Beachvolleyball-Leistungszentrum künftig in Einsiedeln?
Im Beachcenter in Bern sind die nationalen Beachvolleyballmannschaften zu Hause. Wegen eines geplanten Bauvorhabens könnte es jedoch passieren, dass Tanja Hüberli und Co. ihren Stützpunkt in einigen Jahren wechseln müssen.
PATRIZIA BAUMGARTNER
Seit 2009 trainieren im Beachcenter in Bern, das als Nationales Leistungszentrum Beachvolleyball dient, alle Nationalteams ab B-Kader-Stufe. Eines Tages könnte jedoch die Suche nach einem neuen Standort für die Nationalteams akut werden, denn: Dort ist ein Schulhausneubau geplant, dem die Beachvolleyball-Halle möglicherweise weichen muss. Der Verein Beachvolley Bern, der das Beachcenter betreibt, zittert um seinen Standort, wo seit 13 Jahren auf sechs Sandfeldern im Freien und drei Indoor-Feldern Beachvolleybälle geschlagen werden. Das Beachcenter wurde damals mit Hilfe von Sponsoren und unbezahlten Arbeitsstunden vieler Helfer gebaut.
Nicht zonenkonform
Die Anwohner sammelten Unterschriften gegen den völlig überdimensionierten Schulhausbau und verlangten, dass das Beachcenter weg müsse, wenn das Schulhaus gebaut werde. Das wiederum alarmierte die Beachvolleyball- Szene. Das Beachcenter startete eine eigene Petition für den Erhalt der Sportstätte in der Stadt. Es kamen über 3000 Unterschriften zusammen.
Das Beachcenter wäre auch bereit umzuziehen, hiess es im Vorfeld. Hierzu gibt es bloss ein Problem: Trotz monatelanger Suche sei noch keine Lösung in Sicht. Im schlimmsten Fall könnte es sein, dass das Beachcenter Bern nicht mehr weiterexistieren kann, denn auch das Baurecht für die Halle muss alle paar Jahre provisorisch verlängert werden. Der Bau ist nicht zonenkonform, da die Sportnutzung ursprünglich nur als Übergangszweck angedacht war.
Für drei bis vier Jahre gesichert
Swiss Volley ist aktuell der grösste Mieter im Berner Beachcenter. Der Verband ist sich jedoch schon länger bewusst, dass das Grundstück nur für eine begrenzte Dauer zur Verfügung steht. Die Stadt habe immer signalisiert, dass sie ihre Landreserve nicht weggeben wolle, und die Nutzungsvereinbarung wurde immer nur für begrenzte Zeit verlängert. «Die Situation ist nicht neu, aber hat sich immer etwas hinausgezögert. Aktuell läuft der Architekturwettbewerb», so Philippe Saxer, Direktor Beachvolleyball bei Swiss Volley.
Nach der Bekanntgabe des Siegerprojekts müssen zuerst noch eine Umzonung und die Ausgaben für den Schulhaus-Neubau bewilligt werden. «Ich denke, wir haben sicher noch drei bis vier Jahre Zeit», so Saxer. Trotzdem mache man sich betreffend des nationalen Beachvolleyball- Standorts schon länger Gedanken. «Bern ist für uns ein guter Standort, am gleichen Ort wie die Geschäftsstelle.» Die Nationalteams belegen im Beachcenter vor allem die toten Zeiten unter der Woche von 8 bis 18 Uhr. Zentrale Lage und gute Anbindung Wo das Nationale Leistungszentrum künftig sein könnte, falls Bern wegfällt, ist eine berechtigte Frage. Denn Beachvolleyballhallen gibt es in der Schweiz nicht wie Sand am Meer – im Gegenteil. «Der Sommer ist nie das Problem, aber vor allem der Winter», so Saxer. Es gäbe verschiedene Möglichkeiten für die Beachvolleyballer, heisst es.
Aktuell besteht im Nachwuchsbereich bereits eine Zusammenarbeit mit der Beachhalle in Aarau und auch mit dem BeachIN in Ins im Seeland. Laut Saxer seien unter anderem eine zentrale Lage, gute Anbindung an den öV, kurze Wege und eine nahe Universität wichtig. Aber nicht nur der Verband gibt den Ton betreffend Leistungszentrum an, auch die Athleten müssen sich zum Standort bekennen, was möglicherweise für das Beachplus in Einsiedeln sprechen würde. Die Mitglieder der Nationalteams Tanja Hüberli (Reichenburg), Nina Betschart (Steinhausen) und Nico Beeler (Rapperswil-Jona) stammen alle aus dieser Region, mit Denis Milanez (Glarus) auch der Nationaltrainer im Bereich Nachwuchs. Saxer sagt zu Einsiedeln: «Das ist sicher nicht der zentralste Ort für einen nationalen Stützpunkt. Ich schliesse ihn jedoch grundsätzlich nicht aus.» Noch nicht aktiv angeboten
Wie sieht man dies in Einsiedeln? Wir fragten Beachplus-Verwaltungsratspräsident Beat Schädler. «Wir haben uns beim Verband noch nicht aktiv als Standort angeboten», sagt er klar. Bevor kein definitiver Entscheid betreffend des Weiterbestehens des Berner Beachcenters gefallen sei, wolle man sich nicht aufdrängen. Trotzdem: Die Schweizer Beachvolleyballszene ist überschaubar und Beachvolleyballhallen sind rar.
Vor ihrer Teilnahme an den Olympischen Spielen in London 2012 (9. Rang) absolvierten Jefferson Bellaguarda und Patrick Heuscher jeweils Trainingscamps im Beachplus, und auch Tanja Hüberli war zu ihren Anfangszeiten auf der World Tour hin und wieder sportlich im Klosterdorf zu Gast. In den letzten Jahren wurde es um die professionellen Beachvolleyballer in Einsiedeln ruhiger, was unproblematisch sei. «Falls vom Verband her ein Bedürfnis für geeignete Trainingsmöglichkeiten da wäre, würde dieser bei uns offene Türen einrennen», stellt Schädler klar. Die Betreiber der Einsiedler Beachhalle würden sich für den Verband nicht nur um ein Angebot für den Sand bemühen, sondern auch von der Übernachtung bis zu Physiotherapie oder alternativen Trainingsmöglichkeiten Zusatzleistungen anbieten.
MiteinerkonstantenBelegungunter der Woche könnte das Beachplus seine Randzeiten besser füllen. «Aber auch als Nationales Leistungszentrum würden wir an unserer bisherigen Strategie festhalten.» Die Einsiedler Indoor-Beachvolleyballhalle steht auf gesunden Beinen, das Geschäftsmodell funktioniert – sogar nach Corona und grossen Investitionen in den letzten zwei Jahren, unter anderem in ein neues Restaurant und zwei Squash-Courts.
Die Zeit wird zeigen, wie es weitergeht. Sicher ist, dass die Situation der Schweizer Beachvolleyballhallen speziell ist und bleibt. Die wenigen bestehenden befinden sich so weit auseinander, dass sie sich betreffend der Sportler nicht konkurrenzieren. Die geplanten zusätzlichen Projekte wiederum stehen vor einem Finanzierungsproblem: Eine Beachvolleyballhalle inmitten einer Stadt kostet extrem viel Geld, das mit der Vermietung zuerst wieder amortisiert werden will. Deshalb werden in den nächsten Jahren kaum viele neue Beachvolleyballhallen aus dem Boden schiessen. In Einsiedeln hat man Zeit: Der Betrieb der im Dorf verankerten Sportstätte abseits der Massen ist auch für die nächsten Jahre gesichert.
«Wir haben uns noch nicht aktiv als Standort angeboten.»
Beat Schädler, VR-Präsident Beachplus.ch
«Wir haben sicher noch drei bis vier Jahre Zeit.»
Philippe Saxer, Direktor Beachvolleyball
In der Beachvolleyballhalle in Einsiedeln sind heute vor allem Amateure am Werk – man wäre jedoch auch offen für die Schweizer Nationalteams.
Foto: Evelyne Marty