Versuch und Irrtum seit bald 40 Jahren – eine Chronologie
Der Einsiedlerhof hat bei den Einsiedlern einen schweren Stand. Seit 1982 sind nicht weniger als fünf Vorhaben an der Urne gescheitert.
VICTOR KÄLIN
• 20. Mai 1973:* Die Einsiedler sagen Ja zum Kauf des Einsiedlerhofs.
• 1982: Die Einsiedler lehnen einen Planungskredit für einen Neubau ab.
• 1992: Eine Doppelinitiative scheitert an der Urne. Verworfen werden der Vorschlag eines Neubaus und auch jener eines Hallenbadbaus.
• 2002: Erste öffentliche Ausschreibung des Areals durch den Bezirksrat. Die Abgabe erfolgte nur im Baurecht, dafür war die Nutzung offen.
• März 2004: Der Bezirksrat entscheidet sich für die Studie des Konsortiums Hugo Mächler/ BSS Architekten mit zwei Gebäuden für Wohnen und Verwaltung.
• Juli 2004: Der Bezirksrat macht einen Rückzieher und lässt die im März noch favorisierte Studie fallen. Das Rennen ist wieder völlig offen.
• 16. August 2007: Nicht zuletzt angeregt durch die Swiss Performance Resort AG schreibt der Bezirksrat die Parzelle erneut öffentlich aus. Diesmal mit der Auflage, darauf ein Hotel im gehobenen Segment zu realisieren. Eigene Ansprüche meldet der Bezirksrat nicht (mehr) an. Neu ist auch, dass das Land gekauft werden kann.
• 14. Februar 2008. Aus vier Bewerbungen wählt der Bezirksrat jene der Swiss Performance Resort AG aus. Sie will das Grundstück zu einem Preis von 4,7 Millionen Franken käuflich erwerben, um darauf ein Vier-Sterne-Plus-Hotel mit 111 Zimmern zu realisieren. Die Verhandlungen zwischen dem Bezirk und der Swiss Performance Resort ziehen sich in die Länge.
• 17. Mai 2009. Das Einsiedler Stimmvolk heisst die Umzonung des Areals Einsiedlerhof von der öffentlichen Zone in die Dorfkernzone mit 1915 zu 1654 Stimmen gut. Die Zustimmungsquote beträgt 53,6 Prozent.
• 3. März 2011. Die Verhandlungen zwischen dem Bezirksrat und der Swiss Performance Resort AG sind gescheitert.
Der Bezirksrat fühlt sich nicht mehr an die vor drei Jahren gegebene Zusage gebunden, das Grundstück an die SPR zu veräussern. Am Hotelprojekt will der Bezirksrat aber festhalten.
• 25. August 2011. Auch eine Aussprache mit den Einsiedler Parteien bringt den Bezirksrat in Sachen Einsiedlerhof nicht weiter. Es gibt völlig unterschiedliche Vorstellungen zur zukünftigen Nutzung der Parzelle.
• 9. November 2011. Grundsatzentscheid des Bezirksrates: Der Einsiedlerhof soll nicht verkauft, sondern höchstens im Baurecht abgegeben werden. Eine Eigennutzung durch die Bezirksbehörde wird vom Bezirksrat hingegen nicht favorisiert.
• 20. Dezember 2011. Richard Schönbächler präsentiert eine Projektstudie, die er als Privatperson und aus eigenem Interesse in Auftrag gegeben hat. Das Projekt geht von einer Mischnutzung aus mit altersgerechten Appartements, Restaurant, Verwaltungstrakt sowie Räumlichkeiten für die Kirchgemeinde.
• 25. August 2012. Richard Schönbächler stellt zuhanden des Bezirksrates den Antrag, an der nächsten Bezirksgemeindeversammlung für das Einsiedlerhofareal einen Projektierungskredit ins Budget 2013 aufzunehmen.
• 1. Oktober 2012: Nicht ein Antrag, sondern eine Einzelinitiative ist nach Ansicht des Bezirksrates der korrekte Weg.
In einem gemeinsamen Gespräch soll das weitere Vorgehen mit Richard Schönbächler besprochen werden.
• 5. Oktober 2012. Die Ausschreibung
Pfarreizentrums).
• 5. Dezember 2012. Richard Schönbächler und vier Mitunterzeichner reichen die Einzelinitiative «Projekt Einsiedlerhof » ein. Diese fordert eine gemischte Nutzung der besagten für mögliche Hotel- Investoren erfolgt (unter anderem auch in unserer Zeitung). Auf dem Areal, das nur im Baurecht abgegeben wird, soll ein Vier-Sterne-Plus-Hotel realisiert werden. Andere Nutzungszwecke sieht der Bezirksrat nicht vor (erwünscht ist jedoch der Miteinbezug eines Parzelle.
• 28. März 2013. Eine Initiativgruppe um Bruno Frick reicht die Einzelinitiative «Einsiedlerhof » ein. Gemäss dieser soll der Bezirksrat die Liegenschaft der neugegründeten Einsiedlerhof AG für 100 Jahre im Baurecht überlassen, damit diese darauf Alterswohnungen, ein Hallenbad sowie ein Pfarreizentrum errichtet. Die Initiative schlägt vor, dass der Bezirk auf einen Baurechtszins verzichtet, handkehrum aber ein schlüsselfertiges Hallenbad erhält – und zwar gratis.
• 14. August 2013. Der Bezirksrat erklärt die Initiative «Frick» für gültig.
• 10. Dezember 2013. Mit 93 zu 89 Stimmen lehnt die Bezirksgemeinde einen Verschiebungsantrag für die Initiative Schönbächler ab. Die Initiative gelangt sodann am 9. Februar 2014 zur Abstimmung.
• 16. Januar 2014. Rund 180 Personen nehmen an einem Informationsabend teil, an welchem alle drei Vorhaben präsentiert und diskutiert werden.
• 9. Februar 2014. Die Initiative Schönbächler scheitert knapp an der Urne. 48,9 Prozent sagen Ja, 51,1 Prozent jedoch Nein. Damit ist die Idee zur Realisation eines Verwaltungsgebäudes gescheitert.
• 18. Mai 2014. Die Initiative Frick wird mit 1699 Ja (27,7 Prozent) zu 4441 (72,3 Prozent) Nein deutlich abgelehnt.
Damit sagen die Einsiedler auch Nein zu einem Hallenbad. Und der Bezirksrat kann seine Idee eines Hotelprojektes weiterverfolgen. In einer ersten Stellungnahme rechnet er damit, in ein- bis anderthalb Jahren eine Vorlage präsentieren zu können.
• 17. Dezember 2014. Per Initiative fordern Urs Birchler und Ueli Brügger, dass das Alte Schulhaus weiterhin als Schulhaus genutzt werden soll. Auf eine Umnutzung in ein Verwaltungsgebäude ist zu verzichten. Im Februar 2015 erklärt der Bezirksrat die Initiative für zulässig.
• 19. Juni 2015. Der Bezirksrat kann zwei namhafte Interessengruppen bekannt geben, welche als Investoren und Baurechtnehmer auftreten. Eine Abstimmung über einen Baurechtsvertrag ist theoretisch im Frühjahr 2016 möglich.
• 26. Juni 2015. Nur eine Woche später melden die Initianten um Richard Schönbächler, dass sie nach Ablauf der zweijährigen Wartefrist im Dezember dieses Jahres erneut eine Initiative für eine gemischte Nutzung einreichen werden.
• 5. Oktober 2015. Die Eberli Entwicklung AG Sarnen geht als Siegerin des Studienwettbewerbs hervor. Das gibt der Bezirksrat an einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung bekannt. Die Abstimmung findet am 28. Februar 2016 statt.
• 20. November 2015. In der Botschaft des Bezirks empfiehlt die Rechnungsprüfungskommission, dem Baurechtsvertrag mit der Eberli Entwicklung AG nicht zuzustimmen.
• 7. Dezember 2015. Die Bezirksgemeinde lehnt eine Rückweisung des Baurechtsvertrages mit der Eberli Entwicklung AG zur Überarbeitung klar ab; das Geschäft kommt am 28. Februar zur Urnenabstimmung.
• 28. Februar 2016. Mit 78,2 Prozent sagen die Einsiedler Nein zum Baurechtsvertrag mit der Eberli Entwicklung AG.
Lediglich 21,8 Prozent heissen die Vorlage gut. Ein Resultat in dieser Deutlichkeit hat niemand erwartet.
• 22. März 2017. Der Bezirksrat präsentiert seine Liegenschaftenstrategie. Das Areal Einsiedlerhof soll einer gemischten Nutzung zugeführt werden.
Neben einem neuen Verwaltungsgebäude bleibt Platz für ein Pfarreizentrum sowie Wohnen und Gewerbe. Die Strategie nimmt damit die Stossrichtung der Initiative Schönbächler auf.
• 4. April 2017. Yvonne Fässler zieht ihre im März eingereichte Einzelinitiative zurück. Sollte die Liegenschaftenstrategie des Bezirksrates auf dem Einsiedlerhofareal allerdings zu keiner gemischten Nutzung führen, behält sie sich vor, ihre Initiative zu reaktivieren.
• 24. April 2018. Gut ein Jahr nach der Präsentation der Liegenschaftenstrategie legt der Bezirksrat den Fahrplan für die Überbauung vor. Im Herbst 2018 soll der Investorenwettbewerb lanciert werden. Der Bezirk und die römisch-katholische Kirchgemeinde sind unverändert daran interessiert, die Überbauung miteinander zu realisieren.
• 17. August 2018. Der Bezirksrat gibt die Modalitäten des Investorenwettbewerbes bekannt. Bis im Herbst 2019 soll das Siegerprojekt ermittelt sein; im Sommer 2020 die Abstimmung stattfinden.
• 5. Oktober 2018. Der Projektwettbewerb wird öffentlich ausgeschrieben. Schlusstermin für die Einreichung der Teilnahmeanträge ist der 16. November 2018.
• 25. Januar 2019. Der Bezirksrat informiert, dass ein Team Beschwerde eingereicht hat, da es bei der Präqualifikation für den Projektwettbewerb nicht berücksichtigt worden ist. Der Wettbewerb muss bis auf Weiteres unterbrochen werden.
• 29. August 2019. Das Verwaltungsgericht des Kantons Schwyz weist die Beschwerde ab.
• November 2019. Die Beschwerde wird nicht ans Bundesgericht weitergezogen. Einem Start der Wettbewerbsphase steht rechtlich gesehen nichts mehr im Wege. Eine Volksabstimmung im Jahre 2021 erscheint immer noch realistisch.
• 5. Juni 2020: Der Bezirk bekräftigt seinen Willen, im Juni 2021 über den Einsiedlerhof abstimmen zu lassen. Im November 2020 soll der Wettbewerbssieger bekannt sein. Drei Bietergemeinschaften sind noch im Rennen.
* Halbfett = Urnenabstimmungen
Der Einsiedlerhof: Aufnahme vom Mai 2001. Foto: Archiv EA