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Zwei Freunde – ein Verlag

Zwei Freunde – ein Verlag Zwei Freunde – ein Verlag

Ein Abend zu Ehren von Daniel Keel und Rudolf C. Bettschart, den ehemaligen Eigentümern des Diogenes Verlags

Der Fram-Club hatte diese Veranstaltung im Gedenken an die beiden Einsiedler auf den letzten Herbst angesetzt. Übermorgen Donnerstag wird sie um 20 Uhr im Museum Fram nachgeholt.

WALTER KÄLIN

Ohne Ruedi Bettschart gäbe es das Museum Fram und die Stiftung Kulturerbe Einsiedeln nicht. Er hatte das Archiv des früheren Benziger Verlags aufgekauft und 2003 in die neue Stiftung eingebracht, die er dann über Jahre finanziell unterstützte. Als Mitinhaber des erfolgreichen Diogenes Verlags konnte er es sich leisten, grosszügig zu sein. Und er war gern grosszügig. Davon profitierten nicht nur Kulturschaffende in seinem Heimatdorf, sondern auch andere Vereine und Organisationen, zum Beispiel die Pfadi. Er nahm einen der Kernsätze im Pfadfinderversprechen nach Baden-Powell ernst: «Anderen Menschen jederzeit zu helfen». Ein grosses Herz bewies er auch für die unzähligen Autorinnen und Zeichner des Diogenes Verlags, den sein Jugendfreund Daniel Keel 1952 gegründet hatte. Ruedi Bettschart stieg ein paar Jahre später ins Geschäft ein und war für die gesamte Administration verantwortlich. Bücher lesen und Buch führen

Daniel Keel hatte nicht die enge Bindung zu Einsiedeln wie Ruedi Bettschart, war wohl auch nie an der Fasnacht zu sehen. Für Vergnügungen solcher Art fehlten ihm Zeit und Lust. Auch Ferien waren eine Qual für ihn. Einmal im Jahr fuhr er seinen Kindern und seiner Gesundheit zuliebe trotzdem irgendwohin. Sein Sohn Philipp, der den Verlag heute leitet, schrieb in seinem Nachruf: «Die prägendste Erinnerung an meinen Vater ist der Bleistift in seinem Mund. Er las und las, in der Stadt, auf dem Land, in den Ferien, und hörte den ganzen Tag Musik. Je nach Stimmung Jazz, viel Armstrong, oder Klassik, Mozart und Schubert.» Der Schweizer Buchhandel ehrte Keel 2010 mit der Auszeichnung «Buchmensch des Jahres». Urs Widmer sagte dazu in seiner Laudatio: «Daniel Keel ist tatsächlich ein Besessener, ein rettungsloser Leser, einer von denen, die alles lesen, was ihnen vor die Augen kommt, allerdings nicht alles zu Ende.» Ruedi Bettschart hat nicht nur belletristische Bücher auf ihre Qualität geprüft, sondern als Finanzchef auch darauf geachtet, dass die so ganz anderen Bücher in Ordnung sind. Als umsichtiger und erfindungsreicher Compagnon bewahrte er das Unternehmen mehr als einmal vor dem Konkurs.

Das verspätete Geburtstagsgeschenk Mit dem Abend «Zwei Freunde, ein Verlag» wollte der Fram-Club letztes Jahr den 90. Geburtstag von Keel und Bettschart feiern. Sie kamen beide im gleichen Jahr am gleichen Tag zur Welt, nämlich am 10. Oktober 1930, und starben 2011 beziehungsweise 2015. In einer Textcollage von Walter Kälin kommen Autorinnen und Autoren, Angestellte des Verlags und die Geehrten selber zu Wort. Neben Oscar Sales Bingisser wirken als Sprecherin und Sprecher Masha Bingisser und Jonas Züllig mit, die vor zwei Jahren in Molières «Der eingebildete Kranke» im Stiftstheater Einsiedeln zu sehen waren. Laurent Girard, Lehrer an der hiesigen Musikschule und Pianist in verschiedenen Formationen, improvisiert am Flügel.

Zwei Freunde, ein Verlag. Donnerstag, 23. September, 20 Uhr, Museum Fram, Eisenbahnstrasse 19, Einsiedeln. Eintritt 10 Franken, für Mitglieder des Fram-Clubs gratis.

Zutritt nur mit Covid-Zertifikat und Personalausweis.

Die Einsiedler Pfader Mickey (Daniel Keel) und Rex (Ruedi Bettschart) zusammen mit Kim (Hans Lienert, Mitte) auf einer Reise nach Rom.

Eine Aufnahme im Büro von Daniel Keel: Links Ruedi Bettschart, rechts Daniel Keel. Fotos: zvg

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