Cafeteria-Frauen: Ausserordentlicher Freiwilligendienst endet nach 42 Jahren
Seit der Eröffnung des Altersheims Gerbe im Jahr 1978 standen die «Gerbi-Frauen» im Einsatz. Nun hat dieses bemerkenswerte Engagement ein Ende gefunden.
VICTOR KÄLIN
Sie waren in der Gerbe nicht wegzudenken: Tag für Tag standen die «Gerbi-Frauen» in der Cafeteria für Bewohner und Gäste im Einsatz. Sieben Tage die Woche, Monat für Monat. 42 Jahre lang. Nur etwa drei Tage pro Jahr setzten sie mit ihrem Service aus. Ansonsten sorgten sie sich um das leibliche und oft auch seelische Wohl der Cafeteria-Besucher und -Besucherinnen. Wegen Corona geschlossen
Dann kam die Corona-Pandemie und zwang auch das Alters- und Pflegezentrum Gerbe zu einschneidenden Massnahmen. Am 2. März standen die «Gerbi-Frauen» letztmals im Einsatz. Danach musste der beliebte Treffpunkt für die Öffentlichkeit geschlossen werden. «Vor dem Corona-Hintergrund wird insbesondere auch die Cafeteria in der Gerbe noch länger für die Öffentlichkeit geschlossen bleiben», erklärt Gerbe-Präsident Fredi Lienert auf Anfrage.
Wie lange diese Phase noch andauert, kann auch er nicht sagen. «Der hartnäckige Coronavirus erfordert weiterhin unsere volle Aufmerksamkeit», sagt Lienert. Das BAG erlaube zwar verschiedene Lockerungsschritte, doch «die Tendenz in Richtung vermehrt positiver Fallzahlen ist offensichtlich».
«Zeit für einen Schnitt»
Unter Berücksichtigung dieser Ausgangslage sind in den letzten Wochen Geschäftsleiter Clemens Egli und Fredi Lienert mit Ingrid Fässler und Claire Ehrler zusammengesessen. Fässler und Ehrler kümmern sich um die organisatorischen und finanziellen Belange der «Gerbi- Frauen». Gemeinsam wurden Zukunfts-Szenarien für den Betrieb der Gerbe-Cafeteria diskutiert. Letztlich kam man überein, die Dienstleistung der Cafeteria- Frauen zu beenden. Der Entscheid fiel nicht leicht. «Es war ein Vernunftsentscheid, der wehmütig macht», sagt Ingrid Fässler. Die Corona-Gefahren, das mit 72 Jahren doch hohe Durchschnittsalter der rund 30 Cafeteria-Frauen, die schwieriger werdende Rekrutierung, die offene Frage der Wiedereröffnung oder auch das neue Kassensystem fügten sich in der Summe zu einem Puzzle zusammen: «Wir kamen gemeinsam zur Einsicht: Es ist Zeit für einen Schnitt.» Inskünftig wird die Gerbe den Betrieb der Cafeteria mit eigenem Personal weiterführen.
Und so lud die Gerbe-Leitung in der letzten Woche alle bisherigen Cafeteria-Frauen ins Hotel Drei Könige, um sie aus erster Hand zu informieren. «Der Entscheid », so Lienert, «war seitens der Cafeteria-Frauen eigentlich so erwartet worden und wurde positiv aufgenommen. Es gab kein einziges kritisches Wort.» Mit einem herzlichen Dank und einem Apéro im Paracelsuspark wurde nicht nur die Veranstaltung abgeschlossen, sondern auch ein bemerkenswertes Kapitel der Freiwilligenarbeit.
«Wir wollen irgendwie mit den Bewohnern in Kontakt bleiben»: Ingrid Fässler (links) und Claire Ehrler, zwei der rund 30 Cafeteria-Frauen.
Foto: Victor Kälin
Die Cafeteria der Genossenschaft für Alterssiedlungen wird inskünftig vom Gerbe-Personal geführt. Seit 1978 standen die «Gerbi-Frauen» im Einsatz. Foto: zvg