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30’000 Franken weniger – Chindernetz wird der Geldhahn zugedreht

Der Verein Chindernetz befürchtet, dass er sein Angebot über kurz oder lang einstellen muss.

JÜRG AUF DER MAUR

Was das Kinderparlament bereits durchmachte, erlebt nun der Verein Chindernetz Schwyz: Der Kanton stutzt ihm die finanzielle Unterstützung, 30’000 Franken aus der Kantonskasse stehen der Institution künftig nicht mehr zur Verfügung. Das bestätigt Geschäftsführerin Irene Thalmann: Der Entscheid wurde dem Verein anlässlich einer neuen Leistungsvereinbarung mitgeteilt.

Nachdem der Verein Pro Juventute Kanton Schwyz in Verein Chindernetz Kanton Schwyz umbenannt wurde, wurde der Beitrag an die Geschäftsstelle aus der Leistungsvereinbarung gestrichen, mit den Argumenten, dass Leistungen von Pro Juventute wegfallen. Diese Leistungen waren jedoch ein Bruchteil der Geschäftsstelle.

Der Verein, der sich vor rund einem Jahr von der Pro-Juventute- Stiftung abspaltete, wurde bisher vom Kanton mit verschiedenen Beiträgen unterstützt. Die 30’000 Franken waren für den Betrieb und die Geschäftsstelle im Kanton Schwyz gedacht, dazu kamen noch je 10’000 Franken, die er vor der Abspaltung von der Stiftung Pro Juventute zur Weiterreichung für den Betrieb des Beratungstelefons 147 und für die Elternbriefe erhielt.

Dem Verein droht früher oder später das Aus Künftig erhält das Chindernetz nun nur insgesamt 25’000 Franken: Das hat Folgen, wie Thalmann im Gespräch weiter erklärt. Sie geht davon aus, dass das Chindernetz, weil der Betrieb nicht mehr gesichert ist, jährliche Defizite schreiben wird. Thalmann: «Das wird so lange möglich sein, bis wir gar nichts mehr haben.» Der Entscheid der Regierung erstaunt: Während dem Kinderparlament die Gelder damals gestrichen wurden, weil der Kanton sich einem massiven Sparprogramm unterziehen musste, präsentiert sich die Situation heute komplett anders.

Der Kantonshaushalt wird, so kündigte Finanzdirektor Kaspar Michel kürzlich an, mit einem Plus von 180 bis 200 Millionen Franken abschliessen. In den kommenden Jahren dürften die Eigenmittel des Kantons auf über 900 Millionen Franken steigen.

Kommt dazu, dass andere Kantone weit grosszügiger sind. Uri etwa übernimmt sämtliche Kosten. Während im Kanton Schwyz die Kultur oder die Denkmalpflege 2020 mit 2,95 oder 1,9 Millionen unterstützt wurde, gab es für das Schwyzer Sozialwesen 99'000 Franken aus dem Lotteriefonds. Die Beiträge für Jugend und Erziehung machten 106'000 Franken aus.

Thalmann jedenfalls begreift den Entscheid nicht: «Wieso kann man in einer Situation, in welcher der Kanton finanziell so gut dasteht, nicht auch mehr für unsere Kinder, Jugendlichen und Familien bereitstellen?», fragt sie. Anders als Betagten oder Behinderten fehle im Kanton hier ganz offensichtlich eine «starke Lobby».

Das Chindernetz Schwyz ist ein unabhängiger, privater, politisch und konfessionell neutraler Verein. Präsidiert wird er von FDP-Präsidentin Marlene Müller, Wollerau. Gemeinsam mit zehn anderen ehemaligen Pro-Juventute- Vereinen wurde im August 2020 der neue nationale Verband SVKJF (Schweizer Verband für Kind, Jugend und Familie) gegründet. Er richtet sich in seiner Arbeit gemäss eigenen Angaben nach dem Kinder- und Jugendleitbild des Kantons Schwyz.

Der Kanton weist den Sparvorwurf zurück Seit dem Mai wird auch für Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren eine Jugendberatung angeboten. Diese ist kostenlos, sofern die Wohngemeinde mit dem Verein eine Leistungsvereinbarung unterzeichnet hat.

Der Kanton weist die Kritik zurück. Da die Leistungsvereinbarung mit dem Chindernetz nach der Reorganisation der Pro Juventute Schweiz deutlich weniger Angebote enthalte, würden dem Chindernetz nur noch die Angebote vergütet, die ergänzend und tatsächlich erbracht werden.

«Dem Chindernetz wurde also nicht – wie behauptet – Geld vom Kanton gestrichen, sondern es wurde im Gegenteil versucht, Angebote der ehemaligen Pro Juventute über die Reorganisation hin zu retten, um spezifische Angebote, die für die Bevölkerung des Kantons Schwyz nützlich sind, bei Chindernetz einzukaufen », erklärt Patrick Schertenleib, Abteilungsleiter Soziales im Amt für Gesundheit und Soziales.

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