Aus stillgelegtem Kieswerk Baumeli soll Industrieland werden
Nach der Einstellung des Kiesabbaus im Steinbruch Baumeli zwischen dem Dorf Unteriberg und dem Weiler Waag im Jahre 2019 soll zusätzliches Industrieland gewonnen werden. Das geht ins Geld.
KONRAD SCHULER
Im Steinbruch Baumeli wurden im unteren Bereich der über 200 Meter hohen Guggerenflue dünnbankige Mergel und Kalke der Drusberg-Formation abgebaut. Die Abbauproduke wurden hauptsächlich als Fundations- und Verschleissschichtmaterial im Strassenbau verwendet. In den letzten Monaten und Jahren fand der Abbau am südlichen Ende des Steinbruchs statt, wobei das verbleibende konzessionierte Abbauvolumen nur noch wenige 10’000 Kubikmeter betragen hätte. Grundeigentümerin ist die Genossame Yberg, Betreiberin seit 1989 war die Kieswerk Baumeli AG.
Gefährdung ist zu hoch
Am 17. Juni 2019 ereignete sich tagsüber im südlichen Bereich ein Felssturz. Das Volumen des Felssturzes wurde damals auf rund 2000 bis 3000 Kubikmeter geschätzt. Schon Anfang des gleichen Jahres war es zu einem kleineren Felsabbruch nördlich der jetzigen Abbruchstelle gekommen. Im Bereich des Felssturzes wurden die Arbeiten nach dem 17. Juni 2019 eingestellt.
Am 24. Juni fand eine Begehung mit Peer Bänninger von der Firma Dr. Heinrick Jäckli AG statt. Seine geologische Beurteilung datiert vom 28. Juni. Die Gefahrenbeurteilung war eindeutig. Im betreffenden Wandabschnitt des Steinbruchs müsse beidseits der Ablösefläche des Felssturzes vom 17. Juni weiterhin von einer stark erhöhten Gefährdung infolge von Sturzprozessen wie Blockschlag oder Felssturz gerechnet werden. Insbesondere der Bereich südlich der jüngsten Abbruchstelle müsse als potenziell abbruchgefährdet beurteilt werden.
«Der Zugang zur aktuellen Abbaustelle im südlichen Bereich des Steinbruchs liegt im potenziellen Sturzbereich solcher Felsabbrüche und ist daher akut gefährdet. Der Durchgang oder der Aufenthalt von Personen in diesem Bereich ist lebensgefährlich. Der weitere Felsabbau im südlichen Bereich des Steinbruchs ist unseres Erachtens im aktuellen Zustand nicht verantwortbar », ist der geologischen Beurteilung zu entnehmen. Massnahmen für Weiterbetrieb zu aufwendig Als prinzipiell mögliche Massnahmen zur Reduktion der Gefährdung seien einerseits ursachenseitige Massnahmen wie Felssicherungen und Sicherheitsabtrag und anderseits wirkungsseitige Massnahmen wie Steinschlagschutznetze und Schutzdämme zu diskutieren.
«Ob solche voraussichtlich aufwendige Massnahmen im Hinblick auf das verbleibende geringe Abbauvolumen wirtschaftlich sind, ist zu prüfen. Andernfalls muss aufgrund der akuten Felssturzgefährdung im südlichen Bereich des Steinbruchs vom weiteren Felsabbau abgesehen werden», endet die geologische Beurteilung von Peer Bänninger.
AG nun in Liquidation
Aufgrund dieser Ausgangslage beschlossen die Genossame Yberg als Eigentümerin und die Kieswerk Baumeli AG als Betreiberin am 9. Juli 2019 gemeinsam, den Kiesabbau im Steinbruch Baumeli aus Sicherheitsgründen einzustellen. Bis Ende 2019 wurde von der Kieswerk Baumeli AG sämtliches abgebautes Material verkauft.
Wie dem Amtsblatt vom 12. Februar dieses Jahres zu entnehmen war, wurde die AG nun umgewandelt in Kieswerk Baumeli AG in Liquidation. Bisher war Yvonne Kälin-Fuchs von Unteriberg, aktuell wohnhaft in Einsiedeln, Präsidentin mit Kollektivunterschrift zu zweien. Neu ist sie zuständig für die Liquidation mit Einzelunterschrift. «Die AG hat noch einen dreimaligen Schuldenruf im Amtsblatt durchzuführen, ansonsten sind sämtliche Arbeiten abgeschlossen», sagt Yvonne Kälin. Die Baubaracke sei bereits abgerissen. In etwa einem Jahr werde dann die AG aufgelöst.
Nachzonung angestrebt
Wie Genossenverwalter Walter Marty gegenüber unserer Zeitung ausführt, ist es das Ziel des Genossenrates, zusätzliches Industrieland zu gewinnen. Aktuell seien schon 4241 Quadratmeter eingezont. Mit einer Umgestaltung der Schutzdämme könnten zusätzlich zirka 3800 Quadratmeter Industrieland gewonnen werden. Um dieses Land einzonen zu können, müsse der rote Gefahrenbereich zurückgedrängt werden. Es bestehe eine gewisse Gefährdung in der bestehenden Industriezone. Bestehende Nutzungseinschränkungen seien aufgrund der bestehenden Naturgefahrenkarte vorhanden. Lagerhallen aber können bewilligt werden.
Beim Kanton wurde auch bereits eine Rückmeldung zu den Auswirkungen der Endgestaltung auf die Gefahrensituation und die Möglichkeit künftiger Nutzungen eingeholt. Einer gewerblichen und industriellen Nachnutzung inklusive Erweiterung der bestehenden Zone könne im vorliegenden Fall eine Zustimmung seitens dem Fachbereich Naturgefahren des Amtes für Wald und Natur in Aussicht gestellt werden, heisst es im Schreiben an die Genossame Yberg.
Variantenstudium vorgenommen In der Zwischenzeit hat das Ingenieurbüro Edgar Kälin im Auftrage der Genossame Yberg ein Variantenstudium für den Steinschlagschutz des Areals Baumeli vorgenommen. Neun verschiedene Varianten wurden geprüft. Die Ergebnisse liegen vor. Bis jetzt bestanden bereits einige Schutzdämme. Diese sind aber für das neue Vorhaben ungenügend. Die Dämme müssen anders gestaltet werden. Ein geologisches Gutachten zur Gefahrenbeurteilung seitens Peer Bänninger von der Firma Dr. Heinrich Jäckli AG liegt ebenfalls vor. Entstehen soll ein etwa 150 Meter langer Schutzdamm, der ein 300-Jahresereignis aufhalten kann. Zur Verstärkung sind beispielsweise Geogitter einzubauen.
Für die bisherigen Planungsarbeiten hat die Genossame Yberg rund 30’000 Franken aufgewendet. Der Genossenbürger hatte im 2020 einem Planungskredit von 50’000 Franken zugestimmt.
Antrag zur Krediterteilung Für die Arbeiten am neuen Schutzdamm liegt eine Kostenschätzung von 850’000 Franken vor. Der Genossenrat wird anlässlich der nächsten Genossengemeinde vom 30. April dieses Jahres einen Antrag zur Krediterteilung in dieser Höhe für die Endgestaltung der Industriezone Baumeli stellen.
Am Fusse der Guggerenflue zwischen dem Dorf Unteriberg (rechts) und dem Weiler Waag (links) wurde seit 1951 über eine Million Kubikmeter Gestein abgebaut.
Fotos: Konrad Schuler
Deutlich von Auge zu sehen sind auf halber Höhe in der Foto die diversen Abbruchstellen.
Die Baracke ist abgebrochen, das Kies ist verkauft, der Kiesabbau ist definitiv eingestellt.