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«Der Smalltalk mit Schülern bleibt da auf der Strecke»

«Der Smalltalk mit Schülern bleibt da auf der Strecke» «Der Smalltalk mit Schülern bleibt da auf der Strecke»

Aufgrund der Corona-Krise dürfen auch Schüler in Einsiedeln nicht mehr in die Schule gehen. Wie das für Schüler und Lehrer nun ist, auf Distanz miteinander zu kommunizieren, erklärt Klaus Zanker von der Stiftsschule.

WOLFGANG HOLZ

Herr Zanker, wie haben Ihre Schüler in der Stiftsschule Einsiedeln das neue Unterrichtsregime aufgenommen? Die Schulschliessung ging an diesem sprichwörtlichen Freitag, den 13., recht schnell. Viel Zeit war da nicht mehr, die Lernenden darauf vorzubereiten. Klar war zuerst auch ein wenig «Ferienstimmung » zu beobachten. Unsere Schüler waren sich dann aber der besonderen Umstände recht schnell bewusst, und der Schulschluss verlief dann doch relativ geordnet. Wie geht es Ihnen jetzt als Lehrer in dieser Situation? Zunächst fragt man sich natürlich, ob das alles wirklich funktionieren kann und wird. Da der Zeitrahmen aber hoffentlich nicht allzu lang ausfallen wird, bin ich mir sicher, dass man die Zeit wird überbrücken können. Der Unterricht fällt nicht flach. Sie unterrichten Ihre Schüler jetzt online. Können Sie kurz erklären, wie das funktioniert? «Präsenzunterricht» ist ja im Moment nur virtuell möglich. Wir nutzen, wie viele andere Schulen auch, Microsoft Teams als «virtuelles Klassenzimmer» mit Chats, Aufgaben, Videobesprechungen und Projekten wie etwa der Erstellung von eigenen Lehrvideos. Dabei finde ich es wichtig, dass die Struktur und Verbindlichkeit des Unterrichts erhalten bleibt. Deswegen versuche ich Fortschrittskontrollen über Tools wie MS Forms oder spielerisch mit Kahoot einzubauen. Welche Probleme ergeben sich für Sie und Ihre Schüler?

Insgesamt ist natürlich von uns Lehrpersonen eine ziemliche Flexibilität gefordert. Auf alle kleinen Fragen, die sonst im Unterricht sehr schnell gestellt und beantwortet werden können, muss jetzt ein wenig umständlich in einer Videobesprechung oder schriftlich geantwortet werden. Für die Schülerinnen und Schüler bedeutet das Ganze vor allem, dass wir jetzt eine erhöhte Eigenverantwortung einfordern müssen. Man muss selbst sehr genau schauen, ob man die geforderten Arbeiten erledigt hat.

Müssen Sie täglich einen Berg von E-Mails abarbeiten, weil Ihnen Schüler Fragen zum Stoff ja nur noch so stellen können? Ein bisschen mehr sind es schon geworden. Im Moment reicht aber die Präsenzzeit auf «Teams» soweit aus, um die meisten Anliegen zu bearbeiten. Wie empfinden Sie den Umgang mit Ihren Schülern auf Distanz?

Nicht immer einfach. Man wählt ja als Lehrperson den Beruf, weil man eben mit den Lernenden direkt im Kontakt stehen will. Kurze Gespräche, wie wir sie mit den Schülern oft auf dem Gang oder in der Pause führen, wenn kleine Fragen auftauchen, oder der Smalltalk, wenn es läutet, bleiben da natürlich auf der Strecke. Haben Sie von Ihren Schülern schon Feedbacks erhalten? Ja, der Situation angemessen, vor allem positive. Es scheint, dass unsere Schüler sehr flexibel auf die neue Situation reagieren. Der Arbeitsaufwand scheint nicht geringer zu sein. Freuen Sie sich und Ihre Schüler schon wieder auf Normalität? Ich glaube, wir alle freuen uns darauf. Für uns Pädagogen gibt es ja auch die Ebene der persönlichen Begegnungen mit den Lernenden. Und die kommt im Moment definitiv zu kurz.

Foto: Wolfgang Holz

Klaus Zanker

Jahrgang: 1981 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Lehrperson Hobbys: Velofahren und Joggen Lesen

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