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«Unser Pfarreileben wird wenig vom Bistum Chur beeinflusst»

«Unser Pfarreileben wird wenig vom Bistum Chur beeinflusst» «Unser Pfarreileben wird wenig vom Bistum Chur beeinflusst»

Pater Paul Peng verlässt nach elf Jahren Ende April die Kirchgemeinde Oberiberg. Diese sucht einen neuen Pfarrer für die Gemeinde. Kirchenratspräsident Pius Holdener gibt Auskunft zum Bewerbungsprozess in der Pfarrei Oberiberg.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Sind Sie auf der Suche nach einem Nachfolger für Pater Paul Peng? In der Tat sind wir das. Pater Paul Peng hat im Jahr 2009 das Pfarramt in Oberiberg übernommen und beendet Ende April mit 81 Jahren seine Amtszeit bei uns. Wir suchen einen Priester in einem 60-Prozent-Pensum, idealerweise ab dem 1. Mai. Was machen Sie, wenn Sie keinen Pfarrer finden? Wir haben bereits Bewerbungen vorliegend. Es finden sich durchaus Priester, die gerne zu uns nach Oberiberg wechseln würden. Etwa solche, die an ihrem Ort, an dem sie wirken, nicht glücklich sind. Oftmals besteht aber das Problem, dass der Bischof, der für das Kirchenpersonalwesen zuständig ist, sein Veto gegen einen Wechsel einlegt, weil er eben nicht will, dass ein Priester seine Pfarrei verlässt. Oder Bewerber die aber infolge mangelnder Sprachkenntnisse oder kultureller Andersartigkeit nicht für unser Bergdorf geeignet sind. Schliesslich werden wir keine Wahl haben und froh sein, überhaupt einen Priester zu finden. Wenn alle Stricke reissen: Käme eine Seelsorgeeinheit infrage, in der sich Oberiberg und Unteriberg miteinander verbinden würden?

Das steht ausser Diskussion. Über das Zustandekommen einer Seelsorgeeinheit hat schliesslich auch das Generalvikariat der Urschweiz mitzuentscheiden. Und dieses hat andere Lösungen im Auge. Das Generalvikariat hilft uns vielmehr, einen neuen Pfarrer zu finden. Wäre es vorstellbar, dass Pfarrer Roland Graf neben Unteriberg auch noch Oberiberg betreuen würde?

Das glaube ich weniger. Pfarrer Roland Graf hat genug zu tun in Unteriberg, und er muss ja auch noch Studen betreuen. Und sein Vikar Peter-Klaus Vonlanthen soll nach Schwyz dislozieren, um dort Pfarrer Peter Camenzind zu unterstützen. Wie würden Sie das Wirken von Pater Paul Peng im Rückblick auf seine Amtszeit in Oberiberg beschreiben?

Pater Paul Peng ist wie sein Vorgänger ein Immenseer Missionar und war vor seiner Amtszeit in Oberiberg in Afrika tätig. Von daher hat Paul Peng einen anderen Hintergrund und ist von Grund auf offen und tolerant eingestellt. Wir schätzen uns sehr glücklich, dass dieser Pater bei uns gewirkt hat.

Was hat Pater Paul ausgezeichnet?

Er war sehr menschlich und hilfsbereit und trat überhaupt nicht schulmeisterlich auf. Pater Paul hat sich bei seinen Tätigkeiten eine hohe Messlatte gesetzt und war mit all seinem Herzblut dabei. Er war unermüdlich im Einsatz und hat nie darauf verzichtet, eine Predigt für den Sonntagsgottesdienst vorzubereiten, auch wenn diese Predigt viel Arbeit bedeutet hat. Pater Paul war in einem 60-Prozent-Pensum angestellt, hat aber eher ein 100-Prozent- Pensum bewältigt. Von daher ist es naturgemäss ein hoher Verlust für unsere Kirchgemeinde, diesen Priester zu verlieren. Allerdings verstehen wir alle, dass er nun die Verantwortung abgeben möchte und gönnen ihm von Herzen den neuen und vermutlich letzten Lebensabschnitt.

Inwieweit überschatten die Wirren im Bistum Chur die Pfarrerwahl in Oberiberg? Mit dem Abgang von Generalvikar Martin Kopp ändert sich für uns nicht allzu viel. Sein Team ist mit dem Personalmanagment in den Urschweizern Pfarreien betraut und unterstützt uns in der Suche intensiv. Denn die Voraussetzungen bleiben dieselben – auch mit einem neuen Generalvikar. Allerdings gibt es auch in Oberiberg Widerstand gegen die fristlose Entlassung von Martin Kopp. Unser Pfarrer hat jedenfalls den Protestbrief unterschrieben.

Was würde es für die Kirchgemeinde Oberiberg bedeuten, wenn Roland Graf zum Bischof in Chur gewählt würde? Immerhin gilt er als Geheimfavorit. Unser Vorteil wäre, dass wir Roland Graf bereits kennen und wir dann genau wissen, wo anklopfen in Chur, wenn wir etwas brauchen (lacht). Chur ist weit weg. Unser Pfarreileben, unsere Kirchgemeinde wird wenig vom Bistum Chur beeinflusst und geprägt. Von daher sind wir auch nicht so betroffen von den Wirren rund um dieses Bistum.

Pius Holdener ist Kirchenratspräsident in Oberiberg. Foto: zvg

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