Nicht nur das Weihwasser ist weg
Hygienemassnahmen wurden in Einsiedeln wegen des Coronavirus getroffen: Fussballspiele und so manch anderes fallen flach
Die Coronavirus-Epidemie spitzt sich zu: 24 Infizierte verzeichnet die Schweiz derzeit, mehr als 1300 Personen wurden bereits auf Coronavirus-Verdacht abgeklärt, und der Bundesrat hat mittlerweile ein Veranstaltungsverbot ausgesprochen. Auch in Einsiedeln versuchen verschiedene Institutionen, die Menschen vor Ansteckung zu schützen.
WOLFGANG HOLZ
Was ernst gemeinter Schutz vor dem Coronavirus bedeutet, ist derzeit unter anderem im Kloster Einsiedeln zu sehen. Vor dem Eingang der automatischen Schiebetür zur Klosterkirche steht nicht nur ein grosser Desinfektionsmittelspender mit der Bitte auf einer Hinweistafel, beim Besuch der Kirche die Hände zu desinfizieren.
Kein Friedensgruss, keine Mundkommunion Es wird Gläubigen und Pilgern auch erklärt, dass angesichts der aktuellen Gefahr der Verbreitung des Coronavirus das Weihwasser in den Steinbecken bei den Kircheneingängen entfernt wurde. Ausserdem «unterbleiben in den Eucharistiefeiern der Friedensgruss und die Mundkommunion », wie es in dem Info- Schreiben wörtlich heisst. «Wir danken Ihnen für Ihre Mithilfe und Ihr Verständnis. Bleiben Sie gesund!» Diese Massnahmen stossen bei Besuchern der Kirche auf Zustimmung. Eine Pilgerin meint spontan: «Das ist eine christliche Massnahme im Sinne der Nächstenliebe und der Verantwortung für den Nächsten. Im Kloster muss es jemand geben, der etwas von Hygiene versteht. » Sie schlägt sogar vor, in Zukunft grundätzlich auf den Friedensgruss per Handschlag in den Eucharistiefeiern zu verzichten. «Weil in der Kirche immer geschwächte Senioren sind, die sich mit vielem anstecken können. Ein freundliches Zulächeln als Friedensgruss statt eines Handschlags wäre viel segensreicher. » Wobei die beschriebenen Massnahmen gegen den Coronavirus, wie Marc Dosch, Verwaltungsdirektor des Klosters Einsiedeln, versichert, den allgemeinen Standards entsprechen, so wie sie von der Schweizer Bischofskonferenz und dem Bistum in Chur empfohlen worden seien. «Ab sofort gilt auch in unserer Stiftsschule gemäss Empfehlungen des Bundesamts für Gesundheit, dass das Händeschütteln zwischen Lehrern und Schüler zu unterlassen ist.» Suppentag fällt flach
Auch in der Pfarrei Einsiedeln, in der Jugendkirche und in den Viertelskirchen, gelten die gleichen Hygienemassnahmen wie im Kloster. «Zurzeit ist nicht geplant, dass Gottesdienste nicht gefeiert werden. Wir behalten die Situation im Auge und werden situativ bestimmen, was angebracht ist», sagt Pater Aaron Brunner. «Da der Suppentag in unserer Pfarrei erst Ende März stattfindet, werden wir zu gegebenem Zeitpunkt über dessen Durchführung entscheiden.» Anders dagegen in der reformierten Kirchgemeinde. Dort fällt der Suppentag flach.
«Das ist hejbsch schad», teilte der reformierte Pfarrer Urs Jäger vergangenen Freitag unserer Zeitung mit. Nach Konsultation des Kantonsarztes habe die reformierte Kirchgemeinde aber beschliessen müssen, den für Sonntag, 8. März, geplanten Suppentag abzusagen. Ein Verschiebedatum gebe es vorerst nicht. «Das macht keinen Sinn, da man nicht weiss, wie sich die Situation entwickeln wird.» Die Gottesdienste finden dagegen in der reformierten Kirchgemeinde Einsiedelns vorläufig weiter wie geplant statt. Keine Grossveranstaltungen
Aber nicht nur solche Veranstaltungen wie der Suppentag der reformierten Kirche in Einsiedeln fallen flach. Nachdem der Bundesrat vergangenen Freitag an einer ausserordentlichen Sitzung die Situation bezüglich Coronavirus neu als «besondere Lage» eingestuft hat, ist ein Verbot von allen privaten und öffentlichen Grossveranstaltungen in der Schweiz mit mehr als 1000 teilnehmenden Personen erlassen worden. Dieses Verbot tritt ab sofort in Kraft und gilt mindestens bis am 15. März. Bei privaten und öffentlichen Veranstaltungen, bei denen weniger als 1000 Personen teilnehmen, liege die Risikoabschätzung in der Kompetenz der Kantone.
Kleine Veranstaltungen in Schwyz erlaubt Der kantonale Sonderstab Coronavirus Schwyz hat in einer ersten allgemeinen Risikoabwägung entschieden, dass im Kanton Schwyz Anlässe mit weniger als 1000 Personen bis auf weiteres durchgeführt werden können. Der Sonderstab appelliert gleichzeitig an die Veranstalter und an die teilnehmenden Personen, die Eigenverantwortung wahrzunehmen. Dazu zählen insbesondere die Einhaltung der Hygieneempfehlungen und Verhaltensregeln in der Öffentlichkeit des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Personen, die Grippesymptome aufweisen, wird zudem dringend von der Teilnahme an Anlässen abgeraten. Damit würden sie sich selber und andere Personen schützen.
Während landesweit also die Superleague-Fussballspiele wegen des Coronavirus abgesagt werden mussten,und Eishockeyspiele nur vor leerer Zuschauerkulisse stattfinden konnten, können im Kanton Schwyz also kleinere Anlässe über die Bühne gehen. Die Fussballspiele- Freundschaftsspiele des FC Einsiedeln indes nicht.
Denn der Schweizerische Fussballverband (SFV) hat am vergangenen Freitagnachmittag über die aktuelle Situation im Zusammenhang mit dem Coronavirus beraten und beschlossen, alle Fussballspiele im SFV-Zuständigkeitsbereich bis und mit gestrigem Montag zu verschieben. Heute wird der SFV neu informieren.
Der SFV reagierte damit auf die Anordnung des Bundesrates vom Freitagvormittag zum Verbot von Grossveranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern bis mindestens am 15. März 2020 und auf die Pflicht, für Veranstaltungen mit weniger Teilnehmerinnen und Teilnehmern, mit der zuständigen kantonalen Behörde eine Risikoabwägung vorzunehmen, beziehungsweise eine Bewilligung einzuholen. Von der Massnahme betroffen sind alle Meisterschafts- und Freundschaftsspiele auf Rasen und in der Halle der Männer, Frauen und Junioren des SFV selbst, der Ersten Liga, der Amateur Liga und der Regionalverbände.
Auch die Viertelfinalpartien im Helvetia Schweizer Cup vom Mittwoch, 4. und Donnerstag, 5. März, sind von der Massnahme betroffen und werden auf noch zu bestimmende Daten verschoben.
SFV-Präsident Dominique Blanc und Generalsekretär Robert Breiter betonen, dass die Sicherheit aller Beteiligten in den Vordergrund gestellt werden müsse: «Der SFV bedauert diesen Entscheid sehr. Die Gesundheit unserer Mitglieder, der Eltern, der freiwilligen Helfer und der Fans steht jedoch über allem. » Doch nicht nur grössere Veranstaltungen wie Fussballspiele fallen flach, auch kleinere Events wie etwa die Buchvorstellung «Einblicke ins Buch» im Kaffeehaus zu den Dreiherzen in Einsiedeln am Freitag, 6. März. Keine Begrüssungsküsschen
Was die Proben des Welttheaters angehen, hält die Künstlerische Leitung am Probenplan fest. Dennoch sollen sich die Teilnehmer bei der Probenarbeit an die vom Bundesamt für Gesundheit herausgegebenen Hygieneanweisungen halten. Sprich: Wer sich krank fühle, solle zu Hause bleiben. Regelmässiges und richtiges Händewaschen mit Seife wird empfohlen, und Händeschütteln und Begrüssungsküsschen sind zu unterlassen: «Wir nehmen es nicht persönlich», heisst es in einer E-Mail an die Teilnehmer.
«Trotzdem proben wir Szenen, in denen wir uns körperlich nahe kommen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass jeder und jede von Euch die Situation individuell einschätzt – zum Beispiel, wenn Du gerade im Ausland in den Ferien warst», heisst es in der E-Mail weiter. «Wir wollen zusammen ein gutes Stück machen, aber auch hier gilt: Gesundheit und Sicherheit gehen vor.»
«Das ist hejbsch schad.»
Urs Jäger, Reformierter Pfarrer
«Trotzdem proben wir Szenen, in denen wir uns körperlich nahe kommen.»
Welttheater, Künstlerische Leitung
Wer die Klosterkirche besuchen will, muss die Hände desinfizieren.
Die Weihwasserbecken sind trocken. Fotos: Wolfgang Holz
Hamsterkäufe wegen des Coronavirus hinterlassen unübersehbare Lücken in den Lebensmittelregalen – wie hier bei der Migros.