«Nicht alle Gastro-Betriebe können diese Situation alleine meistern»
Marco Heinzer ist Wirt, Gastgeber und Präsident von GastroSchwyz. Er bringt Verständnis auf für die Notfall-Massnahmen, auch wenn sie die eigene Branche hart treffen.
VICTOR KÄLIN
Vereinzelte Kantone haben den Notstand ausgerufen und unter anderem ein Öffnungsverbot für Restaurants und Hotels erlassen. Droht dem Kanton Schwyz dasselbe? Die aktuelle Lage lässt darauf schliessen, dass der Bundesrat über kurz oder lang eine solche Massnahme schweizweit anordnet. Als Schwyzer Gastro- Präsident stehe ich in Kontakt mit den kantonalen Stellen. Hier spüre ich eher eine Zurückhaltung vor einem solch einschneidenden Schritt. Aber das war der Stand vom Sonntagabend.
Könnten Sie ein generelles Öffnungsverbot auch im Kanton Schwyz nachvollziehen, akzeptieren?
Wir müssen es einfach akzeptieren. Wir sind nicht die einzige Branche, welche die Auswirkungen des Coronavirus zu spüren bekommt. Wenn es so weit sein sollte, müssen auch wir uns solidarisch zeigen. Letztlich sitzen wir alle im gleichen Boot. Wichtig ist in dieser Phase, dass unser Gesundheitssystem nicht kollabiert. Das ist eine besondere Lage. Und diese erfordert besondere Massnahmen. Was würde ein solches Verbot für die Betriebe bedeuten? Das kann man nicht generell für eine ganze Branche beantworten. Jene Betriebe, deren finanzielles Polster ohnehin dünn ist, können diese Situation ohne Fremdhilfe selbst nicht meistern. Betroffen sind auch die Mitarbeitenden. Der Arbeitsunterbruch trifft sie als erste. Sind Ihrer Meinung nach Bund und Kantone gefordert? Ja, das sind sie. Der Bund hat deswegen auch versprochen, genau für Fälle wie zum Beispiel verordnete Betriebseinstellungen Geld einzuschiessen. Was kann der Verband für seine Mitglieder tun? Es geht in erster Linie um Informationen. Was ist jetzt zu tun? Wo kann ich mich informieren? Wichtig ist, dass die Mitglieder umgehend Kurzarbeit anmelden und sich beim eigenen Treuhänder informieren, welche nächsten Schritte zu tun sind. Auf unserer Verbandsseite gastroschwyz. ch gibts unter «Recht & Gesetz» viele praktische Hinweise wie Musterformulare und dergleichen. Der Nationalverband GastroSuisse bietet auf seiner Homepage zudem das Angebot Gastroconsult an.
Wie sieht es in Ihrem Landgasthof «Seeblick» in Gross aus? Auch bei uns werden sehr viele Reservationen storniert. Es gibt weniger Veranstaltungen und generell weniger Gäste. Gestern Montag zum Beispiel wäre unser Betrieb auswärts für den Catering- Service zuständig gewesen. Der Veranstalter sagte den Anlass jedoch ab. Da entschied ich mich, am Montag auch den «Seeblick» nicht mehr zu öffnen. Denn am Dienstag und Mittwoch haben wir ohnehin Wirtesonntag. Generell herrscht in der Branche aufgrund der vielen und kurzfristigen Absagen eine grosse Unsicherheit: Das hat Auswirkungen auf die Personalrekrutierung, aber auch auf die Bestellungen.
Wie geht es Ihnen persönlich? Klagen bringt nichts. Ich kümmere mich vermehrt um die Büroarbeiten, erledige Pendenzen und schaue grundsätzlich nach vorne. Ich denke, dass sich die Fenster, die jetzt da und dort geschlossen werden, auch wieder öffnen.
Das Interview wurde am gestrigen Montag um 10 Uhr geführt.
Marco Heinzer
Vi. Marco («Glüeni») Heinzer ist Gastgeber und Koch im Landgasthof «Seeblick» in Gross. In seinem Betrieb beschäftigt er 13 Personen, einige davon in Teilzeit-Arbeit und als Aushilfe. Seit Jahren bildet Heinzer auch Lehrlinge aus. Derzeit sind es drei. Zwei davon stehen als angehende Koch- und Servicefachfrau kurz vor der Abschlussprüfung. Sie wären im Falle einer Betriebsschliessung als Arbeitnehmer und als Prüflinge doppelt betroffen.
Der 1972 geborene Heinzer ist zudem Kantonalpräsident von GastroSchwyz.
«Wir müssen das einfach akzeptieren »: Marco Heinzer, Präsident GastroSchwyz. Foto: Archiv EA