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Hotline

Hotline Hotline

ZWISCHENLUEGETEN 3

ERNST FRIEDLI

Es gab sie damals weder in der fernen Kantonshauptstadt und schon gar nicht in Marbach. Wenn man ein Problem hatte, wandte man sich an einen Freund, Nachbarn, Verwandten, Bekannten oder an den Pfarrer. Meistens ging das gut. Heutzutage ist aber auch das deutlich besser. Denn jetzt gibt es für alles eine Hotline, was auf Deutsch «heisser Draht» bedeutet.

Um eine Hotline zu verwenden, braucht man in unserer modernen Zeit nur ein Problem und ein Telefon. Man nimmt Zweiteres und schildert Ersteres, worauf man vom anderen Ende der Hotline einen ernstgemeinten Rat bekommt. Damit ausgerüstet, kann man das Problem dann beheben. So muss man bei Schwierigkeiten weder ausser Haus, noch muss man Freunde, Nachbarn, Bekannte, Verwandte oder gar den Pfarrer behelligen. Gerade in so schwierigen Zeiten, wie den jetzigen, sind solche Angebote gefragter denn je. Zum Beispiel die Basler «Hitze-Hotline»: Da kann man via heissen Draht anrufen und sich beraten lassen, was bei Hitze am besten zu tun wäre. Den Rat, «den Körper mit kalten Tüchern auf Stirn und Nacken abzukühlen, leichte, erfrischende Speisen zu bevorzugen, im Schatten zu bleiben, die Mittagssonne zu meiden, auf anstrengende körperliche Tätigkeiten zu verzichten und viel zu trinken», kann in dieser Präzision ja nur eine ausgebildete Fachperson geben. Darauf wäre kein Freund, Nachbar, Verwandter, Bekannter oder Pfarrer je gekommen. Klärli und ich werden da einmal anrufen und nachfragen, ob «viel trinken» mit Einsiedler Bier auch geht. Das wären dann gleich zwei Fliegen mit einem Draht.

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Ernst Friedli, 64, seit Jahren verheiratet mit Klärli, geborene Schönbächler. Nichtraucher und Sachbearbeiter im Rathaus, steht unter Amtsgeheimnis. Macht sich in der Freizeit Gedanken zur Weltlage und wird täglich moderner.

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