«Wir fordern faire Beiträge für die privaten Mittelschulen»
An einer Pressekonferenz des Komitees «Starke Mittelschulen» in der Stiftsschule in Einsiedeln zeigen sich die Initianten kämpferisch: Sie lehnen den Gegenvorschlag des Regierungsrats ab und nehmen auch einen Abstimmungskampf in Kauf.
MAGNUS LEIBUNDGUT
Die Kernaussage an der Pressekonferenz in der Stiftsschule Einsiedeln am Dienstag ist klar: «Das Initiativkomitee lehnt den Gegenvorschlag des Regierungsrats ab und fordert den Kantonsrat auf, an der bewährten dezentralen Mittelschullandschaft festzuhalten und das Überleben der drei privaten Mittelschulen im Kanton Schwyz langfristig zu ermöglichen», sagt René Baggenstos aus Brunnen vom Initiativkomitee gegenüber den Medien.
«Die dezentrale Mittelschullandschaft hat sich bewährt und soll an den bisherigen Standorten weitergeführt werden», konstatiert Roland Egli aus Lachen: «Dies bedeutet, dass auf eine Fusion zwischen der Kantonsschule Kollegium Schwyz (KKS) und dem Theresianum Ingenbohl verzichtet werden soll und die beiden Mittelschulen als eigenständige Institutionen bestehen bleiben.» Wie der Schulstandort Nuolen gerettet werden konnte Die Verteilung der Mittelschulstandorte halte die Schulwege kurz und sorge für ein familiäres Bildungsklima. «Die Bewohner des Kantons Schwyz schätzen die dezentrale Mittelschullandschaft und setzen sich für deren Erhalt ein, wie sich am Beispiel Nuolen zeigte», hält Egli fest, der sich damals mit Erfolg an vorderster Front für den Erhalt von Nuolen engagiert hat: Ende des Jahres 2019 hatte das Schwyzer Stimmvolk einen 92-Millionen-Kredit für den Neubau der Kantonsschule Ausserschwyz (KSA) in Pfäffikon inklusive Integration des Standortes Nuolen verworfen.
Eine Fusion von KKS und Theresianum führe zu keinen Einsparungen, sondern zu höheren Kosten – was die Initianten anhand der aktuellen Zahlen belegen können: «Eine Schliessung des Theresianums wäre für die Region und weit darüber hinaus ein grosser Verlust und würde die bildungspolitische Attraktivität in unserem Kanton massiv reduzieren», führt René Baggenstos aus. «Existenz der privaten Mittelschulen ist gefährdet» Mit seiner zweiten Initiative fordert das Komitee, dass die privaten Mittelschulen endlich faire kantonale Beiträge analog zu den Kosten der kantonalen Schulen erhalten: «Zudem soll der Kanton Schwyz die Unterdeckung finanzieren, die aus der Verpflichtung zur Aufnahme von Schülern aus den Konkordatskantonen resultiert», fordert Irène May aus Brunnen: «Und zwar so wie dies auch bei den kantonalen Schulen gemacht wird.» Die privaten Mittelschulen erhalten aktuell vom Kanton rund 5600 Franken pro Schüler weniger als die kantonalen Schulen.
«Der im Gegenvorschlag beantragte kantonale Beitrag von 21’000 Franken liegt gemäss Finanzanalyse des Bildungsdepartements deutlich unter den durchschnittlichen Kosten der privaten Mittelschulen», schildert May: Die Differenz zu den kantonalen Kosten pro Schüler würde immer noch rund 4300 Franken betragen.
«Kanton müsste für mehr als 600 Schüler Platz bieten»
«Das ist unfair und ungerecht», meint die Gemeindepräsidentin von Ingenbohl: Die viel zu tiefen kantonalen Beiträge würden die Existenz der privaten Mittelschulen gefährden. «Seit den massiven Kürzungen der kantonalen Beiträge im Rahmen des Entlastungsprogramms 2014 bis 2017 und der darauf folgenden Teilrevision des Mittelschulgesetzes haben die privaten Mittelschulen rund neun Millionen Franken zu wenig erhalten, um ihre Kosten zu decken», stellt May fest.
Die privaten Mittelschulen würden den Finanzhaushalt des Kantons massiv entlasten. «Wenn sie nicht weitergeführt werden könnten, müsste der Kanton Platz für mehr als 600 Schüler schaffen», warnt Baggenstos: «Der Regierungsrat hält sogar selbst fest, dass der Kanton ohne Mithilfe der privaten Mittelschulen nicht in der Lage wäre, die geforderte Kapazität sicherzustellen.» Wird der Gegenvorschlag überarbeitet?
Der vorliegende Gegenvorschlag sei für die Initianten nicht tauglich: «Wir halten klipp und klar an unseren Forderungen fest und sind auch bereit, in einen Abstimmungskampf für den Erhalt und die Finanzierung der privaten Mittelschulen zu steigen», fasst Baggenstos zusammen.
Am Dienstag wird die Kommission für Bildung und Kultur (BKK) des Schwyzer Kantonsrats über den Gegenvorschlag beraten. An der Sitzung vom 15. Dezember debattiert der Kantonsrat über den Gegenvorschlag: Falls das Parlament bereit ist, einem überarbeiteten Gegenvorschlag grünes Licht zu erteilen, wäre das Komitee in der Lage, die Initiative zurückzuziehen. In diesem Falle könnte die Vorlage bereits Mitte Februar in Kraft treten, so dass die neuen Bestimmungen im Schuljahr 2022/2023 Gültigkeit erlangen würden.
Fotos: Magnus Leibundgut
«Eine Schliessung des Theresianums wäre für die Region ein grosser Verlust.»
René Baggenstos (Brunnen)
«Private Mittelschulen erhalten 5600 Franken pro Schüler weniger als kantonale Schulen.»
Irène May (Brunnen)
«Auf eine Fusion zwischen KKS und dem Theresianum soll verzichtet werden.»
Roland Egli (Lachen)