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Haarig

Haarig Haarig

ZWISCHENLUEGETEN 3

FANNY REUTIMANN

Es ist ein einschneidender Moment im Leben jeder Frau: das berühmt-berüchtigte erste graue Haar. Es ruft häufig nach Massnahmen, wobei sich Eingriffe mechanischer Art (ausrupfen, autsch!) nur bedingt für den langfristigen Einsatz eignen. Entscheidet frau sich gegen den Lauf der Natur, bleibt ihr der Griff in den Farbkübel über kurz oder lang nicht erspart.

Wir Reutimann-Frauen sind alle frühzeitig ergraut. Sollte ich jemals das hohe Alter meiner Grossmutter erreichen, werde ich mit schneeweissem Schopf enden. Doch davon bin ich noch gut 40 Jahre entfernt. Um die drohende graue Übermacht in meiner Haarpracht zu kaschieren, pilgerte ich über ein Jahrzehnt lang regelmässig zum Coiffeur und liess mich für teures Geld aufmöbeln. Dass das nicht ewig so weitergehen konnte, war mir durchaus bewusst.

So entschied ich mich im letzten Jahr, das Feld meinen grauen Haaren zu überlassen. Also fertig mit gefärbten Strähnen, dafür nachwachsender Haaransatz in frechem Mausgrau! Als Folge davon sah ich mich bald genötigt – schliesslich wollte ich keinen Gelbstich in meiner Mähne – ein Shampoo speziell für graue Haare zu benutzen. So eins, das bei falscher Anwendung den Haaren einen grässlichen lila bis violetten Schimmer verpasst.

Etwas verzagt schritt ich im Laden die Regale mit den Haarpflege- Gütterli mehrmals ab, entschied mich für das Vielversprechendste, wusch mir damit zu Hause die Haare und wagte schliesslich den Blick in den Spiegel. Dort musterte mich mein Konterfei mit unübersehbarer Skepsis.

* Fanny Reutimann (56) ist froh, dass sie ihren Kopf nur noch zum Haareschneiden hinhalten muss. Sie ist der Meinung, dass ihre grauen Haare perfekt zu ihrem Teint, ihrem Wesen und den vielen Lachfältchen passen.

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