Drei Schwyzer schnupperten an der Königskrone
In der 125-jährigen Geschichte des Eidgenössischen Schwingerverbandes holten die Innerschweizer an Eidgenössischen mit Harry Knüsel 1986 in Sion erst einen Titel. Mit Ernst Reichmuth (Einsiedeln), Eugen Hasler (Galgenen) und Martin Grab (Rothenthurm) scheiterten drei Schwyzer im Schlussgang.
WERNER SCHÖNBÄCHLER
Seit der ersten Austragung des Eidgenössischen Schwingfestes 1895 gab es an 45 Austragungen ein einziges Mal einen Schwingerkönig aus der Innerschweiz. 1986 besiegte Heinrich «Harry» Knüsel im Schlussgang in Sion den favorisierten zweifachen König Ernst Schläpfer aus Appenzell. Weiter zeigt die Statistik, dass die Berner mit 26 Königstiteln vor den Nordost- (12), den Nordwest(5) und den Südwestschweizern (2) am erfolgreichsten waren. 1945 und 1950 wurde kein Königstitel vergeben, weil die Schlussgänge unentschieden verliefen. Doch den Innerschweizern hat es für mehr Titel nicht an Können und Talent gefehlt, vielfach fehlte es einfach am nötigen Quäntchen Glück. Drei Schwyzer waren nahe an der Krone dran.
Zwei vom Schwingklub Einsiedeln Am «Eidgenössischen» 1956 in Thun vor über 20’000 Zuschauern verlor der Einsiedler Ernst Reichmuth im Schlussgang gegen Eugen Holzherr nach ausgeglichenem Geschehen und wurde Zweiter. Der Basler galt als sportliches Multitalent. Er war auch ein erfolgreicher Steinstösser, gewann zweimal das Eidgenössische Turnfest im Nationalturnen, war Schweizer Meister im Gewichtheben und während zehn Jahren im Ringen im Halbschwergewicht. Als Ringer nahm er 1960 an den Olympischen Sommerspielen in Rom teil. Ernst Reichmuth beendete nach Thun im Alter von 31 Jahren seine erfolgreiche Laufbahn. Er gewann 44 Kränze, wovon 4 «Eidgenössische», und schwang sechsmal obenaus. Für seine Verdienste als Funktionär wurde er 1974 zum Ehrenmitglied des Eidgenössischen Schwingerverbandes ernannt.
33 Jahre vergingen, bis Eugen «Geni» Hasler, der brillante Ausserschwyzer Techniker, ganz nahe dran war. 1989 in Stans hiess sein Gegner im Schlussgang Adrian Käser aus dem bernischen Oberaargau. Hasler stand gegen den 18-jährigen Überraschungsmann mehrmals vor dem Sieg, verlor aber am Ende und wurde zum tragischen Helden. Er klassierte sich punktegleich mit Käser als «Erstgekrönter », was für ihn aber ein schwacher Trost gewesen sein dürfte.
Die gleiche Ausgangslage stellte sich für ihn sechs Jahre später in Chur. Er war im Schlussgang gegen den Appenzeller Thomas Sutter erneut Favorit, diktierte das Geschehen, unterlag aber nach einem bis heute umstrittenen Kampfrichterurteil. Trotz des entgangenen Königstitels liess sich der Märchler aus Galgenen nicht unterkriegen. 1990 gewann er mit einem souveränen Auftritt den Kilchberger Schwinget. Im Schlussgang bodigte er den Westschweizer Wirbelwind Gabriel Yerli. 1999 trat der immer auf tutti schwingende Ausnahmekönner vom Schwingsport zurück. Sein Leistungsausweis fällt mit 101 Kränzen, wovon 5 «Eidgenössische», und 38 Kranzfestsiegen beeindruckend aus. Für seine grossen Verdienste als technischer Leiter auf Kantons- und Verbandsebene wurde er 2014 eidgenössisches Ehrenmitglied, die höchste Auszeichnung für Chargeninhaber im Schwingen.
Auch Martin Grab wäre ein verdienter Schwingerkönig gewesen. Ihm und anderen Schwyzern wie Heinz Suter, Adrian und Philipp Laimbacher standen die starken Nordostschweizer Jörg Abderhalden, Arnold Forrer und Stefan Fausch öfter vor der Sonne. Mit 31 Jahren erreichte Martin Grab am Eidgenössischen Schwingfest in Frauenfeld den Schlussgang. Dieser war für ihn allerdings nur noch für die Statistik, weil er Kilian Wenger selbst bei einem Sieg nicht mehr hätte überholen können. Der Rothenthurmer gewann mit dem Expo-Schwinget 2002 in Murten und dem Unspunnen-Schwinget 2006 in Interlaken zwei Anlässe mit eidgenössischem Charakter. Dabei gelang ihm mit Siegen gegen die amtierenden Schwingerkönige Arnold Forrer und Jörg Abderhalden in der Endausmarchung das grosse Meisterstück. Mit sieben eidgenössischen «Schlaufen» steht er zusammen mit Peter Vogt hinter Karl Meli (9) an zweiter Stelle. Insgesamt erkämpfte er sich 123 Kränze und 32 Kranzfestsiege. Für sein grosses Wirken in verschiedenen Chargen wurde er zum eidgenössischen Ehrenmitglied ernannt.
In jüngster Zeit lagen für zwei weitere Schwyzer Siege an eidgenössischen Anlässen in Reichweite. Christian Schuler (Rothenthurm) unterlag 2011 im Schlussgang am Unspunnen- Schwinget gegen Daniel Bösch und Philipp Laimbacher musste 2014 am Kilchberger Schwinget gegen Schwingerkönig Matthias Sempach den Kürzeren ziehen.
Martin Grab (links) und Eugen Hasler schrieben ein Stück Schwingergeschichte. Fotos: zvg