Trotz Corona war einiges möglich

Der Historische Verein Kanton Schwyz tagte an Maria Empfängnis in Einsiedeln

Zum 144. Mal trafen sich die Historienfreunde zur traditionellen Zusammenkunft. Diesmal im tief verschneiten Klosterdorf.

KARL HENSLER

Der stets gut vorbereitete Präsident Valentin Kessler konnte nebst den Mitgliedern am Mittwoch, 8. Dezember, auch Vertreter aus der Politik willkommen heissen. Die einheimische Regierung vertrat Landschreiber Patrick Schönbächler. Er wusste als historisch versiertes Mitglied manche Reminiszenz aus der Geschichte zu erzählen – gerade in Zusammenhang mit dem tagenden Verein. Dabei erwähnte er Martin Ochsner, ein verdienter Historiker unseres Kantons und Dorfes, sowie den im nächsten Jahr seinen 150. Geburtstag feiernden Gesellenverein Einsiedeln, die heutige Kolpingfamilie.

Historisch interessante Ausstellung in Einsiedeln In seinem Jahresbericht wies Valentin Kessler auf die von Ralph Jakober stets sehr präzise redigierten «Mitteilungen» hin. Auch liess er manches Vereins-Ereignis des vergangenen Jahres wieder aufleuchten. Der Präsident wies auf die baldige Ausstellung im hiesigen Chärnehus hin: «Leben und Überleben – Einsiedeln 1939 bis 1945 (Kriegsjahre)». Sie dauert vom 19. Dezember bis 6. Februar und der historische Verein des Kantons Schwyz bietet seinen Mitgliedern am 30. Dezember sowie 10. und 21. Januar die Gelegenheit an, unter kundiger Führung die Ausstellung zu besuchen.

Aus dem Verein …

Der Verein erwirtschaftete einen Gewinn von rund 5000 Franken. Dieser kommt dem für die vielfältige Tätigkeit des Vereins nötigen Vermögens-Etat zugute.

Valentin Kessler wies auf die vier Vorträge hin, die im Dezember, Januar, Februar und März im Bundesbriefmuseum stattfinden. Dies zu folgenden Themen: Die Vermessung der Welt (Geschichte der Kartografie) – Eine architektonische Zeitreise (Denkmalpflegerin Monika Twerenbold) – Eintauchen, Ausgraben (Archäologie im Kanton Schwyz) – Blumen für die Schwyzerinnen (50 Jahre kantonales Frauenstimmrecht). Auch erinnerte er daran, dass im nächsten Jahr eine Kulturreise nach Augsburg organisiert werde.

Mit diversen Informationen konnte der Präsident eine ruhige, aber dennoch informative Versammlung schliessen.

Urgeschichte am Sihlsee und im Muotatal Nach dem vom Bezirk Einsiedeln offerierten Kaffee lauschten die Mitglieder dem in besonderer Weise gebotenen Vortrag über Ausgrabungen, hauptsächlich im Muotatal. Der Ostschweizer Dr. habil. Urs Leuzinger wusste in humorvoller, fachlich gut gestützter Art ein Thema den Zuhörern näher zu bringen, an dem wir in der Regel achtlos vorbeispazieren. Es sind dies Ausgrabungen, welche die Entwicklung der Erde anhand von interessanten Funden aus dem tiefen Erdreich zu belegen versuchen.

Der Referent begann seine Ausführungen mit einem Bild vom nördlichen Sihlsee. Nicht verwunderlich, wenn man weiss, dass Anfang 1993 ein Initiativkomitee unter dem Namen «Arbeitsgemeinschaft Silex» gebildet wurde. Dies war angeregt durch zufällige Funde, die in der Gegend Langrüti (Egg) 1980 gemacht wurden. Sie stammen aus der Steinzeit, 12’000 bis 9000 Jahre (gemäss Kohlenfunden, die in der ETH Zürich untersucht wurden) vor unserer Zeitrechnung. Im Einsiedler Anzeiger vom 29. Juni 1993 berichtete der heutige Chefredaktor Victor Kälin ausführlich über die damaligen Entdeckungen.

Hauptgewichtig öffnete aber Urs Leuzinger das Erdinnere im Gebiet des Muotatals. Vieles erfuhren die Zuhörer über das dortige Fundgebiet «Flözerbändli ». Dieses wurde auch bekannt durch die unermüdlichen Grabarbeiten des verdienstvollen Walter Imhof.

Von einer belustigenden Besonderheit wusste der Vortragende zu berichten. Machte er doch die Beobachtung, dass vor den neuzeitlichen Grabungen bereits Dachse Vorarbeit unter überhängenden Steinwänden für ihre Behausung geleistet hatten. Unter dem Titel «Die altund mittelstein-zeitliche Fundstelle Flözerbändli im Bisistal, Gemeinde Muotathal» erschien in den Mitteilungen des Historischen Vereins Kanton Schwyz (Band 113/2021) ein ausführlicher Bericht über die Resultate dieser eindrücklichen Ausgrabungen.

Urs Leuzinger referierte über die Urgeschichte im Kanton Schwyz und wusste genau, was es mit «Steinreich! » auf sich hat. Foto: Karl Hensler