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Wie ein Elektrorollstuhl zum Zankapfel wird

Wie ein Elektrorollstuhl  zum Zankapfel wird Wie ein Elektrorollstuhl  zum Zankapfel wird

Der Rotkreuz-Fahrdienst wird neuerdings von Schwyz aus koordiniert. Das bringt mit sich, dass keine Fahrtanmeldungen mehr für Transporte entgegengenommen werden, bei denen Elektrorollstühle mitgeführt werden.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Johannes G. Schmidt war Arzt im Praxiszentrum am Meinradsberg in Einsiedeln und musste Ende 2016 seine Praxistätigkeit aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen beenden: «Als Rollstuhlfahrer war ich seit sieben Jahren immer sehr froh und dankbar für den Rotkreuz-Fahrdienst, der hervorragend funktionierte. » Der 66-jährige Allgemeinpraktiker mit Schwerpunkt altchinesische Medizin, Kräutertherapie, Akupunktur und Beratung über Massnahmen zur Wiederherstellung der Widerstandskräfte sei etwa fünfzig Mal von einem Rotkreuzfahrer zum Arzt und sogar zum Flughafen gefahren worden, «wobei ich aus dem Rollstuhl auf den Beifahrersitz transferiert habe», schildert Schmidt: «Dies funktionierte auch mit meinem Elektrorollstuhl, weil dieser zusammenklappbar ist auf die Grösse eines Koffers und deshalb in jeden Kofferraum passt und schon mindestens zehn Mal sogar auch im Flugzeug mitgenommen worden ist.» Zweigstelle im Klosterdorf wurde aufgelöst Aus unbekannten Gründen habe inzwischen Schwyz den Fahrdienst an sich gerissen, und er funktioniere nicht mehr: «Willkürlich und entgegen bewährter und erprobter Einsiedler Praxis wird behauptet, für Elektrorollstühle brauche es Autos, in die man hineinfahren können muss», moniert Schmidt: «Damit ist der Fahrdienst plötzlich abgeschafft worden, nur weil man in Schwyz nicht zuhören und lernen kann.» Er hoffe, dass sich Einsiedeln dagegen wehre.

Nach gut dreijährigem Betrieb ist Ende April 2020 die Zweigstelle des Schweizerischen Roten Kreuzes Kanton Schwyz an der Schwanenstrasse 32 in Einsiedeln geschlossen worden. «Aus Gründen der Kosten-Nutzen- Situation war eine Fortführung der Zweigstelle wenig sinnvoll », sagt Doris Schilter, Leiterin des Rotkreuz-Fahrdienstes in Schwyz: «Es gab zu wenig Laufkundschaft im Klosterdorf.» Da mittlerweile auch der Fahrdienst im ganzen Kanton Schwyz zentral vermittelt und organisiert werden kann, haben Vorstand und Geschäftsführung des SRK Schwyz beschlossen, die Präsenz in Einsiedeln aufzulösen.

Seit der Auflösung der Zweigstelle wird der Fahrdienst für die Bevölkerung in der Region Einsiedeln von der Fahrdienst-Einsatzzentrale Schwyz koordiniert.

«Autos sind nicht geeignet für Elektrorollstühle» Die Fahrdienst-Einsatzzentrale in Schwyz nimmt grundsätzlich keine Fahrtanmeldungen für Transporte entgegen, bei denen Rollstühle oder Elektrorollstühle mittransportiert werden müssen: «Unsere Transporte erfolgen ausschliesslich in den Privatfahrzeugen unserer freiwilligen Fahrerinnen und Fahrer. Diese Autos sind nicht geeignet für den Ein- und Auslad von Rolloder Elektrorollstühlen», gibt Schilter zu bedenken.

Leider verfüge der Schwyzer Fahrdienst noch nicht über geeignete Fahrzeuge, um die Leute in einem Rollstuhl- oder Elektrorollstuhl transportieren zu können, hält Schilter fest: «In Ausserschwyz können wir solche Transporte vermitteln, die vom Verein Rollmobil March-Höfe ausgeführt werden.» Als Alternative zum Rotkreuz- Fahrdienst schlägt Schilter einen privaten Altersmanager aus Einsiedeln vor, der mit einem Bus Personen in Rollstühlen transportieren könne. Schwere Lasten sollen für die Fahrer vermieden werden Es gebe keinen Zusammenhang zwischen der Schliessung der Zweigstelle und dem Transport von Rollstühlen, fasst Schilter zusammen: «Unsere Dienstleistung und unser Einsatzkonzept, basierend auf Freiwilligenarbeit und Privatfahrzeugen, sind grundsätzlich nicht auf Rollstuhltransporte ausgerichtet.» Je nach Auftragslage gebe es in Ausnahmefällen Transporte von Personen und Rollstuhl. «Dies hängt aber immer von der Verfügbarkeit und Bereitschaft unserer freiwilligen Fahrer ab», betont die Leiterin: «Wir sind als Auftraggeberin auch für die Gesundheit unserer Freiwilligen verantwortlich – zum Beispiel bei der Vermeidung von schweren Lasten.»

Doris Schilter, Leiterin des Rotkreuz-Fahrdienstes: «Wir sind als Auftraggeberin auch für die Gesundheit unserer Freiwilligen verantwortlich.»

Johannes G. Schmidt hat einen zusammenklappbaren Elektrorollstuhl, der gut in einem Auto transportiert werden kann. Fotos: zvg

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