Weniger Logiernächte in Einsiedeln, aber mehr in der Region
Die Tourismusregion Einsiedeln-Ybrig-Zürichsee verzeichnet für das Jahr 2019 bei den Übernachtungen ein Plus; Einsiedeln selbst einen Rückgang von 3,6 Prozent.
VICTOR KÄLIN
Vor zwei Jahren hat die neu formierte Schwyz Tourismus AG ihre operative Tätigkeit aufgenommen – zeitgleich mit der Einführung der neuen Regionen Brunnen-Schwyz-Mythen, Einsiedeln-Ybrig-Zürichsee, Rigi sowie Stoos-Muotatal. Der Einsiedler Anzeiger befragte mit Simon Elsener den Geschäftsführer der Tourismusregion Einsiedeln- Ybrig-Zürichsee EYZ zum Ergebnis 2019.
Wie sieht das Ergebnis für den Bezirk Einsiedeln und die EYZ-Region aus? Die Region EYZ liegt für das Jahr 2019 mit einem Zuwachs von 1,6 Prozent im Plus (+3347 Logiernächte). Einsiedeln verzeichnet jedoch einen leichten Rückgang von 3,6 Prozent (–2104 Logiernächte). Es könnte jedoch sein, dass bei der Datenerhebung gewisse Betriebe noch in Verzug waren. Von den wesentlichen Hotels haben wir positive Signale zum 2019 erhalten.
Wie kommentieren Sie dieses Ergebnis – auch im Vergleich mit anderen Destinationen? Die EYZ AG ist mit dem Jahr 2019 zufrieden. Trotz fehlendem Schnee im Dezember in Einsiedeln ist das Ergebnis über die ganze Region gut. Mehr Kopfschmerzen macht aktuell die Situation mit dem Coronavirus. Die Auswirkungen auf die Region und somit das Jahr 2020 werden vermehrt spürbar. Annullationen von Klosterführungen und Hotelbuchungen häufen sich seit einigen Tagen – gerade für ältere Reisegruppen. Konkrete Zahlen über die Auswirkungen sind heute noch schwierig abzuschätzen.
Wo steht das EYZ-Ergebnis innerhalb des Kantons? Die Region Einsiedeln-Ybrig-Zürichsee zählt im Kanton Schwyz zu den beiden erfolgreichen Regionen. Einzig Brunnen-Schwyz konnte auch absolut noch etwas mehr zulegen.
Wie ist das Ergebnis für Einsiedeln im Vergleich zur EYZ-Region zu interpretieren: Warum hier weniger, warum da mehr? Abweichungen und Verschiebungen innerhalb einer Region sind normal. Der Gast entscheidet, welches Angebot für ihn am besten passt. Wichtig ist, dass die Region als Ganzes genügend Gäste anspricht. Es zeigt jedoch auch, dass gerade in Einsiedeln weiter an neuen Angeboten und zeitgemässer Infrastruktur gearbeitet werden muss. Der Gast von heute hat andere Ansprüche als noch vor 10 bis 20 Jahren. Investoren und Visionäre sind gefragt.
Die positiven Zahlen von Zürich Tourismus zeigen, dass es der Grossregion Zürich im 2019 gut ging und gerade Hotels in Stadtnähe vom Trend «Städtetourismus » profitieren. Die Region EYZ ist somit mit 1,6 Prozent im Plus zufrieden, jedoch klar nicht an der Spitze der Schweiz mit dabei. Es gilt zeitnah und konsequent das Profil von Orten wie zum Beispiel Einsiedeln oder auch Ybrig zu schärfen und entsprechende Angebote zu schaffen, welche dem heutigen Gästebedürfnis entsprechen. Ein gutes Beispiel ist sicher die Milchmanufaktur, welche überzeugt und sich in den letzten Jahren zum beliebten Ziel von Reisegruppen entwickelt hat. Mit der schwindenden Zuverlässigkeit der Schneesicherheit in tieferen Lagen werden die Jahreszeiten Frühling, Sommer und Herbst zum Schlüssel des Erfolgs. Zudem müssen Angebote im Winter geschaffen werden, welche nicht vom natürlichen Schnee abhängig sind. Der Gast möchte heute zuverlässig wissen, ob ein Angebot steht, bevor er bucht. Gibt es signifikante Ereignisse im Berichtsjahr 2019, welche sich auf das Ergebnis ausgewirkt haben? Fehlender Schnee im November und Dezember in den unteren Lagen, Zunahme der Anzahl Hotelzimmer und Attraktivität in der Stadt Zürich, stärkere Positionierung von anderen Destinationen mit zuverlässigen Produkten (zum Beispiel zuverlässiges Langlauf und starkes Bike-Angebot in der Lenzerheide) … Was ist für 2020 zu erwarten?
Das Welttheater wird die Zahlen in der Region beflügeln. Die Auswirkungen des Coronavirus sind allerdings noch ungewiss. Massnahmen vom Bund für Events über 1000 Personen wie zum Beispiel die Absage des Autosalons, der Giardina oder auch der Hockeyspiele werden sich in den kommenden Wochen häufen und die Reiselust dämpfen. Es wird nicht nur bei fehlenden Gästen aus China bleiben. Bereits folgen Absagen aus Italien. Je nach Entwicklung geht es nun schnell. Was bedeutet das Welttheater 2020 in Einsiedeln für die Logiernächtestatistik?
Das kulturelle Schauspiel vor dem Kloster ist ein äusserst wichtiges Element für Hotels, Gastronomie, Gewerbe sowie Anbietern von Rahmenprogrammen. Das Welttheater soll die Übernachtungszahlen in der ganzen Region beflügeln. Im Rahmen der steigenden Unterhaltungsangebote ist das allerdings eine grosse Herausforderung. Die Tradition alleine ist noch kein Garant für den Erfolg. In Einsiedeln erwarten wir sicher im Rahmen des Grossanlasses auch eine höhere Nachfrage der Klosterführungen sowie weiterer Rahmenangebote. Und welche Gedanken befallen Touristiker beim Gedanken an das Coronavirus? Das Coronavirus ist nun die erste grosse Epidemie im Zeitalter von Social Media. Alles wird schnell kommuniziert, dadurch entsteht eine neue Dynamik bei Entscheidungen. Eine spannende Zeit mit neuen Herausforderungen. Ausmass und Auswirkungen sind daher schwierig abzuschätzen.