Wie ein Pfarrherr sich an der Pfarrkasse bedient
Missstände in der Kirchgemeinde Alpthal: Der Pfarradministrator soll die Pfarrei um Geld betrogen haben. Den Unstimmigkeiten zum Trotz reagiert das Bistum Chur nicht und hält am Pfarrer fest.
MAGNUS LEIBUNDGUT
Mit einem beherzten Votum richtete Kantonskirchenrat Felix Beeler aus Alpthal an der Session im Zentrum Zwei Raben in Einsiedeln sein Wort an den kantonalen Kirchenvorstand: «Müssen wir diese Missstände annehmen und diesen als Hochstapler, Chaot und Lügner bezeichneten Pfarrherr für sein Wirken nicht zur Rechenschaft ziehen?» Schliesslich seien bis heute viele Unstimmigkeiten des jetzt in Alpthal tätigen deutschen Pfarradministrators Georg Rabeneck aufgedeckt worden, meinte Beeler: «So sind das Generalvikariat Urschweiz, Pfarrer Peter Camenzind, aber auch bereits der abgesetzte Martin Kopp, der Generalvikar Martin Grichting, der Apostolische Administrator Peter Bürcher und der Altbischof Vitus Huonder sowie die die Stiftungen beaufsichtigende Treuhandfirma Convisa über die an der Grenze der Legalität vorherrschenden Taten informiert worden.» Die Pfarreien wurden betrogen Bei den vorherigen Anstellungen von Rabeneck in Untervaz wie auch in Schwyz seien die Pfarreien nachweislich betrogen worden, konstatierte Beeler an der Sitzung des Kirchenparlaments: «In Schwyz sind vierstellige Beiträge nach Deutschland überwiesen worden, teilweise ohne Belege, innerhalb von fünf Monaten rund 15’000 Franken.» In Alpthal hätte die Kirchenverwalterin Buchungen vornehmen sollen, ohne Belege, damit die Pfarrkasse wieder ins Lot gebracht würde, schilderte Beeler, Kirchenrat in Alpthal: Weiter hätte Rabeneck Spenden gesammelt und eigenmächtige Einkäufe getätigt, ohne Budget und ohne Information an die Rechnungsführerin der Stiftungen. «Für Pseudo-Firmen eröffnet er Postkonti, um Zahlungen in Auftrag zu geben », führte Beeler aus: «Das ist nur eine sehr kurze Kurzform der Unstimmigkeiten, die überall gedeckt werden, um möglichst wenig Staub in der Presse aufzuwirbeln.» Der Pfarreirat Schwyz habe mit dem Abschlussbericht über Georg Rabeneck am 2.März 2017 den Wunsch ans Generalvikariat in Brunnen übermittelt, dass das Bistum Chur den Fall Georg Rabeneck, inklusive Untervaz, vollumfänglich untersuche und nachher handle, hält Beeler fest: Ausserdem sei die Nachfolgepfarrei Alpthal über den Inhalt dieses Schreibens und die eingeleiteten Schritte zu informieren. «Dies passierte bis heute nicht von Chur», monierte Beeler. Der Kirchenrat ist gespalten
Elisabeth Betschart aus Einsiedeln wurde vor einem Jahr von Generalvikar Martin Kopp für eine Visitation der Pfarramtskasse Alpthal beauftragt. Nachdem sie diverse Unstimmigkeiten festgestellt hatte und keine Reaktion aus Chur erfolgt war, hat Betschart ihr Mandat für die Pfarramts-Visitationen unterdessen wieder abgegeben.
Der Zwist um den umstrittenen Pfarradministrator spaltet die Pfarrei in Alpthal vollends: Eine Mehrheit des Kirchenrats stellt sich hinter Rabeneck, währenddem eine Minderheit des Rats froh wäre, das Bistum Chur würde ihn absetzen.
Für Personalfragen ist grundsätzlich der Generalvikar der Urschweiz beziehungsweise der Bischof in Chur zuständig. Beide Ämter sind derzeit nicht besetzt, so liegt der Ball bei Peter Bürcher, dem Apostolischen Administrator im Bistum Chur. Wieso das Bistum Chur nicht reagiert, darüber kann man nur spekulieren: Georg Rabeneck gilt als traditionalistischer Pfarrherr.
Pfarradministrator Georg Rabeneck am Weissen Sonntag im Jahr 2017 in der Pfarrkirche St. Apollonia in Alpthal. Fotos: Meinrad Steiner
Bereits bei der Sanierung des Alpthaler Pfarrhauses handelte der Pfarrer eigenmächtig und verursachte massive Kostenüberschreitungen.