«Gut, aber nicht normal»
Das Eintricheln der Einsiedler Fasnacht an Dreikönigen verlief reibungslos
Und es kam so, wie es die Fasnachtsvereine angekündigt hatten: Es gab kein offizielles Eintricheln. Aber gehört hat man die Trichler trotzdem. Und manchmal sogar gesehen.
VICTOR KÄLIN
Nachdem die Trichlergruppen von Dorf und Land in dieser Zeitung bekannt gegeben hatten, auf das offizielle Eintricheln zu verzichten (EA 1/22), standen am Abend des Dreikönigstages dennoch viele Einsiedler und Einsiedlerinnen an der Hauptstrasse. Allein: Die Trichler kamen nicht – wenigstens nicht die Hauptstrasse hinunter, wie man sich das im Dorf in den Vorjahren gewohnt war.
Zurück zum Ursprung
Die Situation hatte irgendwie etwas Heiteres: Auf der Hauptstrasse waren die Trichler zwar zu hören, aber nicht zu sehen. Die Umstehenden rätselten, wo die einzelnen Gruppen sein könnten. Man drehte die Köpfe und reckte die Hälse. Und plötzlich tauchte eine Gruppe aus einer Seitengasse auf, überquerte flugs die Hauptstrasse, um auf einem anderen Nebenweg wieder zu verschwinden. Wie ältere Einsiedler zu berichten wussten, fand früher das Eintricheln stets unkoordiniert statt. Es gab keine Abmachung und praktisch keine Zuschauer; man lief einfach durch Strassen und Gassen. Der Umzug, an welchem die Trichler sich den Leuten offiziell präsentieren, ist jüngeren Datums. Das Eintricheln 2022 war also so etwas wie ein Zurück zu den Ursprüngen.
Insgesamt zeigte der Aufruf der Trichler trotzdem seine Wirkung. An der Hauptstrasse versammelten sich weniger Personen als sonst. Das Ziel, zu grosse und somit unerlaubte Menschenansammlungen zu vermeiden, ist erfüllt worden. Das ist doch eine Notiz wert.
Kantonspolizei ist erfreut Auch die Kantonspolizei ist erfreut, dass die Regeln eingehalten wurden, bilanzierte Sprecher David Mynall auf Anfrage des Einsiedler Anzeigers. Wie an diversen anderen Orten im Kanton war die Polizei am Donnerstag auch im Klosterdorf präsent. Sie hatte allerdings nicht einzuschreiten. Zwar registrierte die Polizei, dass sich zahlreiche Personen entlang der Hauptstrasse eingefunden hätten, «in der Hoffnung», so Mynall, «dass die Trichler trotz Absage auftauchen würden». Die Trichler seien aber nicht auf der Hauptstrasse, sondern in kleineren Formationen auf den Nebenstrassen durch das Dorf gezogen. «Und das Publikum begab sich wieder nach Hause.» Aus Sicht der Polizei ist «die Absage der Veranstaltung durch die Trichler respektiert worden», sodass sie weder aufgrund der Verkehrssicherheit noch aufgrund von missachteten Covid-Vorgaben einschreiten musste.
Im Hinblick auf kommende Fasnachtsanlässe informierte David Mynall, dass die Polizei weiterhin präsent sein werde, wenn traditionelle Veranstaltungen stattfinden oder wenn sie abgesagt wurden. Diese Kontrollen würden «mit Augenmass durchgeführt» und – wo nötig – «wird die Kantonspolizei Einfluss nehmen, um die Verkehrssicherheit, aber auch die Einhaltung der Covid-Massnahmen sicherzustellen ».
Weniger Trichler unterwegs
Auch für die beiden Präsidenten der Einsiedler Fasnachtsorganisationen Goldmäuder und Bürgerwehr verlief das Eintricheln gut und in gewünschten Bahnen. «Gut, aber nicht normal », meinte etwa Obermäuder Andreas Kümin, der als Trichler selbst unterwegs war. «Vom Anlass her ist der Abend gut verlaufen », pflichtete ihm Bürgerwehr- Präsident Beat Camenzind bei. Als Wirt im «Biergarten » war er zwar nicht auf der Strasse, aber die Besuche auf seiner grossen Terrasse zeigten ihm, dass es nicht nur weniger Zuschauer, sondern auch deutlich weniger Trichler hatte.
Zuschauer schon, aber keine Trichler. Die Hauptstrasse blieb «unbespielt».
Eine Stärkung muss sein – aber draussen.
«D’ Fasnacht isch luschtig»: Diese Truppe jedenfalls verbreitete mit ihren Minitricheln grosse Heiterkeit.
Fotos: Victor Kälin