Alpthal entscheidet: Wärmeverbund oder Holzschnitzelheizung
Der Gemeinderat von Alpthal beantragt den Bürgern an der heutigen ausserordentlichen Gemeindeversammlung, die gemeindeeigenen Gebäude (Mehrzweckgebäude und Schulhaus) dem Fernwärmeverbund Alpthal anzuschliessen.
MAGNUS LEIBUNDGUT
Beim Hochwasser von Ende Juli wurde die Heizanlage der Gemeinde im Mehrzweckgebäude zerstört. Deshalb muss eine neue Heizung eingebaut oder eine andere Lösung gefunden werden, um die Liegenschaften der Gemeinde zu heizen.
Unbestritten ist, dass man in Zukunft vom Öl wegkommen und ausschliesslich mit Holz heizen will: Holz aus dem Bergwald fürs Bergdorf, erneuerbar, umweltfreundlich, wettbewerbsfähig und einheimisch.
Dabei steht der Anschluss an den Wärmeverbund der Sägerei Adolf Felder AG oder der Ersatz der zerstörten Heizanlage im Mehrzweckgebäude zur Diskussion. Kostenschätzungen haben ergeben, dass die Kosten für die beiden Heizsysteme ausgeglichen sind.
Gemeinderat will Anschluss an den Wärmeverbund
«Wenn der Wärmeverbund zustande kommt, stärkt man das ortsansässige Gewerbe, und es gibt weiteren Interessierten im Dorf die Gelegenheit, ihre Häuser anzuschliessen», schreibt der Gemeinderat von Alpthal auf der Webseite der Gemeinde.
Die Mehrheit des Gemeinderates will den Anschluss an den Wärmeverbund weiterverfolgen und damit den Weg freimachen für das erste Projekt dieser Art. Weil dieser Entscheid für die nächsten dreissig Jahre weitreichende Auswirkungen hat, will der Gemeinderat nicht allein entscheiden und das Geschäft an der ausserordentlichen Gemeindeversammlung vorbringen. Wird der Anschluss an den Wärmeverbund an der Gemeindeversammlung abgelehnt, gibt der Gemeinderat den Einbau einer neuen Holzschnitzelheizung im Mehrzweckgebäude in Auftrag.
Im Frühjahr wurde von der Sägerei Adolf Felder AG bei der Gemeinde Alpthal das Interesse, die Gebäude der Gemeinde an einen Wärmeverbund anzuschliessen, vorgestellt. «Durch den Unwetterschaden vom Juli drängt sich ein sofortiger Heizungsersatz oder einen Anschluss an einen Verbund auf», teilt der Gemeinderat mit: «Es ist davon auszugehen, dass weitere Liegenschaftsbesitzer in den nächsten Jahren die vorhandenen Heizsysteme ersetzen beziehungsweise neue installieren müssen.»
Prinzip Wärmeverbund
Aufgrund anstehender Investitionen im Betrieb der Sägerei Adolf Felder AG und deren Absicht, in der Gemeinde Alpthal Liegenschaften mit erneuerbarer Energie zu versorgen, wird beabsichtigt, ein Fernwärmeverbund zu erstellen und zu betreiben.
«Aufgrund der grossen Holzvorkommnisse in der Region und dem Anfall von Restholz und Spänen im Betrieb der Sägerei Adolf Felder AG ist es naheliegend, einen Wärmeverbund zu betreiben» teilt der Rat mit: «Somit müssen auch weniger Restholz und Späne in andere Werke abgeführt werden.» Eine Fernwärmeversorgung funktioniere wie eine riesige Zentralheizung: «Statt in jedem Gebäude einzeln, wird für ein ganzes Gebiet die Wärme in einer zentralen Heizanlage erzeugt.» Die gewünschte Wärmemenge werde via Rohrleitungsnetz rund um die Uhr in Form von heissem Wasser zu den Wärmebezügern geleitet. «Der Wärmetauscher im Haus entnimmt die erforderliche Wärmemenge, wärmt damit die gute Stube und produziert das Warmwasser», führt der Gemeinderat aus: «Das abgekühlte Wasser fliesst in einem geschlossenen Kreislauf wieder zurück zum Holzheizwerk.» Die Heizzentrale werde hauptsächlich mit Restholz und Spänen aus dem Sägerei- und Hobelwerk sowie der Schreinerei der Adolf Felder AG betrieben. «Die Anlagen basieren auf bewährter Technik und entsprechen den neusten Umweltanforderungen », konstatiert der Rat: «Die Abgase werden gereinigt. Dadurch fallen praktisch keine Emissionen an.» «Ein Plus für Alpthal» Fernwärme sei eine saubere und benutzerfreundliche Form der Energieversorgung mit vielen Vorteilen für die Kunden. Der Aufbau des geplanten Wärmeverbundes biete den Liegenschaftsbesitzern und Bauherren eine weitere Variante zu den bestehenden Heizsystemen. Es ermögliche ihnen, zu marktüblichen Preisen und mit hohem Komfort ihre Liegenschaft mit nachhaltiger Energie aus der Region zu versorgen.
«Der Anschluss an einen Fernwärmeverbund ist eine preisstabile und umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Heizsystemen », hält der Gemeinderat fest: «Es profitiert sowohl die Umwelt wie auch das regionale Gewerbe.» Die Inbetriebnahme des Verbundes ist auf die Heizperiode 22/23 geplant. Die Sägerei Adolf Felder AG plant, bis Ende des Jahres die Baueingabe für die Heizzentrale und den Fernwärmeverbund einzureichen. Ziel sei es, die gemeindeeigenen Liegenschaften im kommenden Jahr anzuschliessen und einen Wärmelieferungsvertrag über dreissig Jahre abzuschliessen. Für den kommenden Winter werde eine Ölheizungs-Übergangslösung eingerichtet.
Eine Holzschnitzelheizung als Alternative Im Mehrzweckgebäude wurden bis zum Unwetter im Juli eine Schnitzelheizung und eine Ölheizung betrieben. Neben dem Mehrzweckgebäude ist auch das Schulhaus an dieser Heizung angeschlossen. «Die Heizung ist in die Jahre gekommen und hätte nach einer Lebensdauer von über dreissig Jahren auch ohne Unwetter bald ersetzt werden müssen», betont der Gemeinderat.
Da die Heizsysteme seit dem Unwetter nicht mehr funktionsfähig seien, werde der Wärmebedarf mit einer Notheizung abgedeckt. Die Notheizung werde mit Öl betrieben.
«Die alte Schnitzelheizung konnte nur im Winter eingesetzt werden, wenn viel Wärme benötigt wurde», stellt der Rat fest: «Während der Übergangszeit und im Sommer wurde die Ölheizung eingeschaltet.» Der Gemeinderat sei sich einig, dass die Ölheizung nicht mehr ersetzt werden soll: Die Technik habe sich in den letzten dreissig Jahren weiterentwickelt, sodass es heute möglich sei, auch bei weniger Wärmebedarf eine Schnitzelheizung umweltfreundlich zu betreiben. So könne auf die Ölheizung verzichtet werden. Der Arbeitsaufwand zum Beispiel vom Abwart sei für die neue Schnitzelheizung geringer als bei dem bisherigen System.
Die RPK empfiehlt Erneuerung der Schnitzelheizung «Da die Einrichtungen für eine Holzschnitzelheizung weitgehend vorhanden sind, ist keine Baueingabe nötig», hält der Rat fest: «Die neue Heizung könnte direkt nach der Gemeindeversammlung von verschiedenen Unternehmern offeriert und dann bestellt werden.» Eine eigene Schnitzelheizung im Mehrzweckgebäude einzubauen sei eine umweltfreundliche und unabhängige Lösung, die sehr zeitnah ausgeführt werden könnte.
Die Rechnungsprüfungskommission (RPK) hat den Antrag geprüft und ist zu folgendem Entschluss gekommen: «Wir finden die Variante von einer Anschliessung an den Fernwärmeverbund Alpthal grundsätzlich nicht schlecht. Die RPK aber empfiehlt eher die Alternative der Erneuerung der bestehenden Schnitzelheizung, da die Infrastruktur bereits vorhanden ist und wir in der Unabhängigkeit der Gemeinde für die Zukunft einen grossen Vorteil sehen.» Der Gemeinderat von Alpthal beantragt der Gemeindeversammlung derweil Folgendes zu beschliessen: «Die Abstimmung über den Anschluss an den Fernwärmeverbund Alpthal soll in einer geheimen Abstimmung durchgeführt werden.»
Heute Mittwoch geht um 20 Uhr in der Mehrzweckanlage in der Turnhalle in Alpthal eine ausserordentliche Gemeindeversammlung über die Bühne.
304 Meter beträgt die Distanz zwischen der bestehenden Heizzentrale und den gemeindeeigenen Gebäuden.
Grafik: zvg