«Ich bin mir bewusst, dass dieses Praktikum ein Privileg ist»
Ramon Zehnder reist für ein Jahr nach Malaysia. An der Schweizer Botschaft in Kuala Lumpur wird er als Hochschul-Praktikant arbeiten.
VICTOR KÄLIN
«Diplomatie wäre durchaus etwas », sinniert Ramon Zehnder. Er studiert zwar Internationale Beziehungen und wird im Sommer 2021 an der Universität St. Gallen seine Bachelor-Arbeit einreichen; beruflich festlegen will sich der 23-jährige Einsiedler aber noch nicht definitiv. Trotzdem hat er sich beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten, kurz EDA, für ein Hochschulpraktikum beworben. Nicht nur für die Schweizer Botschaft in Malaysia, sondern auch für Zimbabwe, Washington, Berlin, Riga und die Philippinen. Er hätte sich über jede Anstellung gefreut; geklappt hat es mit Kuala Lumpur, der Millionenhauptstadt von Malaysia. «Am Morgen um 7.00 Uhr erhielt ich die Zusage», erinnert er sich an jenen Tag Ende April. «Gut, war es nicht am Abend», lacht er. «Ich habe kein Auge mehr zugekriegt. Ich ging dann erst einmal joggen …» «Ein facettenreiches Land» Auch wenn Ramon Zehnder noch niemals in Malaysia war und keinen speziellen Bezug zum Land hat, freut er sich sehr auf seine Destination. «Es ist ein facettenreiches Land», hat der Einsiedler inzwischen in Erfahrung gebracht. Die Nationalitäten, Kulturen und Religionen seien sehr vielfältig. «Mit seiner dynamischen Entwicklung ist Malaysia auf dem Weg zu einem hochentwickelten Land. Das reizt mich.» Land und Leute wird Ramon Zehnder in den nächsten zwölf Monaten näher kennenlernen. Vom 1. Juli 2021 bis am 30. Juni 2022 ist er auf der Schweizerischen Botschaft in Kuala Lumpur als Hochschulpraktikant angestellt. In dieser Funktion wird er die politische Entwicklung mitverfolgen, Berichte verfassen, an Konferenzen teilnehmen, Besuche vorbereiten oder auch bei Projekten im Bereich Menschenrechte mitarbeiten.
«Multi-Kulti-Residenz» Wohnen wird der Einsiedler in einer Co-Living-Residence. Rund 40 Personen teilen sich die Infrastruktur für Wohnen, Kochen und Leben; lediglich ein Zimmer sowie das Bad sind privat. «In der Residence wohnt ein Mix aus Praktikanten, Berufsleuten, Ausländern und Einheimischen », ist Ramon Zehnder erzählt worden. «Die Zusammensetzung ist sehr international», freut er sich.
Vier Wochen Ferien
Vier Wochen Ferien hat Ramon Zehnder. Was er unternehmen wird, weiss er noch nicht. Auf jeden Fall bleibt er im Land – und hofft, dass ihn seine Familie, Fredi und Carla Zehnder sowie seine Schwester Lara, irgendwann besuchen kommt. «Falls es über Weihnachten klappen sollte, wäre das wirklich sehr schön.» Doch Corona gibt auch in Malaysia den Takt an; am 27. Juni flog er direkt in einen Lockdown mit eingefrorenem öffentlichen Leben und vielen persönlichen Einschränkungen. Die ersten zwei Wochen jedenfalls verbringt der Neuankömmling trotz doppelter Impfung in Quarantäne. Ramon Zehnder hofft, dass sich die epidemiologische Situation in Malaysia in den nächsten Monaten etwas entspannt.
Auf sein Auslandjahr freut er sich dennoch ausserordentlich. Und je näher der Abreisetag rückte, desto stärker spürte er eine «gewisse Angespanntheit, ein Kribbeln». Das Praktikum bezeichnet er «als einmalige Chance, eine erstklassige Möglichkeit, Einblicke in die Diplomatie zu erhalten». Seine Familie und Freunde freuen sich mit ihm, «da sie wissen, dass das etwas ist, was ich mir erwünscht habe».
Nachdem Ramon Zehnder im Rahmen eines Freiwilligeneinsatzes im Jahr 2020 bereits einen Monat lang in Indien arbeiten konnte und zusätzlich ein Austauschsemester in Paris absolvierte, folgt nun ein weiterer Auslandaufenthalt. «Ich bin mir bewusst, welch ein Privileg es ist, bereits in jungen Jahren andere Weltengegenden und Kulturen kennenlernen zu dürfen. Ich bin sehr dankbar, dass meine Eltern und die Schweiz mir das ermöglichen. »
«Eine erstklassige Möglichkeit, Einblicke in die Diplomatie zu erhalten»: Ramon Zehnder zu seinem Auslandjahr in Malaysia.
Foto: Victor Kälin