptstrasse 26 – das eigentlich gar nicht nach dem Arbeitsraum einer Immobilienmaklerin aussieht. Im Gegenteil. In einem Regal an der Wand sind Handtaschen, Rucksäcke und Accessoires in Plastik verpackt gestapelt. Ware, die im Frontshop der Waldstatt Immobilien GmbH verkauft werden. «Ich arbeite viel von zu Hause», bekennt die Einsiedlerin, die schon auf den ersten Blick recht flexibel und vielseitig wirkt. Ein Eindruck, der nicht trügt.

Gutes Netzwerk

Denn die aufgestellte und freundliche Businessfrau – die auch als SBB-Kondukteurin, als KV-Frau und als Persönlichkeitscoach gearbeitet hat – kennt sich im Klosterdorf nicht nur in Sachen Immobilien bestens aus. «Da ich über ein gutes Netzwerk verfüge und vier Jahre lang Präsidentin der Freisinnigen in Einsiedeln war, weiss ich auch, welche Sorgen die Leute hier umtreiben», sagt sie. Sprich, sie weiss, wie Einsiedeln tickt. Und das, obwohl sie ursprünglich aus Weesen am Walensee stammt. «Die Einsiedler sind sehr stolz auf ihr lebendiges Dorf. Sie empfinden eine hohe Identität gegenüber ihrem Ort.» Gleichzeitig habe sich Einsiedeln in den letzten zehn Jahren durch ein schnelles Wachstum stark verändert. «Es ist viel gebaut worden.» Diese Erfahrungen sind für Lilian Schönbächler hilfreich als Immobilienmaklerin. Sie kennt die Häuser und die Menschen. Beides zusammen bildet für sie eine untrennbare Einheit. Denn Häuser und Menschen haben beide ihre Geschichten.

Rund ein Dutzend Häuser

Das gute Dutzend Häuser und Wohnungen, die Lilian Schönbächler pro Jahr verkauft, sind Bestandsimmobilien. Etwa die Hälfte davon Häuser mit einem durchschnittlichen Alter von 30 Jahren. «Zumeist handelt es sich um klassische Einsiedler Hausbesitzer, die 55 Jahre und älter sind. Ihre Kinder, längst erwachsen, wohnen nicht mehr im Haus und die Eigentümer suchen sich nun etwas Kleineres», skizziert Schönbächler das Verkaufsprofil. «Ich begleite Menschen gerne in diesem Veränderungsprozess. » Zwischen dem Erstgespräch mit Verkäufern und einem Auftrag für einen Hausverkauf, vergehen zwischen vier Tagen und mehreren Jahren. Ein durchschnittlicher Verkaufsprozess dauert ca. sechs Monate. Von so einem Verkauf erhalte sie als Maklerin eine Provision von zweieinhalb Prozent. Die Veräusserung eines denkmalgeschützten Hauses in Unteriberg, das sich in der Landwirtschaftszone befindet, habe sich aufgrund der behördlichen Genehmigungsverfahren über zwei Jahre hingezogen. Doch sie verliere nicht so schnell die Geduld, sie sei ausdauernd. Käufer meist aus der Region

«Die Preise für ein durchschnittliches Einfamilienhaus aus den 1980 er Jahren bewegen sich momentan zwischen 1,3 und 1,8 Millionen Franken», erklärt sie. Ihre Käufer stammen meist aus der Region. Wobei inzwischen ein Viertel ihrer Kundschaft vom lin-ken Zürichseeufer kommt. Kein Wunder. Einsiedeln ist als Wohnort begehrt.

Doch die Begehrlichkeiten nach einem Haus sind in den letzten eineinhalb Jahren auch wegen der Coronamassnahmen enorm gestiegen. «Die Nachfrage ist der-art riesig, das Angebot quasi nicht vorhanden», sagt Schönbächler, die sich selbst in einer Dreieinhalbzimmer- Mietwohnung wohlfühlt. Es gebe Leute, die würden bis zu zwei Jahren nach einer passenden Immobilie suchen. Wer kein freistehendes Haus mit Umschwung finde, könne sich unter Umständen auch mit einem Reihenhaus anfreunden. Die Preise für Immobilien seien im Vergleich zu vor zehn Jahren aufgrund der immensen Nachfrage um rund 20 Prozent angewachsen.

Den Grund für den enormen Run auf Immobilien sieht die Maklerin nicht nur in den niedrigen Hypothekarzinsen. «Corona hat alles umgekrempelt und den Wert von Wohnen und von einem qualitativen Zuhause nochmals enorm gesteigert », sagt sie. Stichwort Homeoffice. Stichwort Pendelmüdigkeit.

«Wohnen ist wieder wichtiger geworden, und die Käufer sind bereit, dafür entsprechende Preise zu zahlen.» Sagts und stellt klar: «Heute muss man Immobilien kaufen, wenn man kann.» Doch dieses «Kaufenkönnen» kann eben nicht jeder. 20 Prozent Eigenmittel würden bei einem Hauskauf verlangt, um entsprechende Kredite zu erhalten. «Erfreulicherweise gibt es inzwischen immer öfter Eltern, die ihre Kinder und ihre jungen Familien beim Hauskauf finanziell unterstützen und so ihr Geld anlegen», erklärt Lilian Schönbächler.

Für die Verkäufer von Immobilien hat die Trennung vom eigenen Haus dagegen nicht immer mit schönen Erlebnissen zu tun. «Bei 50 Prozent der Verkaufsgründe handelt es sich um unschöne Gründe», erzählt Schönbächler. Will heissen: Scheidung, Krankheit, Tod, Alter und finanzielle Engpässe führten zum Verkauf von Häusern – je nachdem, wie eben die Geschichten und das Schicksal der Menschen, die darin wohn(t)en, verlaufen sind. In diesen Fällen ist dann viel Feingefühl und Verständnis vonseiten der «Veränderungsbegleiterin » gefragt.

«Corona hat alles umgekrempelt und den Wert von Wohnen und von einem qualitativen Zuhause nochmals enorm gesteigert.»

Lilian Schönbächler, Immobilienmaklerin

Immobilenmaklerin Lilian Schönbächler. Foto: Wolfgang Holz

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