Wie die Propstei St. Gerold erneuert wird
Ein erster Sanierungsabschnitt wird heuer 1,4 Millionen, das Gesamtwerk 10,8 Millionen Franken kosten. Das Kloster Einsiedeln und das Land Vorarlberg tragen 40 Prozent der Kosten. 6,5 Millionen sollen durch Spenden und Sponsoring aufgebracht werden.
MAGNUS LEIBUNDGUT
Die Propstei St. Gerold ist seit den 60er-Jahren immer mehr zu einem Zentrum für Kultur, Spiritualität und Bildung geworden – mit besonderem Augenmerk auf Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Dabei wurden die nötigen Räume fortlaufend aus den Ruinen gestaltet.
So mussten auch die historisch bedeutsamsten Räume für Einrichtungen herhalten, die ihrem Charakter nicht entsprechen: Zum Beispiel befindet sich die Technikzentrale in einem Raum mit barockem Tonnengewölbe oder die Wäscherei in der ältesten Bausubstanz (11./12. Jahrhundert) mit romanischem Tonnengewölbe und in einem Raum mit barocker Stuckdecke. Der Kreuzgang ist nicht mehr erkennbar.
Wie Pferde Menschen zur Therapie empfangen Zudem entspricht die Gebäudetechnik nicht mehr den Anforderungen (Brandschutz, elektrische Leitungen, Wasserleitungen und technische Einrichtungen) und muss komplett ausgetauscht werden. Das Gebäude ist bisher nicht barrierefrei erschlossen.
Aufgrund der Komplexität der Baumaßnahmen (insbesondere der Gebäudetechnik und der Neuerschliessung) und der notwendigen Planbarkeit der Räume hat die Propsteileitung entschieden, die Zimmer im historischen Gebäude nach der jetzigen Corona-Schliessung nicht mehr zu belegen. Der Propsteibetrieb wird in den nächsten Jahren vor allem in der Herberge, im Wyberhus, im Bereich des Pferdestalls und der Reithalle, im Freien und in den Sakralbauten ablaufen.
Nach der gelungenen Sanierung der Herberge mit Gästezimmern, Seminarräumen und Gastronomie (2014–2018) konnte jetzt die Erneuerung des Pferdestalls und der Reithalle abgeschlossen werden (2020– 2021). Die Pferde können wieder einziehen und hoffentlich bald Menschen zur Therapie empfangen. Während des Lockdowns wurde die nächste Etappe der Sanierung vorbereitet: das historische Propsteigebäude.
Von Gotik über Barock zum Biedermeier Von aussen betrachtet macht es einen einheitlichen barocken Eindruck – aber näher betrachtet ist das Gebäude das Ergebnis einer über tausendjährigen Geschichte: Romanik, Gotik, Spätrenaissance, Barock, Biedermeier und 20./21. Jahrhundert sind hier anzutreffen.
Die aus Brandschutzgründen geforderte Entfernung des Treppenhauses und der Bau einer Erschliessung lösen viele andere Schritte aus: Der Anbau von Anfang der 70er-Jahre wird abgerissen und mit einer Unterkellerung für den technischen Raum wieder aufgebaut mit dem Treppenhaus, der Pforte und den bisherigen Zimmern in diesem Bereich und einem Lift im Innenbereich.
Mit der Entfernung des Treppenhauses kann anschliessend der barocke Kreuzgang der klösterlichen Anlage wieder in den architektonischen Urzustand gebracht und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Wie die Sanierung finanziert werden soll Dazu gehört die Sanierung aller angrenzenden Räume: Ausstellungsraum mit historischem Tonnengewölbe, «Calefactorium» mit barocker Stuckdecke und einer moderner Bibliothek, Gesprächsraum «Cura» im Raum mit der ältesten Bausubstanz, Grossraumbüro im Convent mit Gehr-Bildern an der barocken Kassetten-Decke und die Neugestaltung des mit einer Glasdecke geschlossenen Innenhofes als Ort der Begegnung.
«Die Suche nach Unterstützung ist in den Monaten der Pandemie nicht einfach», sagte Pater Martin Werlen an der Pressekonferenz in der Propstei St. Gerold: «Vom 3. November bis am 19. Mai war die Propstei geschlossen. » Viele vereinbarte Besuche von Stiftungen hätten nicht stattfinden können.
«Bei anderen Anfragen warten wir noch auf Zusagen», führte Pater Martin aus: «Wir fragen nur Unternehmungen und Stiftungen an, denen das Aufatmen der Menschen am Herzen liegt und die mit der Haltung der Propstei kompatibel sind. Diese gründet auf der benediktinischen Spiritualität.»
Die Erneuerung der Reithalle konnte bereits abgeschlossen werden. Fotos: Magnus Leibundgut
Nun kommt es zur nächsten Etappe der Sanierung: Das historische Propsteigebäude wird erneuert.
David Ganahl (Bereichsleiter), Nathalie Morscher (Betriebsleiterin), Julia Joswig (Therapeutin mit Pferden) und Pater Martin Werlen (Propst) posieren vor dem Garten der Propstei St. Gerold (von links).
Im Jahr 1684 hat Bruder Fridolin Dumeisen aus dem Kloster Mariastein die Geroldslegende auf grossen Bildtafeln gemalt. Der schöne Bildzyklus ist in der Geroldgedenkstätte zu sehen.