Veröffentlicht am

Warum schiesst der FCE so wenig Tore?

Warum schiesst der FCE so wenig Tore? Warum schiesst der FCE so wenig Tore?

Interview mit Trainer Philippe Rechsteiner vom FC Einsiedeln zur Goal-Flaute seiner Mannschaft

Zwei Tore in sechs Spielen: Nur so viele Tore hat der FCE bisher geschossen. Wenn es nicht mehr werden, wird der Verein wohl absteigen – schon jetzt sitzt er im Tabellenkeller. Was will Trainer Philippe Rechsteiner dagegen unternehmen?

WOLFGANG HOLZ

Herr Rechsteiner, die Hälfte der Vorrunde ist vorbei. Wie sieht Ihre erste Zwischenbilanz aus? Obwohl die Resultate es anders vermuten lassen würden, läuft es aus meiner Sicht sehr positiv. Der FC Einsiedeln ist ein Verein, der sehr realistische Vorgaben hat und auch realistische Ziele verfolgt. Der Verein wird mit sehr viel Herzblut geführt. Wir haben zwar noch nicht die erwarteten Punkte eingefahren. Aber es gibt genügend Talent und Willen in der Mannschaft. Die Mannschaft braucht eben aufgrund ihrer Jugend und ihrer mangelnden Erfahrung und Spielpraxis einfach noch Zeit. Momentan steckt der FCE nach sechs Spielen schon im Tabellenkeller – obwohl das erste Spiel gewonnen werden konnte. Wie wollen Sie da wieder raus kommen? Wenn die Antwort so einfach wäre, könnte wohl jeder den Job machen. Patentrezepte gibt es nicht. Wir brauchen Geduld. Man muss die Mannschaft Fehler machen lassen. Man muss auf die Fehler hinweisen und daran arbeiten. Die Frage ist, wie viele Fehler noch gemacht werden dürfen, um auf das Niveau zu kommen, damit wir uns in der Liga halten können. Gewisse Fehler wurden bereits abgestellt. Die Mannschaft hat sich also schon weiterentwickelt. Aber wie schnell diese Entwicklung weitergeht und wie schnell wir punkten können, lässt sich schwer abschätzen. Andererseits ist die Tabellensituation für den FC Einsiedeln nicht so ungewohnt, als dass diese uns besonders nervös machen würde. Fakt ist, dass die Mannschaft es offensichtlich geschafft hat, bislang defensiv stabil zu stehen und gut zu verteidigen. Andererseits ist es offensichtlich, dass das Team klar zu wenig Tore erzielt. Was ist der Grund für die Ladehemmung? Aus meiner Sicht handelt es sich nicht um eine Ladehemmung. Okay, zwei Tore in sechs Spielen ist sicherlich keine berauschende Bilanz. Es ist aber eher normal für eine Mannschaft, die sich im hinteren Tabellenbereich befindet. Solche Mannschaften schiessen im Allgemeinen wenig Tore. Allerdings muss man auch einfach sehen, dass wir im Augenblick noch sehr viel Energie aufwenden müssen, um unsere Defensive zu stabilisieren. Dadurch fehlt uns Energie und Durchschlagskraft nach vorne. Erst wenn wir weniger für Defensive aufwenden müssen, kann sich das Spiel nach vorne besser entwickeln. Das ist ein Prozess. Das wird sich hoffentlich im Lauf der Saison noch verbessern und ausgleichen, und dann können wir auch mehr Tore machen. Aber wenn der FCE künftig nicht mehr Tore erzielt, wird er wohl absteigen. Wie wollen Sie also die Torflaute beheben? Das sehe ich gar nicht so. Man muss einfach mehr Punkte haben als drei Mannschaften in dieser Gruppe. Und ob man dabei mehr oder weniger Tore schiesst, ist nicht entscheidend. Man kann auch fünf Spiele mit 1:0 gewinnen – und den Rest der Saison keine Tore mehr schiessen. Das ist richtig, aber Sie müssen ja erstmal wenigstens das eine Tor zum Sieg machen …

Ich würde das gar nicht so auf das Goalschiessen fixieren. Goals zu machen, ist die Konsequenz aus einem Spielverlauf heraus. Und solange wir noch so viel Energie in die Defensive stecken müssen, wird sich vorne nur punktuell etwas machen lassen. Und ich sage es mal ganz krass: Wenn wir den Rest der Saison kein einziges Tor mehr bekommen und kein einziges mehr schiessen, werden wir die Liga auch halten können.

Es kann nicht ernsthaft Ihr Ziel sein, keine Tore mehr schiessen zu wollen? Ich sage nicht, dass wir das nicht wollen. Aber Ligaerhalt hat nicht nur mit Toreschiessen zu tun. 0:0 gibt auch Punkte, aber das ist vielleicht nicht so attraktiv … Ausserdem darf man nicht vergessen, dass mit Manuel Schönbächler und Dennis Pierangeli zwei sehr gute Stürmer verletzungsbedingt für den Rest der Saison ausfallen. Aber Fussball besteht doch vor allem darin, Tore zu erzielen? Wir müssen einfach einen Weg finden, nicht abzusteigen. Und kein Tor zu bekommen, ist auch ein Weg, dieses Ziel zu erreichen. Wir müssen uns einfach über das Ziel im Klaren sein. Klar, möchten Zuschauer Tore sehen, doch jede Mannschaft versucht, diese auch zu verhindern. Und überragende Stürmer sind gesucht und kosten Geld. Das ist etwas, was wir nicht einsetzen können und wollen. Was wollen Sie dann machen?

Wir setzen eben auf junge und eigene Spieler. Und dann muss man eben damit leben, dass man nicht den Goalgetter in den eigenen Reihen hat. Wir werden mit den Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen, arbeiten und versuchen, aus den Möglichkeiten das Maximum herauszuholen. Wir müssen unseren eigenen Weg zum Erfolg finden, um in der Liga bestehen zu können. Ziel ist es nicht, jedes Spiel mit 1:0 zu gewinnen. Unser Ziel ist momentan, dass wir stabil stehen, uns möglichst keine Tore einfangen, und dass die junge Mannschaft Erfahrungen auf diesem Niveau sammeln und dann daraus lernen kann. Vielleicht verfügen Sie ja sogar über einen potenziellen Goalgetter in Ihren Reihen. Machen Sie denn auch gezieltes Torschusstraining?

Selbstverständlich.

Wird denn in der Mannschaft wirklich die Lust geweckt, Tore zu schiessen? ( lacht) Selbstverständlich hat jeder Spieler Lust, Goals zu schiessen. Jeder Spieler will ein Erfolgserlebnis. Jeder will gewinnen. Alle Spieler, die am Samstag ins Rappenmöösli kommen, wollen für den FCE alles geben und gewinnen. Natürlich ist es für den FC Rotkreuz viel einfacher, fertig ausgebildete Spieler in die Mannschaft zu holen, die dann auch einfacher Tore erzielen können. Wie bereits gesagt, unsere Spieler müssen sich noch entwickeln, und das braucht eben Zeit. Aber wie trainieren Sie ganz praktisch das Toreschiessen? Wir trainieren auf jeden Fall alle Varianten, um den Ball über die Torlinie zu bringen – sei es durch einen Konter, sei es durch eine Standardsituation, sei es aus dem Spiel heraus. Wir haben ja auch schon eine Reihe Torchancen gehabt. Aber für manche Spieler sind solche Situationen eben noch ungewohnt, sie sind vielleicht noch nervöser als im Training. Und sie müssen erst ein paar Mal in solche Abschlusssituationen in Matches kommen, bevor sie den Ball dann cool versenken können. Wir zeichnen unsere Spiele auf jeden Fall alle auf und analysieren diese gemeinsam. Kann es trotzdem sein, dass der FC Einsiedeln in der Winterpause doch noch einen Stürmer von auswärts anheuern muss, sollte die Torflaute anhalten?

Ja, das kann sein.

2. Liga interregional /7. Runde, Samstag, 2. Oktober, um 18.15 Uhr, in der Sportanlage Burkertsmatt, Widen: FC Mutschellen – FC Einsiedeln

Trainer Philippe Rechsteiner vertraut darauf, dass die junge Mannschaft sich noch entwickelt und dann mehr Tore schiesst. Foto: zvg

Share
LATEST NEWS