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«Die Muskeln fühlten sich sehr müde an»

«Die Muskeln fühlten sich sehr müde an» «Die Muskeln fühlten sich sehr müde an»

Franziska Schönbächler aus Willerzell, frisch gekürte WM-Dritte im Eisklettern, im Interview

Die 25-jährige Alpinistin Franziska Schönbächler, Mitglied der SAC-Sektion Einsiedeln und des SAC-Expeditionsteams, wurde hinter der neuen Schweizer Weltmeisterin Petra Klingler bekanntlich Dritte im Eisklettern. Im Interview spricht sie auch über die Strapazen.

WERNER BÖSCH

Franziska Schönbächler, war das Ihr erster Wettkampf auf so hohem Niveau? Im Herbst habe ich an einem Europacup- Wettkampf in Bern mit starker Beteiligung teilgenommen. Ebenso bin ich zwei Swiss Cups und die Schweizer Meisterschaft gegen die Stärksten unseres Landes geklettert. Durften Sie sich Chancen auf eine Medaille ausrechnen? Dass ich stark sein kann, wuss-te ich. Gegen die erfahrenen Athletinnen hätte ich nicht mit einem Podestplatz gerechnet. Ich wollte Erfahrungen sammeln und war sehr glücklich, nur schon an einer WM teilnehmen zu können. Dann kletterte ich einfach so gut ich konnte. Ich war sehr erstaunt über das Resultat! Eisklettern im Parkhaus: Wie darf man sich das vorstellen? Um die 32 Meter Höhe des Park-hauses zu überwinden, gibt es eine «windende Fahrbahn» und in der Mitte viel Raum. Darin befindet sich eine Konstruktion aus Metall und Holz, woran man klettert. Es ist kalt und überdacht. Die Fahrbahn dient als perfekte Tribüne. Man klettert also gar nicht auf Eis? Nein, man klettert mit den Schuhen und Steigeisen auf Holz und mit den zwei Eisgeräten auf Stein-, Metall-, Holz- und Plastikgriffen. Nur die sogenannte «Icebarrels » bestehen aus dem gefrorenen Element. Sie haben grosse gebohrte Löcher, um die Kletterverhältnisse für alle einheitlich zu gestalten. Der Anteil von Eis beträgt nur rund 10 Prozent.

Braucht es spezielle Steigeisen?

Man klettert mit «Toolyboots», um Gewicht zu sparen. Das ist eine Mischung aus knöchelhohen Kletter- und Bergschuhen, woran man meist nur zuvorderst Steigeisen befestigt. Welche Art von Pickel verwenden Sie?

Ganz normale Steileis-Geräte. Die Hauen sind etwas spezieller, sehr stark nach unten geneigt, bestehen aus Panzerstahl und sind dicker; beim echten Eisklettern könnte man sie kaum verwenden. Sie waren siebeneinhalb Minuten unterwegs. Gabs Erholungsmöglichkeiten?

In den Trainings haben wir die Erholungspositionen studiert. Diese sollten so gewählt sein, dass man das Gewicht auf den Armen entlasten kann, zum Beispiel vor einem steilen Aufschwung. Gewonnen hat übrigens, wer in die-ser Zeit die grösste Höhe erreicht – ohne zu stürzen natürlich. An den einzelnen Punkten muss die Seilsicherung eingehängt werden. Wie sieht das Training aus?

Klimmzüge, Hangboarden und viel Klettern mit Eisgeräten. Rumpf und Waden sind gut zu trainieren. Man muss diese Kraft im richtigen Moment abrufen können. Sie sind Mitglied des SAC-Expeditionsteams. Wie geht es da weiter? Wir müssen viel für die Expedition nach Grönland organisieren. Man unternimmt Touren mit Team-Mitgliedern. Es gilt, sich physisch und mental vorzubereiten.

Gehen Sie auch in freier Natur zum Eisklettern? O ja! Ich ziehe sogar das «richtige » Eisklettern den Wettkämpfen vor. Es gibt überall in der Schweiz viele Möglichkeiten. Bekannt sind Kandersteg und das bündnerische Averstal.

Arbeiten Sie zu 100 Prozent?

Momentan bin ich temporär in

Bern als Landschaftsgärtnerin zu 80 Prozent angestellt.

Gab es nach dem Wettkampf «Nachwehen»?

Die Muskeln in den Armen, Schultern und im oberen Rücken fühlten sich sehr müde an. Die «kleinen Leiden» empfand ich eher nach der längeren Party!

Allen Grund zum Strahlen: Franziska Schönbächler hat in Saas-Fee Grossartiges geleistet. Foto: zvg

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