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«Die Honigernte ist heuer vollends ins Wasser gefallen»

«Die Honigernte ist heuer vollends ins Wasser gefallen» «Die Honigernte ist heuer vollends ins Wasser gefallen»

Viel Wetterpech hat in diesem Jahr die Imker verfolgt: Der Frühling war zu kalt und der Sommer überaus nass. «Seit dreissig Jahren habe ich nicht mehr eine so magere Honigernte erlebt», sagt Josef Kälin, Präsident des Bienenzüchtervereins Einsiedeln.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Nach der rekordhohen Honigernte im letzten Jahr sorgte das schlechte Wetter heuer für eine sehr magere Honigmenge im Frühling: Regional blieben die Kessel ganz leer, und die Bienen mussten gefüttert werden. Auch die Honigernte im Sommer litt sehr stark unter dem Wetter mit viel Regen, Hagelgewittern und Überschwemmungen.

An eine so schlechte Honigernte können sich die wenigsten Imker in der Schweiz erinnern: «Seit dreissig Jahren habe ich nicht mehr so eine magere Honigernte erlebt», sagt Josef Kälin, Präsident des Imkervereins Einsiedeln. Der Unteriberger spricht aus Erfahrung: Er betreibt die Imkerei seit 45 Jahren.

«Die Honigernte ist heuer vollends ins Wasser gefallen», schildert Kälin. Im wahrsten Sinne des Wortes: «Der Sommer war überaus nass. Es hat teils drei Mal am Tag geregnet. Nachdem es im Mai gefroren war. Und dann kam uns noch das landwirtschaftliche Mähen der Wiesen in die Quere, nachdem diese endlich einmal in voller Blütenpracht standen», führt der Präsident aus.

Die Heuernte kommt der Honigernte in die Quere

Kein Wunder, fällt die Honigernte heuer sehr bescheiden aus: «Sie beträgt fast null. Ganz vereinzelt wurde in den höheren Lagen der Region etwas Honig geerntet », konstatiert Kälin: «Die höheren Lagen haben davon profitiert, dass dort die Bauern erst später die Wiesen gemäht haben.» Nach der Rekordernte 2020 mit bis zu vierzig Kilogramm pro Bienenvolk bedeutet dieses Jahr einen regelrechten Absturz: Die Ursache liegt beim sehr schlechten Frühlingswetter – mit Temperaturen im Mai über zwei Grad unter der Norm und mit dem nassesten Mai nördlich der Alpen seit Messbeginn.

«Auch in den Monaten Juli und August setzte sich das Wetter mit grossen Regenmengen, Hagelgewittern und Überschwemmungen fort», schreibt Apisuisse, der Dachverband der Schweizerischen Bienenzüchtervereine, in einer Medienmitteilung: Als Folge konnten die Bienen nicht ausfliegen, um Nektar zu sammeln und die Wiesenblumen und Obstbäume zu bestäuben. «Die Bienen wären verhungert, wenn die Imker sie nicht rechtzeitig aufgefüttert hätten», erklärt Kälin. Die Ausbreitung der Varroa-Milbe hält sich in Grenzen Die Frühlingshonigernte fiel 2021 entsprechend mager aus: Schweizweit lag sie im Mittel bei knapp zwei Kilogramm pro Bienenvolk (Vorjahr: rund elf Kilogramm). «Die ausbleibende Bestäubung sorgte auch für eine sehr magere Kirschenund Zwetschgenernte in diesem Jahr», teilt der Dachverband mit: «Starkregen und Hagelzüge im Sommer verhinderten eine Waldtracht. » Kurze Phasen der Wetterberuhigung halfen den Bienen heuer, besondere Nektarquellen zu erschliessen: Erwähnenswert sind die Lindenblüte und die späte Brombeerenblüte an den Nordhängen.

Das führte schliesslich zu einer mittleren schweizweiten Sommer-Honigernte von über fünf Kilogramm pro Bienenvolk (Vorjahr knapp 19 Kilogramm) und einer gesamten Jahresernte von sieben Kilogramm pro Bienenvolk (Vorjahr: dreissig Kilogramm).

Josef Kälin sieht den widrigen Umständen zum Trotz keinen Grund, in ein Jammern zu verfallen: «Ein solches Jahr mit viel Wetterpech kann es immer wieder einmal geben.» Immerhin sind dann der September und der Oktober trocken und mild über die Bühne gegangen: «Dank des schönen Herbstes sind meine Bienen gut im Strumpf und bestens gerüstet für ein gutes Honigjahr 2022», erläutert Kälin.

Abgesehen davon hätten sich heuer Krankheiten in Grenzen gehalten – die Varroa-Milbe sei dieses Jahr «im normalen Rahmen» aufgetreten, stellt Kälin fest: Die Faul- und Sauerbrut sei im Bezirk Einsiedeln gar nicht in Erscheinung getreten.

«Die meisten Leute wollen Schweizer Honig kaufen» «Als Folge der schlechten Honigernte bleiben die meisten Regale der Supermärkte leer», schreibt der Verband: «Einige Imker können dank ihrem Lagerbestand aus dem ergiebigen Vorjahr noch Honig verkaufen. Aber für die meisten bedeutet das Jahr 2021 auch finanziell eine Einbusse.» Das gilt natürlich besonders für die Berufsimker, die im Gegensatz zu den ebenfalls betroffenen Obst- und Gemüsebauern keine Subventionen vom Staat erhalten. «Der wenige Honig, der überhaupt in den Verkauf gelangt, dürfte wohl wegen der Knappheit einiges mehr kosten », heisst es in der Medienmitteilung von Apisuisse.

«Bei mir rufen viele Leute an, die Honig kaufen wollen», sagt Kälin: «Aber ich habe nichts mehr zu verkaufen.» Dass jetzt deswegen viel Honig aus dem Ausland importiert werde, nimmt der Präsident nicht an: «Die meisten Leute wollen explizit Schweizer Honig kaufen.» Kälin ist guten Mutes, dass dies im kommenden Jahr wieder möglich sein wird – und hofft auf ein gutes Jahr 2022.

Josef Kälin aus Unteriberg ist Präsident des Imkervereins Einsiedeln: «Dank des schönen Herbstes sind meine Bienen gut im Strumpf und bestens gerüstet für ein gutes Honigjahr 2022.» Foto: Konrad Schuler

Imker aus unserer Region konnten dieses Jahr aussergewöhnlich wenig Honig ernten.

Foto: Lukas Schumacher

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